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Dunkel


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Rezension von

Andreas Jur

Dunkel Wolfgang Hohlbein ist ein geradezu schreibbesessener Geschichtenerzähler – zu einem wirklichen Literaten und Künstler des geschriebenen Wortes hat es nie gereicht, aber wenn man sich darauf einstellt und den Geschichten selbst hingibt, nimmt man ihm dieses Manko auch nicht übel. Immerhin hat er es mit den Jahren geschafft, die beständige Nutzung abgeschliffener Phrasen und dramaturgischer Wortplattitüden einzudämmen. Dass bei der enormen Masse an Veröffentlichungen nicht viel Muße für literarische Feinheiten bleibt, ist nachvollziehbar – weit über 200 Bücher in 20 Jahren Schreibtätigkeit zeugen von einem beeindruckenden Schaffensdrang. Hohlbein geht es nicht um eloquente Satzkonstruktionen oder ausgefeilte Wortgebilde, sondern um die Geschichten; und dass er diese ansprechend zu präsentieren weiß, zeigt sein für deutsche Autoren erstaunlicher Erfolg. Natürlich ist es schon etwas verwunderlich, wie es zu dieser allgemeinen Beachtung kommen konnte, da auch seine Geschichten unter dramaturgischen Schwächen leiden, sich die Ideen gern wiederholen und so manches Werk rein kommerziell motiviert ist, aber nehmen wir Hohlbein einfach hin wie er nun einmal als Autor ist, gönnen ihm den Erfolg seines Schaffens und gestehen ihm die herausragende Stellung in der Autorengemeinde zu – und gerade durch seinen schlichten Stil gelingt es ihm in besonderem Maße, Kinder und Jugendliche für die phantastische Literatur zu interessieren, was ich ihm sehr zugute halten möchte. Den Vampirroman "Dunkel" zähle ich zu Hohlbeins gelungeneren Werken, was sich wie zumeist bei Hohlbein nicht richtig objektiv begründen lässt, sondern in meinem Falle dadurch motiviert ist, dass ich das Buch gebannt in einem Zug aufgesogen habe – das sollte man als gutes Zeichen werten. Hohlbein hat es geschafft, mich als Leser intensiv genug in die Geschichte zu ziehen, um emotional beteiligt zu reagieren und mich im Geiste auf die Seite des eher gebeutelten als heldenhaften Protagonisten zu schlagen. Der freischaffende Photograph Jan wird in einem Kinokomplex Zeuge eines mysteriösen Todesfalles und darf sofort am eigenen Leibe einen Angriff aus der Schattenwelt erfahren, den er allerdings überlebt. Wie sich herausstellt, gibt es eine ganze 'Mordserie' dieser Art und er ist der bislang einzige Überlebende, was das Interesse der in ihren Motiven schwer durchschaubaren Vera auf sich zieht sowie das der Kripo. Fortan wird sein Leben gänzlich umgekrempelt und die folgenden Tage werden zu einer gnadenlosen Jagd und einem Kampf um die Existenz. Dass es sich bei dem Angreifer um einen Vampir handelt, wird eigentlich erst sehr spät deutlich; abseits der üblichen Klischees und mit gelungener Spannungsdichte wird das Wirken dieser Wesen in einer Art Realität hinter der Realität offen gelegt und Leser wie Hauptheld geraten in einen Strudel unwirklicher Bedrohungen und Konflikte mit der Alltagswelt. Hohlbeins Vampire sind keine Blut saugenden Fledermäuse, sondern eher Energiefresser mit illusionistischen und Willen beherrschenden Fähigkeiten; manipulativ, gefühlskalt, gefährliche Spieler mit dem Schicksal der Menschen. Die Bedrohung schleicht sich in die Handlung und kommt erst zum Ende zu einem offenen und aktionsgeladenen Ausbruch, so dass diese Komponente durchaus mit Feingefühl verwirklicht wurde. Die Charakterdarstellung der Hauptakteure ist gelungen und wirkt lebensecht; die Einbindung in eine reale Handlungswelt dagegen hätte noch mehr Tiefe vertragen. Hohlbein ist mit Opfern auf dem Weg zum Finale nicht gerade zimperlich, und dass die Geschichte nicht auf ein Happy End hinaus läuft und dieses halb offene Ende sich durchaus unerwartet gestaltet, ist als deutlicher Pluspunkt zu verzeichnen. Die für Vampirgeschichten prägende animalisch-erotische Komponente von "Dunkel" ist übrigens auch nicht zu verachten. Einige Punkte werfen allerdings Fragen auf, was zum Beispiel die insektoiden Andeutungen in Bezug auf die Vampire angeht oder die Tatsache, dass ein ganzes Volk, darunter zwei der wohl mächtigsten seiner Geschöpfe, es sich ausgerechnet in der Schattenwelt von Neuss bequem gemacht haben. Aber Hohlbein-Bücher darf man eben nicht allzu kritisch beäugen, sondern sollte sie wie einen guten Film ohne hohe Anspruchserwartungen allein der Geschichte, Spannung und Action wegen mit lockerer Lesehaltung genießen. Das Material würde sich übrigens in der Tat sehr gut für einen ordentlichen Suspense-Horror-Film eignen. "Dunkel" zählt somit zu den Hohlbein-Veröffentlichungen, die ich guten Gewissens zur kurzweiligen Lektüre empfehlen kann.

