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Das Pergament des Himmels


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Rezension von

Julia Göpfert

Das Pergament des Himmels Theresa kann fließend Griechisch und Latein sprechen, lesen und schreiben. Trotzdem ist ihr Wunsch in Würzburg Pergamentiergesellin zu werden zur Zeit Karl des Großen eigentlich unerfüllbar. Am Tag ihrer Prüfung nimmt eine katastrophale Entwicklung ihren Lauf. Ihr Vater Gorgias wird überfallen und ihm wird ein kostbares und überaus wichtiges Dokument geraubt. Als ihr Meister Korne sie anschließend absichtlich durch ihre Prüfung fallen lassen will, gerät sie mit ihm in einen Streit in dessen Verlauf die ganze Pergamentwerkstatt in Flammen aufgeht. Während in Würzburg alle glauben sie sei in den Flammen umgekommen, flieht Theresa von Schuldgefühlen geplagt nach Fulda. Auf dem Weg dorthin trifft sie Haldor, der ihr das Leben rettet. Alkuin von York, der Ratgeber Karls des Großen, erkennt ihr Talent und macht sie zu seiner Gehilfin. Endlich kann Theresa ihre Leidenschaft, das Schreiben, ausüben. Doch in Fulda häufen sich mysteriöse Todesfälle, die, wie Alkuin und sie herausfinden, durch verdorbenes Korn verursacht werden. Gemeinsam versuchen sie den Schuldigen zu finden und die Hintergründe aufzudecken, wodurch Theresa immer tiefer in den Strudel politischer Intrigen hinein gezogen wird. Wem kann sie überhaupt noch trauen, denn ihr Geliebter Haldor warnt sie eindringlich vor Alkuin? Und was hat der Bischof Lotario damit zu tun, der gerade dabei ist einen unschuldigen Schwachsinnigen für einen Mord hinrichten lassen will, den dieser offenbar gar nicht begangen hat? Als auch ihre Freundin die Schwarze Helga vom Getreidebrand befallen scheint und schließlich spurlos verschwindet, entschließt sich Theresa zu handeln. Sie bricht ihren Eid gegenüber Alkuin alles geheim zu halten und vertraut sich Lotario an. Mit dem Ergebnis, dass sie Alkuin als Angeklagten vor Karl dem Großen wieder findet: „Sie hatte das Gefühl [damit] einen großen Fehler begangen zu haben. [...] Doch inzwischen mischte sich auch Ärger in ihren Kummer. Hatte Alkuin sie im Grunde nur benutzt, um seine Pläne zu verfolgen?“ Während dessen versucht ihr Vater Gorgias in Würzburg das gestohlene Pergament wieder herzustellen. Doch auch er muss vorsichtig sein, wem er es anvertraut. Denn dieses Schriftstück verleiht seinem Besitzer nicht weniger als die Herrschaft über das Abendland. Ein großartiger Roman, dem es die ganze Zeit gelingt, den Spannungsbogen auf einem hohen Niveau zu halten, was auf über 550 Seiten eine nicht zu unterschätzende Leistung ist. Die ganze Zeit fragt man sich wem man in diesem Buch überhaupt trauen kann. Erst ganz zum Schluss werden die Verbindungen zwischen allen Vorkommnissen offengelegt. Farbenreich treten viele unterschiedliche Charaktere auf, denen Garrido auch liebevoll ihre eigene Seele und Geschichte schenkt. Angefangen von der Dirne Helga über den Fellverkäufer Althar bis hin zu Alkuin und schließlich auch zu Theresa selbst. Theresas Sturheit ist bemerkenswert. Sie tut so gut wie nie das, was andere ihr sagen. Da sie zum Schluss aber mit ihrer Methode trotzdem immer Erfolg hat, verzeiht man ihr das gerne. Am faszinierendsten ist jedoch Alkuin von York. Antonio Garrido nahm sich bei seiner Erschaffung den großen mittelalterlichen Gelehrten Alcunius zum Vorbild. Im Roman wird er als Ratgeber Karls des Großen und als mächtigste Figur neben diesem dargestellt. Auch wenn es immer wieder unklar bleibt, ob Theresa ihm trauen kann, ist Alkuin doch eine sympatische Figur. Durch sein Wissen, seine Cleverness und die Genauigkeit seiner Beobachtung erinnert er an Ecos William von Oackham und wird neben Theresa zu einer zweiten Hauptfigur aufgebaut. Während der Leser jede noch so kleine Absicht Theresas bis ins Kleinste nachvollziehen kann, werden ihm die Absichten Alkuins nur teilweise enthüllt. Auf der einen Seite ist er bereit durch den Versuch einen Ertrinkenden zu retten ein ganzes Schiff in Gefahr zu bringen, auf der anderen Seite setzt er die Menschen um ihn herum und deren Leben ohne deren Wissen wie Schachfiguren ein, wenn es um das Aufdecken von Geheimnissen und das Erreichen seiner Ziele geht. So erklärt der empörten Theresa, dass er sie absichtlich dazu gebracht hatte ihren Eid ihm gegenüber zu brechen: „Nur auf diese Weise konnte ich meine Nachforschungen ungestört weiterführen. [...] Ich wollte verhindern, dass du Lotario durch irgendeine Kleinigkeit misstrauisch machst. Er sollte dir vertrauen und deiner Darstellung unbedingten Glauben schenken.“ Um es dem Leser leicht zu machen sich im Jahr 799 zu Recht zu finden, kommen immer wieder historische Erläuterungen vor, die in das Geschehen eingewebt sind, wie z.B. die Herstellung von Pergament oder die Bedeutung der Konstantinischen Schenkung für das Reich Karl des Großen. Der Zufall oder, wie es Theresa und Alkuin ausdrücken würden, die göttliche Vorhersehung, spielt in diesem Roman teilweise eine große Rolle, beispielsweise am Anfang von Theresas Flucht: Zufällig wird sie rechtzeitig von Haldor gerettet, findet sie auf dem Weg nach Fulda Haldors verendetes Pferd mit Essensvorräten in den Satteltaschen, findet sie an einem Flußübergang ein verlassenes Boot, trifft sie Althar, der ihr schließlich helfen will nach Fulda zu gelangen, gehen sie zu Haldors Pferd zurück und treffen dort wieder auf den verblutenden Haldor. Diese Zufälle sind aber trotz allem logisch erklärbar, tun der Spannung keinen Abbruch und geben dem Roman sogar seinen eigenen Charme, indem sie das ganze Geschehen so wirken lassen, als hätte Gott wirklich alles vorherbestimmt: auch das Ende.

