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Gymnasium


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Rezension von

Anna Kneisel

Gymnasium Alex wechselt nach seinem Umzug ans Goethe-Gymnasium, alles soll anders, besser werden als an seiner vorherigen Schule – die Noten, sein sozialer Status, damit seine Eltern sich seinetwegen endlich nicht mehr streiten und die Familie wieder zusammen kommen kann. Die Schule hat er sich wegen des steinernen Löwen vor dem altehrwürdigen Gebäude ausgesucht, sieht ihn als Symbol für Stärke und eine neue, strahlende Zukunft. Leider sind die alkoholkranke Mutter und der nur auf schulische Leistungen fixierte Vater nicht die einzigen Menschen, die ihn missverstehen und ihm das Leben schwer machen. Leonie, das zickige Alphatier seiner Klasse, tauft ihn kurzerhand Ali und übersät ihn vom ersten Tag an mit Häme und Spott. Seine Klassenlehrerin Eva Jägersberg, die sich berechtigte Hoffnungen auf den Schulleiterposten macht, durchschaut zwar, dass er nicht der eigentlich Schuldige an diversen Auseinandersetzungen ist, bringt jedoch nicht die Energie auf, wirklich durchzugreifen, möchte man sich doch nicht mit der Elternbeiratsvorsitzenden anlegen oder seine Chancen auf den Schulleiterposten verbauen. Jeder einzelne Lehrer, vom Referendar bis zum alten Haudegen kurz vorm Ruhestand, ist durch den Job aufgerieben, verzweifelt, unzufrieden und desillusioniert. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Schülern, die häufig den eigenen Leistungsansprüchen oder denen der Familie nicht gewachsen sind und die genau wie ihre Eltern im zwischenmenschlichen Bereich immer wieder auf ganzer Linie versagen. Jeder entwickelt unterschiedliche Strategien zur Bewältigung: So freundet sich Alex mit Richard, einem anderen Außenseiter an, der schon längst aufgegeben hat. Eva Jägersberg sucht Zerstreuung in den Armen von Callboy Joe. Das Image der elitären Schule mit höchstem Bildungsanspruch für eine versnobte Mittel- bis Oberschicht wird Stück für Stück demontiert und ein tiefschwarzes Bild gemalt, das unweigerlich in eine Katastrophe münden muss. Man bekommt den Eindruck, dass sich die Autorin hier etwas von der Seele schreiben musste, was manchmal in bitterbösen Beobachtungen gipfelt, über die man fast lachen müsste, wenn sie nicht so traurig wären (beispielsweise die Zusammenkunft der Lehrerinnen auf der Yogamatte auf dem Damenklo). Dass sie hier für keinen ihrer Charaktere bewusst Partei ergreift sondern eine gewisse Distanz einzuhalten versucht und die Geschichte aus Sicht eines allwissenden Erzählers präsentiert, der Einblick in die Beweggründe der Einzelnen gibt, macht es erst möglich, die unheilvollen Mechanismen zu ertragen und durchschauen, die hier zusammenwirken und ineinander greifen. Das Scheidungskind aus der unteren Mittelschicht kommt eben nicht an gegen die High Society und ihr Vitamin B, die Intrigen und Druckmittel, die gegen Lehrer ausgespielt werden. Denn es kommt hierzulande leider nicht nur darauf an, was man im Kopf hat, sondern auch was für einen sozialen Hintergrund man mitbringt und welche Strippen engagierte Eltern ziehen können, um den eigenen Nachwuchs voran zu bringen, koste es was es wolle. Susanne Giebeler lässt in ihrem Roman nichts aus, vom zerrütteten Elternhaus, der schönen Fassade der reichen Arztfamilie, Drogenproblemen, Alkoholismus, einer Prise Rassismus, jeder Menge Mobbing über die Lehrerkrankheit des ewigen Lamentierens bis hin zum Burn Out. Stellenweise scheint es so, als wollte sie zu viel auf einmal, dann wieder ist dieses Zuviel genau das, was ihr Roman braucht, um ein umfassendes Bild abzugeben. Fazit: Ein gut lesbarer, alles in allem schlüssig konstruierter Roman, der sich zum Ziel setzt, die Unzulänglichkeiten des deutschen Bildungssystems am Beispiel einer fiktiven Schule konzentriert offen zu legen.

