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Sonnenspiegelung: Geschichten von Leben und Tod


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Sonnenspiegelung: Geschichten von Leben und Tod Seitdem ich „Tage des letzten Schnees“ gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf das nächste Werk von Jan Costin Wagner. Dass es dann ein Band mit Kurzgeschichten werden würde, freute mich umso mehr, denn dieses Genre gehört zu meinen Favoriten. Nun ist es immer so, dass bei der mehr oder weniger großen Anzahl solcher Geschichten sich Licht und Schatten die Waage halten, so auch hier. Natürlich wird im Buch darauf hingewiesen, dass einige der Geschichten bereits anderweitig erschienen waren, aber wenn man es dann beim Lesen bemerkt, dass man nämlich die Geschichte schon kennt, ist das Lesevergnügen doch leicht geschmälert – selbst wenn die Geschichte selbst brillant ist. So erging es mir bei den beiden Geschichten „Nach stillen Nächten“, die ich bereits in einem Magazin gelesen hatte, und natürlich bei „Kleine Monde“, die eine Figurenstudie für „Tage des letzten Schnees“ darstellt. Und gerade das sind zwei der stärksten Geschichten des ganzen Buches, das darf an dieser Stelle nicht verheimlicht werden. Aber auch der „Weihnachtsengel“ war bereits in einem anderen Band erschienen, auch diese Geschichte ist fantastisch. Denn sowohl im „Weihnachtsengel“ als auch in „Nach stillen Nächten“ wird eine Szenerie beschrieben, die den Leser zunächst in eine gewisse Erwartung bringt, aber am Ende bleibt es völlig verdattert zurück. Das ist richtig gute Literatur. Dasselbe gilt für die Geschichte „Sonnenspiegelung“, die dem Band auch den Titel gab. Dass Dinge nicht so sein müssen, wie sie zu sein scheinen, eine Fata Morgana also, ist gleich mehrfach ein Motiv dieser Geschichte. Und dass scheinbar gar nicht zugehörige Dinge oder Menschen als Katalysator eine völlig unerwartete Reaktion hervorrufen, passt doch viel besser zur menschlichen Psyche als man glauben mochte. Hingegen konnte ich den vier übrigen Geschichten nicht so viel abgewinnen. Zum Teil lag das an der relativen Kürze wie in „An einem anderen Ort“. Auch hier wird der erste Eindruck am Ende konterkariert, aber zwischen zwei eher opulenten Erzählungen gehen diese paar Seiten fast unter. In „Am hellen Tag“ wird zwar die Stimmung der beteiligten Familienmitglieder nach einem tragischen Ereignis zielsicher eingefangen. Aber der Weg hinaus aus der Trauerstarre und aus der psychischen Dumpfheit zurück ins Leben ist am Ende nicht konsequent genug nachvollziehbar. Gleiches gilt für die Geschichte „Tanzen“. Diese ist so lang und so großzügig mit Absätzen und Zwischeneinschüben versehen, dass man nach einer Weile doch etwas genervt ist. Zudem sind recht viele Charaktere angespielt, die am Ende ja irgendwie zusammenfinden und auch noch die erlittenen Schicksalsschläge auflösen müssen. Auch hier sind Ende und Titel der Geschichte etwas bemüht, wenngleich wie in allen der acht Geschichten die Charaktere für sich genommen wunderbar beschrieben sind und das Interesse des Lesers wecken. Unschlüssig bin ich bei der letzten verbliebenen Geschichte „Ein lachendes Herz“. Hier kommen sowohl die persönliche psychische Problematik des Protagonisten als auch der Umgang in der Familie damit eigentlich gut zum Tragen. Aber die dramatische Beschreibung des Ungewissen, die für sich schon einen guten Schlusspunkt geboten hätte, wird dann am Ende noch zu einem Schlusskapitel geführt, das zum Titel der Geschichte passen soll. Diese Drehung war mir persönlich dann eine zuviel. Insgesamt hat mir der Geschichtenband gut gefallen, selbst wenn mich nicht alle Geschichten völlig überzeugt haben. Es war aber wenigstens keine enttäuschende Geschichte dabei, sondern jede hat das große erzählerische Potential wenigstens angerissen, das Jan Costin Wagner so auszeichnet.