Theresa kann fließend Griechisch und Latein sprechen, lesen und schreiben. Trotzdem ist ihr Wunsch in Würzburg Pergamentiergesellin zu werden zur Zeit Karl des Großen eigentlich unerfüllbar. Am Tag ihrer Prüfung nimmt eine katastrophale Entwicklung ihren Lauf. Ihr Vater Gorgias wird überfallen und ihm wird ein kostbares und überaus wichtiges Dokument geraubt. Als ihr Meister Korne sie anschließend absichtlich durch ihre Prüfung fallen lassen will, gerät sie mit ihm in einen Streit in dessen Verlauf die ganze Pergamentwerkstatt in Flammen aufgeht.

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Während in Würzburg alle glauben sie sei in den Flammen umgekommen, flieht Theresa von Schuldgefühlen geplagt nach Fulda. Auf dem Weg dorthin trifft sie Haldor, der ihr das Leben rettet. Alkuin von York, der Ratgeber Karls des Großen, erkennt ihr Talent und macht sie zu seiner Gehilfin. Endlich kann Theresa ihre Leidenschaft, das Schreiben, ausüben. Doch in Fulda häufen sich mysteriöse Todesfälle, die, wie Alkuin und sie herausfinden, durch verdorbenes Korn verursacht werden. Gemeinsam versuchen sie den Schuldigen zu finden und die Hintergründe aufzudecken, wodurch Theresa immer tiefer in den Strudel politischer Intrigen hinein gezogen wird. Wem kann sie überhaupt noch trauen, denn ihr Geliebter Haldor warnt sie eindringlich vor Alkuin? Und was hat der Bischof Lotario damit zu tun, der gerade dabei ist einen unschuldigen Schwachsinnigen für einen Mord hinrichten lassen will, den dieser offenbar gar nicht begangen hat? Als auch ihre Freundin die Schwarze Helga vom Getreidebrand befallen scheint und schließlich spurlos verschwindet, entschließt sich Theresa zu handeln. Sie bricht ihren Eid gegenüber Alkuin alles geheim zu halten und vertraut sich Lotario an. Mit dem Ergebnis, dass sie Alkuin als Angeklagten vor Karl dem Großen wieder findet:

„Sie hatte das Gefühl [damit] einen großen Fehler begangen zu haben. [...] Doch inzwischen mischte sich auch Ärger in ihren Kummer. Hatte Alkuin sie im Grunde nur benutzt, um seine Pläne zu verfolgen?“

Während dessen versucht ihr Vater Gorgias in Würzburg das gestohlene Pergament wieder herzustellen. Doch auch er muss vorsichtig sein, wem er es anvertraut. Denn dieses Schriftstück verleiht seinem Besitzer nicht weniger als die Herrschaft über das Abendland.

