ISBN | 3805351089 | |
Autoren | Gilbert J. Gorski , James E. Packer | |
Verlag | Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 464 | |
Erscheinungsjahr | 2022 | |
Extras | - |
Im Mittelpunkt des antiken Rom, in der zeitweise bis zu 1,5 Millionen Menschen lebten, schufen die Römer mit dem Forum Romanum einst einen Ort, von dem aus die Geschichte des Mittelmeerraums ĂŒber viele Jahrhunderte hinweg bestimmt wurde. Doch obwohl von diesem geschichtstrĂ€chtigen Ort weitgehend nur Ruinen ĂŒbrig geblieben sind, zeugen diese noch heute von der frĂŒheren Pracht der gewaltigen Anlage.
Als Ă€ltestes Forum des antiken Rom war das Forum Romanum, das in einer Senke zwischen den drei StadthĂŒgeln Kapitol, Palatin und Esquilin errichtet und immer wieder aufs Neue gestaltet wurde, der Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen und religiösen Lebens, von dem aus die Geschicke des einstigen Weltreichs gelenkt wurden. Doch das Forum Romanum war noch mehr: Hier trafen sich die Stadtbewohner, um sich in kultureller und sozialer Hinsicht auszutauschen, den Göttern zu huldigen, an Gerichtsverhandlungen teilzunehmen oder aber den TriumphzĂŒgen der siegreichen Feldherren beizuwohnen. Als ein Ort mit einer vielfĂ€ltigen und vor allem auch symboltrĂ€chtigen Funktion hat die fast 1500 Jahre wĂ€hrende römische Geschichte vor allem aber ihre Spuren auf dem Forum Romanum hinterlassen. So haben etwa die römischen Kaiser wie Augustus, Tiberius oder Trajan das Aussehen des Forum Romanum immer wieder verĂ€ndert, indem sie Triumphbögen stifteten oder prĂ€chtige mit Marmor verkleidete Tempel errichten lieĂen und sich damit in gewisser Weise selbst unsterblich machten. Doch auch die bekannteste StraĂe Roms, die âVia Appia Anticaâ, verlief durch die Anlage, weshalb das Forum Romanum auch als das pulsierende Herz der antiken Weltmetropole angesehen werden kann. Da vom Forum Romanum heute allerdings nicht mehr viel ĂŒbrig geblieben ist, weil die antiken Ruinen in nachfolgenden Jahrhunderten ausgeschlachtet und die GebĂ€ude fĂŒr viele andere Bauwerke in der Stadt abgetragen wurden, eröffnet die Möglichkeit einer Rekonstruktion des Forum Romanum, die Anlage in völlig neuem Licht erstrahlen zu lassen. Dies gelingt zumindest den beiden Autoren Gilbert J. Gorski und James E. Packer, die mit ihrer kĂŒrzlich im wbg Philipp von Zabern Verlag erschienen Sonderausgabe der Publikation âDas Forum Romanumâ einen wirklich beeindruckenden Bildband geschaffen haben, der die architektonische Entwicklung der römischen Baukunst am Beispiel des Forum Romanum einem gröĂeren Publikum zugĂ€nglich macht.
In diesem finden interessierte Leser auf 464 Seiten, die mit ĂŒber 300 Illustrationen und spektakulĂ€ren 3D-Rekonstruktionen versehen sind, ein interdisziplinĂ€res Meisterwerk, das es versteht, ArchĂ€ologie, Architektur und altrömische Stadtgeschichte unter Anwendung modernster 3D-Techniken Ă€sthetisch und wissenschaftlich fundiert zusammenzufĂŒhren. Dabei haben es sich die beiden Autoren Gilbert J. Gorski und James E. Packer zum Ziel gesetzt, das ursprĂŒngliche Aussehen des Forum Romanum in der Kaiserzeit (31 v. Chr. bis 608 n. Chr.) aus den heute noch existierenden bruchstĂŒckhaften Fragmenten wiederherzustellen, obwohl eine historisch genaue Rekonstruktion des Gesamtensembles unter dem klaren Hinweis stehen muss, dass hier auch eine ganze Reihe von Vermutungen zum Aussehen der einstigen GebĂ€ude einflieĂen muss. Denn weder können wir heute wissen, ob die einzelnen GebĂ€ude der weitlĂ€ufigen Anlage in verschiedenen Farben gestrichen waren oder wie detailreich die Fassaden der Bauwerke von den Römern einst ausgestaltet wurden. Doch trotz dieser Problematik ist es mit Hilfe zahlreicher Quellen möglich, die GebĂ€ude, die einst das Forum Romanum reprĂ€sentiert haben, in ihrer Entstehungsgeschichte darzustellen und zu zeigen, wie sich die Gesamtanlage im Zuge des stetigen stĂ€dtebaulichen Wandels und unter Einflussnahme der Kaiser immer wieder verĂ€ndert und dem Zeitgeist entsprechend hergerichtet wurde. Im Unterschied zu den bisherigen veröffentlichten Publikationen ĂŒber das Forum Romanum, die sich zwar stets mit einzelnen Bauwerken befassen, dabei jedoch nicht die Komposition der GebĂ€ude zueinander berĂŒcksichtigen oder auch nur einen bestimmten Ausschnitt der Entstehungsgeschichte der Anlage darstellen, eröffnet das vorliegende Werk eine nahezu vollstĂ€ndige Gesamtdarstellung aller wichtigen Bauwerken, deren Beziehungen zueinander sowie die Entstehungsphasen mit einem entsprechenden Vergleich zwischen damals und heute. Gegliedert in drei Teile, die von einem mehrseitigen Vorwort sowie einem umfangreichen Glossar, Anmerkungen, einer Bibliografie, Quellen