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Schnee in Venedig


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Rezension von

André Kesper

Schnee in Venedig Brunettis Ahnherr entdeckt Die Kulisse des winterlichen Venedigs und die latente Frivolität seines gesellschaftlichen Lebens, die Habsburgerzeit rund um die faszinierende Gestalt der Kaiserin Elisabeth und eine sich anbahnende Liebesgeschichte klingen als Hintergrund eines soeben erschienenen Romans wenig neu und spektakulär. Und wenn dann die Hauptfigur auch noch in Gestalt eines rührigen Commissarios, halbherzig, aber seriös in seiner venezianischen Questura arbeitend, aufgerieben durch Korruption und Filz, daherkommt, scheint die Frage nahe liegend: Greift da jemand auf Bekanntes und Bewährtes zurück? Dieser Jemand ist ein ebenso kultivierter wie angegrauter Herr namens Nicolas Remin, studierter Literaturwissenschafter, Philosoph und Kunsthistoriker, in der Lüneburger Heide und in der Toskana lebend, lesend und schreibend. Sein Debütroman „Schnee in Venedig“ soll der Auftakt einer Serie um Commissario Tron, den letzten Spross eines verarmten venezianischen Adelsgeschlechts, sein. Auf einem österreichischen Dampfer, der von Triest nach Venedig unterwegs ist, geschehen während einer stürmischen Nacht zwei Morde: Ein kaiserlicher Hofbeamter und eine junge Frau werden tot in einer Kabine der ersten Klasse entdeckt. Commissario Alvise Tron wird mitten aus den Vorbereitungen für den Maskenball in seinem Palazzo gerufen und beginnt mit den Ermittlungen. Schon bald allerdings wird er von höherer Stelle kalt gestellt; mit der Begründung, die Morde stünden im Zusammenhang mit einem geplanten Attentat auf die in Venedig weilende Kaiserin, übernimmt die österreichische Militärpolizei den Fall. Trotz anders lautender Anweisungen seines Polizeipräsidenten ermittelt Tron auf eigene Faust weiter und entdeckt Abgründe menschlichen Trachtens. Aus dem Hintergrund von zwei mutigen Frauen, der Principessa di Montalcino und der jungen Kaiserin Elisabeth, unterstützt, lässt sich der Commissario nicht mehr von seinem Weg abbringen, auch dann nicht, als er selber in höchster Gefahr schwebt. Nicht alles ist Remin auf seinen ersten dreihundertfünfzig Seiten vollends geglückt. Es bleibt etwa schleierhaft, weshalb er in seinen Kapiteln konsequent die Zeitformen ändert. Es verwirrt, wenn die Kaiserin jeweils in der Gegenwart lebt, einige Seiten später der Haupttäter aber in wechselnden Vergangenheitsformen mordet. Die eine oder andere Szene mutet etwas seltsam an, entbehrt gar einer gewissen Logik, ohne dass sich dies allerdings gravierend auf die Handlung auswirkt. Wer das Buch am Schluss zufrieden zuklappt, mag sich zudem fragen, ob das Happyend so süss ausfallen musste. Abgesehen von diesen Schönheitsfehlern, bereitet das Buch viel Spass. Man wird entführt in eine fast vergessene, sinnliche Zeit, begleitet von einer gepflegten, bildhaften Sprache und einer sorgfältig aufgebauten und entwickelten Handlung. Es wird interessant sein, den Debütanten Nicolas Remin in den kommenden Jahren zu begleiten. Es scheint, als hätte sich der zurückhaltend und stilvoll wirkende Literat und Philosoph viel Zeit für seinen Erstlingsroman gelassen. Und man darf wohl getrost davon ausgehen, dass der Autor, der sein Leben eigenen Angaben zufolge hauptsächlich lesend verbracht hat, hohe Ansprüche an sich und sein literarisches Schaffen stellt. Commissario Tron hat als Hauptfigur durchaus Potential. Eingebunden in ein authentisches geschichtliches Umfeld, und als glaubwürdige Gestalt in seiner Persönlichkeit und seinen Beziehungen zunehmend entfaltet, kann er uns in den weiteren Folgen der Serie viel Freude bereiten.