Alex wechselt nach seinem Umzug ans Goethe-Gymnasium, alles soll anders, besser werden als an seiner vorherigen Schule – die Noten, sein sozialer Status, damit seine Eltern sich seinetwegen endlich nicht mehr streiten und die Familie wieder zusammen kommen kann. Die Schule hat er sich wegen des steinernen Löwen vor dem altehrwürdigen Gebäude ausgesucht, sieht ihn als Symbol für Stärke und eine neue, strahlende Zukunft. Leider sind die alkoholkranke Mutter und der nur auf schulische Leistungen fixierte Vater nicht die einzigen Menschen, die ihn missverstehen und ihm das Leben schwer machen. Leonie, das zickige Alphatier seiner Klasse, tauft ihn kurzerhand Ali und übersät ihn vom ersten Tag an mit Häme und Spott. Seine Klassenlehrerin Eva Jägersberg, die sich berechtigte Hoffnungen auf den Schulleiterposten macht, durchschaut zwar, dass er nicht der eigentlich Schuldige an diversen Auseinandersetzungen ist, bringt jedoch nicht die Energie auf, wirklich durchzugreifen, möchte man sich doch nicht mit der Elternbeiratsvorsitzenden anlegen oder seine Chancen auf den Schulleiterposten verbauen. Jeder einzelne Lehrer, vom Referendar bis zum alten Haudegen kurz vorm Ruhestand, ist durch den Job aufgerieben, verzweifelt, unzufrieden und desillusioniert. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Schülern, die häufig den eigenen Leistungsansprüchen oder denen der Familie nicht gewachsen sind und die genau wie ihre Eltern im zwischenmenschlichen Bereich immer wieder auf ganzer Linie versagen.

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Jeder entwickelt unterschiedliche Strategien zur Bewältigung: So freundet sich Alex mit Richard, einem anderen Außenseiter an, der schon längst aufgegeben hat. Eva Jägersberg sucht Zerstreuung in den Armen von Callboy Joe.

Das Image der elitären Schule mit höchstem Bildungsanspruch für eine versnobte Mittel- bis Oberschicht wird Stück für Stück demontiert und ein tiefschwarzes Bild gemalt, das unweigerlich in eine Katastrophe münden muss. Man bekommt den Eindruck, dass sich die Autorin hier etwas von der Seele schreiben musste, was manchmal in bitterbösen Beobachtungen gipfelt, über die man fast lachen müsste, wenn sie nicht so traurig wären (beispielsweise die Zusammenkunft der Lehrerinnen auf der Yogamatte auf dem Damenklo). Dass sie hier für keinen ihrer Charaktere bewusst Partei ergreift sondern eine gewisse Distanz einzuhalten versucht und die Geschichte aus Sicht eines allwissenden Erzählers präsentiert, der Einblick in die Beweggründe der Einzelnen gibt, macht es erst möglich, die unheilvollen Mechanismen zu ertragen und durchschauen, die hier zusammenwirken und ineinander greifen.

Das Scheidungskind aus der unteren Mittelschicht kommt eben nicht an gegen die High Society und ihr Vitamin B, die Intrigen und Druckmittel, die gegen Lehrer ausgespielt werden. Denn es kommt hierzulande leider nicht nur darauf an, was man im Kopf hat, sondern auch was für einen sozialen Hintergrund man mitbringt und welche Strippen engagierte Eltern ziehen können, um den eigenen Nachwuchs voran zu bringen, koste es was es wolle.

Susanne Giebeler lässt in ihrem Roman nichts aus, vom zerrütteten Elternhaus, der schönen Fassade der reichen Arztfamilie, Drogenproblemen, Alkoholismus, einer Prise Rassismus, jeder Menge Mobbing über die Lehrerkrankheit des ewigen Lamentierens bis hin zum Burn Out. Stellenweise scheint es so, als wollte sie zu viel auf einmal, dann wieder ist dieses Zuviel genau das, was ihr Roman braucht, um ein umfassendes Bild abzugeben.

Fazit: Ein gut lesbarer, alles in allem schlüssig konstruierter Roman, der sich zum Ziel setzt, die Unzulänglichkeiten des deutschen Bildungssystems am Beispiel einer fiktiven Schule konzentriert offen zu legen.

geschrieben am 21.04.2017 | 532 Wörter | 3149 Zeichen

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