Seitdem ich „Tage des letzten Schnees“ gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf das nächste Werk von Jan Costin Wagner. Dass es dann ein Band mit Kurzgeschichten werden würde, freute mich umso mehr, denn dieses Genre gehört zu meinen Favoriten. Nun ist es immer so, dass bei der mehr oder weniger großen Anzahl solcher Geschichten sich Licht und Schatten die Waage halten, so auch hier. Natürlich wird im Buch darauf hingewiesen, dass einige der Geschichten bereits anderweitig erschienen waren, aber wenn man es dann beim Lesen bemerkt, dass man nämlich die Geschichte schon kennt, ist das Lesevergnügen doch leicht geschmälert – selbst wenn die Geschichte selbst brillant ist. So erging es mir bei den beiden Geschichten „Nach stillen Nächten“, die ich bereits in einem Magazin gelesen hatte, und natürlich bei „Kleine Monde“, die eine Figurenstudie für „Tage des letzten Schnees“ darstellt. Und gerade das sind zwei der stärksten Geschichten des ganzen Buches, das darf an dieser Stelle nicht verheimlicht werden. Aber auch der „Weihnachtsengel“ war bereits in einem anderen Band erschienen, auch diese Geschichte ist fantastisch. Denn sowohl im „Weihnachtsengel“ als auch in „Nach stillen Nächten“ wird eine Szenerie beschrieben, die den Leser zunächst in eine gewisse Erwartung bringt, aber am Ende bleibt es völlig verdattert zurück. Das ist richtig gute Literatur. Dasselbe gilt für die Geschichte „Sonnenspiegelung“, die dem Band auch den Titel gab. Dass Dinge nicht so sein müssen, wie sie zu sein scheinen, eine Fata Morgana also, ist gleich mehrfach ein Motiv dieser Geschichte. Und dass scheinbar gar nicht zugehörige Dinge oder Menschen als Katalysator eine völlig unerwartete Reaktion hervorrufen, passt doch viel besser zur menschlichen Psyche als man glauben mochte.

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Hingegen konnte ich den vier übrigen Geschichten nicht so viel abgewinnen. Zum Teil lag das an der relativen Kürze wie in „An einem anderen Ort“. Auch hier wird der erste Eindruck am Ende konterkariert, aber zwischen zwei eher opulenten Erzählungen gehen diese paar Seiten fast unter. In „Am hellen Tag“ wird zwar die Stimmung der beteiligten Familienmitglieder nach einem tragischen Ereignis zielsicher eingefangen. Aber der Weg hinaus aus der Trauerstarre und aus der psychischen Dumpfheit zurück ins Leben ist am Ende nicht konsequent genug nachvollziehbar. Gleiches gilt für die Geschichte „Tanzen“. Diese ist so lang und so großzügig mit Absätzen und Zwischeneinschüben versehen, dass man nach einer Weile doch etwas genervt ist. Zudem sind recht viele Charaktere angespielt, die am Ende ja irgendwie zusammenfinden und auch noch die erlittenen Schicksalsschläge auflösen müssen. Auch hier sind Ende und Titel der Geschichte etwas bemüht, wenngleich wie in allen der acht Geschichten die Charaktere für sich genommen wunderbar beschrieben sind und das Interesse des Lesers wecken. Unschlüssig bin ich bei der letzten verbliebenen Geschichte „Ein lachendes Herz“. Hier kommen sowohl die persönliche psychische Problematik des Protagonisten als auch der Umgang in der Familie damit eigentlich gut zum Tragen. Aber die dramatische Beschreibung des Ungewissen, die für sich schon einen guten Schlusspunkt geboten hätte, wird dann am Ende noch zu einem Schlusskapitel geführt, das zum Titel der Geschichte passen soll. Diese Drehung war mir persönlich dann eine zuviel.

Insgesamt hat mir der Geschichtenband gut gefallen, selbst wenn mich nicht alle Geschichten völlig überzeugt haben. Es war aber wenigstens keine enttäuschende Geschichte dabei, sondern jede hat das große erzählerische Potential wenigstens angerissen, das Jan Costin Wagner so auszeichnet.

geschrieben am 23.10.2015 | 547 Wörter | 3095 Zeichen

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