Brunettis Ahnherr entdeckt

weitere Rezensionen von André Kesper


Die Kulisse des winterlichen Venedigs und die latente Frivolität seines gesellschaftlichen Lebens, die Habsburgerzeit rund um die faszinierende Gestalt der Kaiserin Elisabeth und eine sich anbahnende Liebesgeschichte klingen als Hintergrund eines soeben erschienenen Romans wenig neu und spektakulär. Und wenn dann die Hauptfigur auch noch in Gestalt eines rührigen Commissarios, halbherzig, aber seriös in seiner venezianischen Questura arbeitend, aufgerieben durch Korruption und Filz, daherkommt, scheint die Frage nahe liegend: Greift da jemand auf Bekanntes und Bewährtes zurück?

Dieser Jemand ist ein ebenso kultivierter wie angegrauter Herr namens Nicolas Remin, studierter Literaturwissenschafter, Philosoph und Kunsthistoriker, in der Lüneburger Heide und in der Toskana lebend, lesend und schreibend. Sein Debütroman „Schnee in Venedig“ soll der Auftakt einer Serie um Commissario Tron, den letzten Spross eines verarmten venezianischen Adelsgeschlechts, sein.

Auf einem österreichischen Dampfer, der von Triest nach Venedig unterwegs ist, geschehen während einer stürmischen Nacht zwei Morde: Ein kaiserlicher Hofbeamter und eine junge Frau werden tot in einer Kabine der ersten Klasse entdeckt. Commissario Alvise Tron wird mitten aus den Vorbereitungen für den Maskenball in seinem Palazzo gerufen und beginnt mit den Ermittlungen. Schon bald allerdings wird er von höherer Stelle kalt gestellt; mit der Begründung, die Morde stünden im Zusammenhang mit einem geplanten Attentat auf die in Venedig weilende Kaiserin, übernimmt die österreichische Militärpolizei den Fall. Trotz anders lautender Anweisungen seines Polizeipräsidenten ermittelt Tron auf eigene Faust weiter und entdeckt Abgründe menschlichen Trachtens.

Aus dem Hintergrund von zwei mutigen Frauen, der Principessa di Montalcino und der jungen Kaiserin Elisabeth, unterstützt, lässt sich der Commissario nicht mehr von seinem Weg abbringen, auch dann nicht, als er selber in höchster Gefahr schwebt.

Nicht alles ist Remin auf seinen ersten dreihundertfünfzig Seiten vollends geglückt. Es bleibt etwa schleierhaft, weshalb er in seinen Kapiteln konsequent die Zeitformen ändert. Es verwirrt, wenn die Kaiserin jeweils in der Gegenwart lebt, einige Seiten später der Haupttäter aber in wechselnden Vergangenheitsformen mordet.

Die eine oder andere Szene mutet etwas seltsam an, entbehrt gar einer gewissen Logik, ohne dass sich dies allerdings gravierend auf die Handlung auswirkt.

Wer das Buch am Schluss zufrieden zuklappt, mag sich zudem fragen, ob das Happyend so süss ausfallen musste.

Abgesehen von diesen Schönheitsfehlern, bereitet das Buch viel Spass. Man wird entführt in eine fast vergessene, sinnliche Zeit, begleitet von einer gepflegten, bildhaften Sprache und einer sorgfältig aufgebauten und entwickelten Handlung.

Es wird interessant sein, den Debütanten Nicolas Remin in den kommenden Jahren zu begleiten. Es scheint, als hätte sich der zurückhaltend und stilvoll wirkende Literat und Philosoph viel Zeit für seinen Erstlingsroman gelassen. Und man darf wohl getrost davon ausgehen, dass der Autor, der sein Leben eigenen Angaben zufolge hauptsächlich lesend verbracht hat, hohe Ansprüche an sich und sein literarisches Schaffen stellt.

Commissario Tron hat als Hauptfigur durchaus Potential. Eingebunden in ein authentisches geschichtliches Umfeld, und als glaubwürdige Gestalt in seiner Persönlichkeit und seinen Beziehungen zunehmend entfaltet, kann er uns in den weiteren Folgen der Serie viel Freude bereiten.

geschrieben am 10.10.2004 | 488 Wörter | 3047 Zeichen

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