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Die Heimsucher


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Die Heimsucher VĂ©ronique Bizot ist eine recht produktive Autorin, deren Werke sukzessive ins Deutsche ĂŒbersetzt und ĂŒberwiegend im Steidl-Verlag herausgegeben werden. Der vorliegende Band von ErzĂ€hlungen und Kurzgeschichten fasst verschiedene OriginalbĂ€nde zusammen und reprĂ€sentiert auf diese Weise wichtige Sujets aus dem Werk der Autorin, wobei Bizot immer wieder kleine Überraschungen und Aha-Momente einstreut, die den Leser aus einer zuvor aufgebauten emotionalen Anspannung befreien. Zwar gelangt es nicht an die sog. Mousetrap-Stories von Autoren wie Vonnegut heran, aber es finden sich genug absurde und komische Momente, um mancher Geschichte eine amĂŒsante Wendung zu geben. Viele der Texte handeln von der Einsamkeit, dem Umgang mit ihr und ihren Auswirkungen, sodass die genannten Überraschungen dem Leser auch gut tun. Die zahlreichen Geschichten geben einen guten Einblick in die Bandbreite des Schaffens der Autorin, bergen aber auch das Risiko, dass sich wie hier Licht und Schatten der QualitĂ€t bzw. AttraktivitĂ€t der Texte eher die Waage halten. Insgesamt vierzehn Geschichten auf fast 300 Seiten finden sich in diesem Band. Gleich zu Beginn fĂŒhrt in „Die GĂ€rtner“ ein alter Mann einen Monolog, sowohl mit sich als auch mit einem jungen, allerdings wie sich spĂ€ter herausstellt, gehörlosen Besucher. In „Das Hochhaus“ begeben sich zwei Freunde unerwartet in die armenische Provinz, um einen alten Mann zu bestatten. Lebensbetrachtungen ĂŒber das wĂŒrdevolle Altern finden sich in „Das Hotel“. Eine der schwĂ€cheren Geschichten ist „Auf dem Land“ von drei Waisen in ihren Zwanzigern, die sich auf einmal als Landwirte versuchen mĂŒssen. Ein starkes, unerwartetes Rachemoment birgt danach die Geschichte „Die Frau von Georges“. Hier plĂ€tschert die Story so vor sich hin und auf einmal, en passant, wird der Leser mit einem grausamen Schwenk konfrontiert. Sehr gelungen. Danach folgt mit „Lamirault“ eine ganz schwache Geschichte ĂŒber drei BrĂŒder und auch die Episode „Sophokles“ ist zwar absurd, aber eher merkwĂŒrdig. Sodann wird der Leser mit drei deutlich besseren Geschichten belohnt: „Das Blinklicht“ ist ein herrlich groteskes Kammerspiel ĂŒber eine innerlich gescheiterte Ehe, „Walser“ ist in höchstem Maße morbid und „Pauline am Telefon“ bietet wieder diesen Turnaround am Ende der Geschichte – sogar doppelt. Der Freund „Danton“ steht auch Pate fĂŒr die so benannte Geschichte. Alles scheint auf eine unangenehme Szene zu dritt hinauszulaufen, aber diese entpuppt sich dann so ganz anders als erwartet. Sehr amĂŒsant. „Die Fische“ ist die kĂŒrzeste Geschichte und handelt von einem scheinbar unliebsamen GesprĂ€chspartner, der bei plötzlicher Abwesenheit auf einmal doch vermisst wird. Den Schlusspunkt setzt „Der Kontrabass“, eine kleine Abwandlung des Stilmittels ‚Buch im Buch‘, aber leider etwas langweilig. Trotz der paar enttĂ€uschenden Geschichten bin ich von dem Buch recht angetan, zum einen weil ich Kurzgeschichtenfan bin, zum anderen weil man durch die relative KĂŒrze der Geschichten ruhig auch springen kann und insgesamt trotzdem gut literarisch unterhalten wird. Durch die vielen einsamen und traurigen Gestalten ist die Stimmung aber oftmals etwas betrĂŒblich. DarĂŒber sollte man sich im Klaren sein, wenn man zu dem Buch greift.

