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Der Club der toten Wichtel: Heitere Weihnachtskrimis


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  Erscheinungsjahr
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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Der Club der toten Wichtel: Heitere Weihnachtskrimis Insgesamt sechs „heitere“ Weihnachtskrimis werden in dem Büchlein „Der Club der toten Wichtel“ angekündigt. Diese sollen von „namhaften“ Krimiautoren stammen. Gleich schon einmal zwei Dinge, die es zu prüfen gilt. Zum Titel des Buches an sich später noch mehr. Wenn man dann die Namen der sechs Autoren bei Amazon testweise eingibt, stellt man fest, dass das Etikett „namhaft“ beileibe nicht auf alle der sechs Autoren zutreffen dürfte. Oder gilt man als „namhaft“, wenn es einen oder zwei Titel, zum Teil auch einige Jahrzehnte alt, zu finden gibt? Oder auch wenn man beim größten Buchversand überhaupt nicht als Autor in Erscheinung getreten ist? Ist es aus Marketing-Gesichtspunkten wirklich relevant, dass es „namhafte“ Autoren sein müssen, der Leser aber bei späterer Nachforschung eher eines Besseren belehrt wird? Zum Zweiten: wieso müssen es „heitere“ Krimis sein? Genügen normale gruselige oder spannende Krimis nicht? Muss bspw. der Käse „mild-würzig“ sein, um eigentlich unvereinbare Eigenschaften doch künstlich zusammenzupressen? Will man damit eine bestimmte Lesergruppe ködern, die einen Krimi nur liest, wenn er „heiter“ und „weihnachtlich“ ist? Das allein schon wäre gruselig genug, jedenfalls aus der Sicht eines herkömmlichen Krimi-Lesers, der mit dem Genre vor allem Spannung und eine gewisse Rätselhaftigkeit verbindet. Die Autorin der ersten Geschichte „O du Schäbige“, Rosemarie Brilmeyer, ist aus ihren sonstigen Veröffentlichungen sogar bekannt dafür, dass sie „heitere“ Krimis veröffentlicht. Noch in Kombination mit „für kluge Frauen“ oder „für Katzenfreunde“. Nun ja, das ist nicht meine Lesewelt und das musste ich bei der Lektüre der ersten Geschichte schonungslos feststellen: ein Eifersuchtsdrama zwischen zwei wechselseitig betrogenen Geliebten, mit dem kalt agierenden männlichen Schuft, mit klischeehaftem Verhalten und klischeehaften Dialogen. Und es spielt zufällig an Weihnachten, wo eine Reise geplant war. Heiter fand ich daran gar nichts. Wie dem auch sei. Auch die weiteren Geschichten sind unterschiedlicher Dichte und Umfangs, von 15 bis 40 Seiten reicht die Spanne hier. Und auch qualitativ-inhaltlich halten sich die Stories die Waage. Bottinis „Ausgeknipst“ ist lesenswert und der Leser muss ein bisschen mitdenken. Jeder der Auftragskiller, die sich an Weihnachten in der Kneipe treffen, hat einen eigenen Plan. Hans Koppels Geschichte „Fräulein Petterssons Haus“ ist schön zu lesen, aber meines Erachtens kein Krimi, wie man ihn erwartet. Oder gehört der „furtum usus“ eines Holzhäuschens inzwischen zum Kreis krimitauglicher Verbrechen? Petra Oelkers „Nichts als Hirngespinste“ spielt mit dem „Buch im Buch“, indem sie eine blockierte Krimiautorin auf eine Wanderung um einen im Winter neblig-schaurigen See schickt, wo natürlich etwas passiert. Oder auch nicht, weil es nur im Kopf der gestressten Protagonistin geschieht? Ein bisschen holprig zu lesen, aber eine nette Idee. Georgia Stöckmann verantwortet hiernach die Geschichte „Morgen, Kinder, wird’s was geben“, in der der Mörder für die übrigen Beteiligten (nicht aber für den Leser) ziemlich unerwartet zuschlägt und man das Gefühl nicht loswird, dass das Opfer es richtig verdient hat. Die Schlussepisode stammt dann aus vergangenen Zeiten, der Autor John Collier starb bereits 1934. Die Geschichte „Weihnachten wieder hier“ handelt vom fehlgeschlagenen perfekten Mordplan. Auch hier wird der Leser nicht gerade mitgerissen oder von besonderer Spannung ergriffen. Nun aber am Ende zum Titel des Buches: der ist meiner Ansicht nach totaler Blödsinn. Keine der Geschichten hat etwas mit Wichteln zu tun, mit toten Wichteln oder einem Club erst recht nicht. Die Anspielung auf den berühmten Film „Der Club der toten Dichter“ ist auch substanzlos, da keinerlei Bezug dazu besteht. Einzig der Werbungstext auf dem Buchrücken soll erklären, dass „fiese“ Wichtel (warum auf einmal fies? wieso nicht tot? Zombiewichtel etwa?) für die Bosheiten der im Buch enthaltenen Geschichten verantwortlich sind. Na klar. Sind wir im Kindergarten? Hat man als Texter da keinen Fremdschämmoment? Somit zum Fazit: Die Bewerbung und Betitelung des Buches ist völlig daneben. Die Geschichten sind in ihrer Attraktivität von höchst unterschiedlicher Güte. Was die Spannung angeht, trifft dies noch viel mehr zu, was bei einer Sammlung von Krimis eher schade ist. Zum beiläufigen Schmökern für 20-30 Minuten taugen die Krimis bzw. Stories allemal. Aufgrund der mangelhaften Kombination aus Titel, Klappentext und tatsächlichem Inhalt kann ich aber für das Buch kein gutes Prädikat vergeben.