zu antiken MĂŒnzen und einem Register umrahmt sind, beginnt die Publikation im ersten Teil zunĂ€chst mit dem Wideraufbau des Forum Romanum unter dem römischen Kaiser Augustus in den Jahren zwischen 31 v. Chr. bis 14 n. Chr., wobei auch auf die AnfĂ€nge der Anlage zur Zeit der frĂŒhen römischen Republik Bezug genommen wird. Von der GrĂŒndung auf sumpfigem Gebiet ĂŒber erste architektonische Ausgestaltungen bis hin zu den vielen Problem, mit denen sich die Römer einst konfrontiert sahen. WeiterfĂŒhrend wird auf die Bau- und Umstrukturierungsphase unter den Kaisern Tiberius, den Flaviern, Antonius Pius, Septimus Severus, Maximian und Diocletian sowie auf den Wiederaufbau des Saturn-Tempels und schlussendlich das Ende des Forum Romanum im Zuge des Untergangs des Weströmischen Reiches im 7. Jahrhundert n. Chr. eingegangen. DemgegenĂŒber ist dem zweiten Teil der Publikation eine Gesamtdarstellung aller relevanten Bauwerke, die einst das Forum Romanum reprĂ€sentiert haben, zu entnehmen, wobei auf 21 wichtige GebĂ€ude in ihrer Geschichte, der Konstruktion sowie den Einzel- oder Besonderheiten des jeweiligen Bauwerkes unter BerĂŒcksichtigung der heutigen Ruinen nĂ€her eingegangen wird. Zu den im Fokus stehenden GebĂ€ude des Forum Romanum gehören der Tempel des Antonius Pius und der Faustina, der Tempel des Caesar (Aedes Divi Iuli), die Basilica Aemilia, die Curia, der Bogen des Septimius Severus, der Tempel der Concordia, der Tempel des Vespasian, das Tabularium, der Tempel des Saturn, der Bogen des Tiberius, die Diocletianischen EhrensĂ€ulen, der Patherbogen des Augustus, der Tempel der Vesta sowie viele andere gröĂere und kleinere Bauwerke. Dabei wird jedes der in der Publikation nĂ€her betrachteten GebĂ€ude von einer rekonstruierten Ansicht gerahmt, die ihrerseits von zahlrechen Farbfotografien, Rekonstruktionen und Skizzen ergĂ€nzt sind. Dadurch gelingt es den Autoren Gilbert J. Gorski und James E. Packer dem Leser eine umfangreiche und vor allem realitĂ€tsnahe Vorstellung davon zu vermitteln, welche stĂ€dtebauliche Pracht einst auf dem Forum Romanum existiert haben muss, wie die verschiedenen Herrscher Einfluss auf den Stil und die GebĂ€udekomposition der einzelnen Bauwerke genommen haben und in welchem gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Wandel das Forum Romanum in der Kaiserzeit stand. Doch auch in Punkto Wissenstransfer kann die vorliegende Publikation in wirklich jeder Hinsicht ĂŒberzeugen. So haben die Autoren fĂŒr die wissenschaftlich fundierten Texte nahezu alle archĂ€ologischen Funde und Befunde einbezogen und literarische Quellen der Antike ausgewertet, um so eine chronologisch stimmige architektonische Entwicklung der jeweiligen GebĂ€ude möglichst detailgetreu darzustellen. Zudem darf nicht unerwĂ€hnt bleiben, dass die Autoren auch auf abweichende und stellenweise falsche Lehrmeinungen Bezug nehmen und im aktuellen Licht der Forschung prĂ€sentieren. Dabei greifen sie auf einen fĂŒr den Leser leicht verstĂ€ndlichen Sprachstil zurĂŒck und verlieren sich nicht in wissenschaftlichen WorthĂŒlsen. Um dem Leser dennoch die zahlreichen historischen Begriffe und architektonischen ZusammenhĂ€nge zu erlĂ€utern und weiterfĂŒhrende Informationen ĂŒber die römische Baukunst zu vermitteln, lassen sich im teils reichhaltig bebilderten Glossar eine FĂŒlle von Details und ErlĂ€uterungen entnehmen, die sich beispielsweise mit den verschiedenen SĂ€ulentypen oder auch den Marmor- und Gesteinsarten auseinandersetzen, die von den Römern einst zum Bau der imposanten GebĂ€ude des Forum Romanum verwendet wurden.
Mit der Veröffentlichung der Publikation âDas Forum Romanumâ haben die beiden Autoren Gilbert J. Gorski und James E. Packer ein Ă€sthetisches und wissenschaftlich fundiertes Gesamtwerk geschaffen, in der es gelingt, unter Einbeziehung von ArchĂ€ologie, Architektur und altrömische Stadtgeschichte sowie unter Anwendung modernster 3D-Technik, das Forum Romanum aus seinen eigenen Ruinen wieder auferstehen zu lassen. Die akribische und ĂŒberaus sorgfĂ€ltige Arbeit, die die detailreiche Auswertung der historischen Quellen und aktuelle Forschungsergebnisse miteinbeziehen, kann dabei ebenso ĂŒberzeugen, wie die visuellen Rekonstruktionsversuche der zahlreichen antiken Bauwerke, die einst das Forum Romanum verkörpert haben. Ebenso wie die Ruinen des Forum Romanum heute ein in Stein gehauenes Zeugnis menschlicher KreativitĂ€t, Handwerks- und Ingenieurskunst darstellen, so kann diese Publikation in literarisch-wissenschaftler Hinsicht als ein interdisziplinĂ€res Meisterwerk angesehen werden.
geschrieben am 05.03.2022 | 1225 Wörter | 7896 Zeichen
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