VĂ©ronique Bizot ist eine recht produktive Autorin, deren Werke sukzessive ins Deutsche ĂŒbersetzt und ĂŒberwiegend im Steidl-Verlag herausgegeben werden. Der vorliegende Band von ErzĂ€hlungen und Kurzgeschichten fasst verschiedene OriginalbĂ€nde zusammen und reprĂ€sentiert auf diese Weise wichtige Sujets aus dem Werk der Autorin, wobei Bizot immer wieder kleine Überraschungen und Aha-Momente einstreut, die den Leser aus einer zuvor aufgebauten emotionalen Anspannung befreien. Zwar gelangt es nicht an die sog. Mousetrap-Stories von Autoren wie Vonnegut heran, aber es finden sich genug absurde und komische Momente, um mancher Geschichte eine amĂŒsante Wendung zu geben. Viele der Texte handeln von der Einsamkeit, dem Umgang mit ihr und ihren Auswirkungen, sodass die genannten Überraschungen dem Leser auch gut tun. Die zahlreichen Geschichten geben einen guten Einblick in die Bandbreite des Schaffens der Autorin, bergen aber auch das Risiko, dass sich wie hier Licht und Schatten der QualitĂ€t bzw. AttraktivitĂ€t der Texte eher die Waage halten.

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Insgesamt vierzehn Geschichten auf fast 300 Seiten finden sich in diesem Band. Gleich zu Beginn fĂŒhrt in „Die GĂ€rtner“ ein alter Mann einen Monolog, sowohl mit sich als auch mit einem jungen, allerdings wie sich spĂ€ter herausstellt, gehörlosen Besucher. In „Das Hochhaus“ begeben sich zwei Freunde unerwartet in die armenische Provinz, um einen alten Mann zu bestatten. Lebensbetrachtungen ĂŒber das wĂŒrdevolle Altern finden sich in „Das Hotel“. Eine der schwĂ€cheren Geschichten ist „Auf dem Land“ von drei Waisen in ihren Zwanzigern, die sich auf einmal als Landwirte versuchen mĂŒssen. Ein starkes, unerwartetes Rachemoment birgt danach die Geschichte „Die Frau von Georges“. Hier plĂ€tschert die Story so vor sich hin und auf einmal, en passant, wird der Leser mit einem grausamen Schwenk konfrontiert. Sehr gelungen. Danach folgt mit „Lamirault“ eine ganz schwache Geschichte ĂŒber drei BrĂŒder und auch die Episode „Sophokles“ ist zwar absurd, aber eher merkwĂŒrdig. Sodann wird der Leser mit drei deutlich besseren Geschichten belohnt: „Das Blinklicht“ ist ein herrlich groteskes Kammerspiel ĂŒber eine innerlich gescheiterte Ehe, „Walser“ ist in höchstem Maße morbid und „Pauline am Telefon“ bietet wieder diesen Turnaround am Ende der Geschichte – sogar doppelt. Der Freund „Danton“ steht auch Pate fĂŒr die so benannte Geschichte. Alles scheint auf eine unangenehme Szene zu dritt hinauszulaufen, aber diese entpuppt sich dann so ganz anders als erwartet. Sehr amĂŒsant. „Die Fische“ ist die kĂŒrzeste Geschichte und handelt von einem scheinbar unliebsamen GesprĂ€chspartner, der bei plötzlicher Abwesenheit auf einmal doch vermisst wird. Den Schlusspunkt setzt „Der Kontrabass“, eine kleine Abwandlung des Stilmittels ‚Buch im Buch‘, aber leider etwas langweilig.

Trotz der paar enttĂ€uschenden Geschichten bin ich von dem Buch recht angetan, zum einen weil ich Kurzgeschichtenfan bin, zum anderen weil man durch die relative KĂŒrze der Geschichten ruhig auch springen kann und insgesamt trotzdem gut literarisch unterhalten wird. Durch die vielen einsamen und traurigen Gestalten ist die Stimmung aber oftmals etwas betrĂŒblich. DarĂŒber sollte man sich im Klaren sein, wenn man zu dem Buch greift.

geschrieben am 03.09.2015 | 476 Wörter | 2861 Zeichen

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