Ein großartiger Roman, dem es die ganze Zeit gelingt, den Spannungsbogen auf einem hohen Niveau zu halten, was auf über 550 Seiten eine nicht zu unterschätzende Leistung ist. Die ganze Zeit fragt man sich wem man in diesem Buch überhaupt trauen kann. Erst ganz zum Schluss werden die Verbindungen zwischen allen Vorkommnissen offengelegt.

Farbenreich treten viele unterschiedliche Charaktere auf, denen Garrido auch liebevoll ihre eigene Seele und Geschichte schenkt. Angefangen von der Dirne Helga über den Fellverkäufer Althar bis hin zu Alkuin und schließlich auch zu Theresa selbst.

Theresas Sturheit ist bemerkenswert. Sie tut so gut wie nie das, was andere ihr sagen. Da sie zum Schluss aber mit ihrer Methode trotzdem immer Erfolg hat, verzeiht man ihr das gerne.

Am faszinierendsten ist jedoch Alkuin von York. Antonio Garrido nahm sich bei seiner Erschaffung den großen mittelalterlichen Gelehrten Alcunius zum Vorbild. Im Roman wird er als Ratgeber Karls des Großen und als mächtigste Figur neben diesem dargestellt. Auch wenn es immer wieder unklar bleibt, ob Theresa ihm trauen kann, ist Alkuin doch eine sympatische Figur. Durch sein Wissen, seine Cleverness und die Genauigkeit seiner Beobachtung erinnert er an Ecos William von Oackham und wird neben Theresa zu einer zweiten Hauptfigur aufgebaut. Während der Leser jede noch so kleine Absicht Theresas bis ins Kleinste nachvollziehen kann, werden ihm die Absichten Alkuins nur teilweise enthüllt. Auf der einen Seite ist er bereit durch den Versuch einen Ertrinkenden zu retten ein ganzes Schiff in Gefahr zu bringen, auf der anderen Seite setzt er die Menschen um ihn herum und deren Leben ohne deren Wissen wie Schachfiguren ein, wenn es um das Aufdecken von Geheimnissen und das Erreichen seiner Ziele geht. So erklärt der empörten Theresa, dass er sie absichtlich dazu gebracht hatte ihren Eid ihm gegenüber zu brechen: „Nur auf diese Weise konnte ich meine Nachforschungen ungestört weiterführen. [...] Ich wollte verhindern, dass du Lotario durch irgendeine Kleinigkeit misstrauisch machst. Er sollte dir vertrauen und deiner Darstellung unbedingten Glauben schenken.“

Um es dem Leser leicht zu machen sich im Jahr 799 zu Recht zu finden, kommen immer wieder historische Erläuterungen vor, die in das Geschehen eingewebt sind, wie z.B. die Herstellung von Pergament oder die Bedeutung der Konstantinischen Schenkung für das Reich Karl des Großen.

Der Zufall oder, wie es Theresa und Alkuin ausdrücken würden, die göttliche Vorhersehung, spielt in diesem Roman teilweise eine große Rolle, beispielsweise am Anfang von Theresas Flucht: Zufällig wird sie rechtzeitig von Haldor gerettet, findet sie auf dem Weg nach Fulda Haldors verendetes Pferd mit Essensvorräten in den Satteltaschen, findet sie an einem Flußübergang ein verlassenes Boot, trifft sie Althar, der ihr schließlich helfen will nach Fulda zu gelangen, gehen sie zu Haldors Pferd zurück und treffen dort wieder auf den verblutenden Haldor. Diese Zufälle sind aber trotz allem logisch erklärbar, tun der Spannung keinen Abbruch und geben dem Roman sogar seinen eigenen Charme, indem sie das ganze Geschehen so wirken lassen, als hätte Gott wirklich alles vorherbestimmt: auch das Ende.

geschrieben am 22.03.2009 | 830 Wörter | 4736 Zeichen

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