Wolfgang Hohlbein ist ein geradezu schreibbesessener Geschichtenerzähler – zu einem wirklichen Literaten und Künstler des geschriebenen Wortes hat es nie gereicht, aber wenn man sich darauf einstellt und den Geschichten selbst hingibt, nimmt man ihm dieses Manko auch nicht übel. Immerhin hat er es mit den Jahren geschafft, die beständige Nutzung abgeschliffener Phrasen und dramaturgischer Wortplattitüden einzudämmen. Dass bei der enormen Masse an Veröffentlichungen nicht viel Muße für literarische Feinheiten bleibt, ist nachvollziehbar – weit über 200 Bücher in 20 Jahren Schreibtätigkeit zeugen von einem beeindruckenden Schaffensdrang. Hohlbein geht es nicht um eloquente Satzkonstruktionen oder ausgefeilte Wortgebilde, sondern um die Geschichten; und dass er diese ansprechend zu präsentieren weiß, zeigt sein für deutsche Autoren erstaunlicher Erfolg. Natürlich ist es schon etwas verwunderlich, wie es zu dieser allgemeinen Beachtung kommen konnte, da auch seine Geschichten unter dramaturgischen Schwächen leiden, sich die Ideen gern wiederholen und so manches Werk rein kommerziell motiviert ist, aber nehmen wir Hohlbein einfach hin wie er nun einmal als Autor ist, gönnen ihm den Erfolg seines Schaffens und gestehen ihm die herausragende Stellung in der Autorengemeinde zu – und gerade durch seinen schlichten Stil gelingt es ihm in besonderem Maße, Kinder und Jugendliche für die phantastische Literatur zu interessieren, was ich ihm sehr zugute halten möchte.

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Den Vampirroman "Dunkel" zähle ich zu Hohlbeins gelungeneren Werken, was sich wie zumeist bei Hohlbein nicht richtig objektiv begründen lässt, sondern in meinem Falle dadurch motiviert ist, dass ich das Buch gebannt in einem Zug aufgesogen habe – das sollte man als gutes Zeichen werten. Hohlbein hat es geschafft, mich als Leser intensiv genug in die Geschichte zu ziehen, um emotional beteiligt zu reagieren und mich im Geiste auf die Seite des eher gebeutelten als heldenhaften Protagonisten zu schlagen.

Der freischaffende Photograph Jan wird in einem Kinokomplex Zeuge eines mysteriösen Todesfalles und darf sofort am eigenen Leibe einen Angriff aus der Schattenwelt erfahren, den er allerdings überlebt. Wie sich herausstellt, gibt es eine ganze 'Mordserie' dieser Art und er ist der bislang einzige Überlebende, was das Interesse der in ihren Motiven schwer durchschaubaren Vera auf sich zieht sowie das der Kripo. Fortan wird sein Leben gänzlich umgekrempelt und die folgenden Tage werden zu einer gnadenlosen Jagd und einem Kampf um die Existenz.

Dass es sich bei dem Angreifer um einen Vampir handelt, wird eigentlich erst sehr spät deutlich; abseits der üblichen Klischees und mit gelungener Spannungsdichte wird das Wirken dieser Wesen in einer Art Realität hinter der Realität offen gelegt und Leser wie Hauptheld geraten in einen Strudel unwirklicher Bedrohungen und Konflikte mit der Alltagswelt. Hohlbeins Vampire sind keine Blut saugenden Fledermäuse, sondern eher Energiefresser mit illusionistischen und Willen beherrschenden Fähigkeiten; manipulativ, gefühlskalt, gefährliche Spieler mit dem Schicksal der Menschen. Die Bedrohung schleicht sich in die Handlung und kommt erst zum Ende zu einem offenen und aktionsgeladenen Ausbruch, so dass diese Komponente durchaus mit Feingefühl verwirklicht wurde. Die Charakterdarstellung der Hauptakteure ist gelungen und wirkt lebensecht; die Einbindung in eine reale Handlungswelt dagegen hätte noch mehr Tiefe vertragen. Hohlbein ist mit Opfern auf dem Weg zum Finale nicht gerade zimperlich, und dass die Geschichte nicht auf ein Happy End hinaus läuft und dieses halb offene Ende sich durchaus unerwartet gestaltet, ist als deutlicher Pluspunkt zu verzeichnen. Die für Vampirgeschichten prägende animalisch-erotische Komponente von "Dunkel" ist übrigens auch nicht zu verachten. Einige Punkte werfen allerdings Fragen auf, was zum Beispiel die insektoiden Andeutungen in Bezug auf die Vampire angeht oder die Tatsache, dass ein ganzes Volk, darunter zwei der wohl mächtigsten seiner Geschöpfe, es sich ausgerechnet in der Schattenwelt von Neuss bequem gemacht haben. Aber Hohlbein-Bücher darf man eben nicht allzu kritisch beäugen, sondern sollte sie wie einen guten Film ohne hohe Anspruchserwartungen allein der Geschichte, Spannung und Action wegen mit lockerer Lesehaltung genießen. Das Material würde sich übrigens in der Tat sehr gut für einen ordentlichen Suspense-Horror-Film eignen.

"Dunkel" zählt somit zu den Hohlbein-Veröffentlichungen, die ich guten Gewissens zur kurzweiligen Lektüre empfehlen kann.

geschrieben am 25.09.2004 | 652 Wörter | 3905 Zeichen

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