Insgesamt sechs „heitere“ Weihnachtskrimis werden in dem Büchlein „Der Club der toten Wichtel“ angekündigt. Diese sollen von „namhaften“ Krimiautoren stammen. Gleich schon einmal zwei Dinge, die es zu prüfen gilt. Zum Titel des Buches an sich später noch mehr.

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Wenn man dann die Namen der sechs Autoren bei Amazon testweise eingibt, stellt man fest, dass das Etikett „namhaft“ beileibe nicht auf alle der sechs Autoren zutreffen dürfte. Oder gilt man als „namhaft“, wenn es einen oder zwei Titel, zum Teil auch einige Jahrzehnte alt, zu finden gibt? Oder auch wenn man beim größten Buchversand überhaupt nicht als Autor in Erscheinung getreten ist? Ist es aus Marketing-Gesichtspunkten wirklich relevant, dass es „namhafte“ Autoren sein müssen, der Leser aber bei späterer Nachforschung eher eines Besseren belehrt wird?

Zum Zweiten: wieso müssen es „heitere“ Krimis sein? Genügen normale gruselige oder spannende Krimis nicht? Muss bspw. der Käse „mild-würzig“ sein, um eigentlich unvereinbare Eigenschaften doch künstlich zusammenzupressen? Will man damit eine bestimmte Lesergruppe ködern, die einen Krimi nur liest, wenn er „heiter“ und „weihnachtlich“ ist? Das allein schon wäre gruselig genug, jedenfalls aus der Sicht eines herkömmlichen Krimi-Lesers, der mit dem Genre vor allem Spannung und eine gewisse Rätselhaftigkeit verbindet.

Die Autorin der ersten Geschichte „O du Schäbige“, Rosemarie Brilmeyer, ist aus ihren sonstigen Veröffentlichungen sogar bekannt dafür, dass sie „heitere“ Krimis veröffentlicht. Noch in Kombination mit „für kluge Frauen“ oder „für Katzenfreunde“. Nun ja, das ist nicht meine Lesewelt und das musste ich bei der Lektüre der ersten Geschichte schonungslos feststellen: ein Eifersuchtsdrama zwischen zwei wechselseitig betrogenen Geliebten, mit dem kalt agierenden männlichen Schuft, mit klischeehaftem Verhalten und klischeehaften Dialogen. Und es spielt zufällig an Weihnachten, wo eine Reise geplant war. Heiter fand ich daran gar nichts.

Wie dem auch sei. Auch die weiteren Geschichten sind unterschiedlicher Dichte und Umfangs, von 15 bis 40 Seiten reicht die Spanne hier. Und auch qualitativ-inhaltlich halten sich die Stories die Waage. Bottinis „Ausgeknipst“ ist lesenswert und der Leser muss ein bisschen mitdenken. Jeder der Auftragskiller, die sich an Weihnachten in der Kneipe treffen, hat einen eigenen Plan. Hans Koppels Geschichte „Fräulein Petterssons Haus“ ist schön zu lesen, aber meines Erachtens kein Krimi, wie man ihn erwartet. Oder gehört der „furtum usus“ eines Holzhäuschens inzwischen zum Kreis krimitauglicher Verbrechen? Petra Oelkers „Nichts als Hirngespinste“ spielt mit dem „Buch im Buch“, indem sie eine blockierte Krimiautorin auf eine Wanderung um einen im Winter neblig-schaurigen See schickt, wo natürlich etwas passiert. Oder auch nicht, weil es nur im Kopf der gestressten Protagonistin geschieht? Ein bisschen holprig zu lesen, aber eine nette Idee. Georgia Stöckmann verantwortet hiernach die Geschichte „Morgen, Kinder, wird’s was geben“, in der der Mörder für die übrigen Beteiligten (nicht aber für den Leser) ziemlich unerwartet zuschlägt und man das Gefühl nicht loswird, dass das Opfer es richtig verdient hat. Die Schlussepisode stammt dann aus vergangenen Zeiten, der Autor John Collier starb bereits 1934. Die Geschichte „Weihnachten wieder hier“ handelt vom fehlgeschlagenen perfekten Mordplan. Auch hier wird der Leser nicht gerade mitgerissen oder von besonderer Spannung ergriffen.

Nun aber am Ende zum Titel des Buches: der ist meiner Ansicht nach totaler Blödsinn. Keine der Geschichten hat etwas mit Wichteln zu tun, mit toten Wichteln oder einem Club erst recht nicht. Die Anspielung auf den berühmten Film „Der Club der toten Dichter“ ist auch substanzlos, da keinerlei Bezug dazu besteht. Einzig der Werbungstext auf dem Buchrücken soll erklären, dass „fiese“ Wichtel (warum auf einmal fies? wieso nicht tot? Zombiewichtel etwa?) für die Bosheiten der im Buch enthaltenen Geschichten verantwortlich sind. Na klar. Sind wir im Kindergarten? Hat man als Texter da keinen Fremdschämmoment?

Somit zum Fazit: Die Bewerbung und Betitelung des Buches ist völlig daneben. Die Geschichten sind in ihrer Attraktivität von höchst unterschiedlicher Güte. Was die Spannung angeht, trifft dies noch viel mehr zu, was bei einer Sammlung von Krimis eher schade ist. Zum beiläufigen Schmökern für 20-30 Minuten taugen die Krimis bzw. Stories allemal. Aufgrund der mangelhaften Kombination aus Titel, Klappentext und tatsächlichem Inhalt kann ich aber für das Buch kein gutes Prädikat vergeben.

geschrieben am 24.03.2017 | 668 Wörter | 3906 Zeichen

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