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La Sapienza


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Rezension von

Daniel Bigalke

La Sapienza Zwei Dinge sind es, die das GemĂŒt des Philosophen Immanuel Kant immer wieder in Bewunderung und Ehrfurcht versetzten: „der bestirnte Himmel ĂŒber mir und das moralische Gesetz in mir“. Beides, die Frage nach der Möglichkeit der Naturerkenntnis wie auch Fragen des sittlichen Handelns, haben zeitlebens seine philosophische Reflexion herausgefordert. Mit diesem Zitat Kants beginnt nun auch der vorliegende Roman. Dies lĂ€sst bereits seinen lebenserfahrenen Duktus erahnen, der das ganze Buch durchstreift. So ist La Sapienza ein besonderes Werk, das als Berliner Roman ĂŒberdies eine explosive Mischung aus den unterschiedlichsten Wissenschaften darbietet: Recht und Gesetz, Medizin und Psychologie, Sex und Partnerschaft, Philosophie und Skepsis. Sie verbinden sich zu einer literarischen Melange aus philosophischer Reflexion und empirischer Lebenserfahrung. Die Spannung zwischen Natur und Freiheit, Naturgesetz und Sittengesetz, zwischen Sein und Nicht-Sein ist unaufhebbar. Sie muß in immer wieder ihren neuen Austrag erhalten. Diese skeptische Sicht ist bei Kant mit der fortschrittlichen Hoffnung verbunden, die Entwicklung des Menschengeschlechts möge und könne dahin gehen, der faktischen Wirksamkeit des Sittengesetzes und damit der Freiheit immer mehr Raum zu verschaffen. Recht und Staat gehören bei Kant strengstens zusammen. Legales Recht ist nur im Staat, und der Staat ist nur legitim als Rechtsstaat. Ihrer beider Zweck richtet sich darauf, die sittliche Gemeinschaft freier und gleicher Individuen mit seinen immer nur Ă€ußeren Mitteln zu fördern. GĂ€be es die Natur nicht, so wĂ€ren alle Menschen so moralisch, dass es den Staat nicht geben mĂŒsste. Gerade aus der unbedingten GĂŒltigkeit des Sittengesetzes folgt also wegen des fortbestehenden Antagonismus mit dem Naturgesetz in Ansehung der Endlichkeit der menschlichen Vernunft, dass jede Politik stets eine relative ist. Eine absolutistische oder revolutionĂ€r-despotische Politik verletzt das Sittengesetz, die WĂŒrde der Person und die Menschlichkeit der Vernunft. Der vorliegende Roman liefert eine vergleichsweise Darstellung des Kampfes um die begehrte Macht der Existenz, der Liebe und der Politik. Sie wird getragen von der Hauptperson des Romans, deren Wege sich an einer römischen UniversitĂ€t mit einer faszinierenden Ärztin kreuzen. Einen Sommer lang liebten sie sich. Doch die Geschichte mĂŒndet in ein Drama, in welchem sich die Figuren der Aussichtslosigkeit des Ganzen bewusst werden und die Hauptperson wieder nach Berlin zurĂŒckkehrt, um ein neues Leben zu beginnen. Die einzelnen Kapitel werden stets eingeleitet von einem sie tragenden Diktum bekannter Schriftsteller. So etwa Marcel Proust, Erich MĂŒhsam oder Antoine de Saint-ExupĂ©rie. Interessant sind die AnknĂŒpfungen an die Deutsche Philosophie, insbesondere an Hegel. Das Eigentliche des Lebens ist demnach, dass es keine objektive Vorstellung, sondern ein Sein im Sinne einer höchsten Synthesis und Vereinigung bei gleichzeitiger Differentiation und Dissoziation dieser Synthesis gibt. Die Dialektik ist nicht ein bloß Ă€ußerliches, negatives Tun, sondern sie bedeutet das positive, immanente Hinausgehen ĂŒber die Einseitigkeit und BeschrĂ€nktheit der Verstandesbestimmungen. So landet die Hauptfigur auf einem Fest unter Malern, Lesben, kreativen Frauen und MĂ€nnern, hört sich deren Gedanken ĂŒber die Liebe, ihr FĂŒhlen, ihre Schriftsteller-Helden an und zieht in einer nĂ€chtlichen Reise die Konsequenzen fĂŒr sein persönliches Leben. Auch hier gibt es vergangene Philosophen, die ihm helfen, seine mĂ€nnlichen Emotionen zu verstehen, ebenso wie die weiblichen. Und wenn auch Wirklichkeit und Erfindung sich vermischen, so zeugt dies von der enormen philosophischen Kenntnis des Autors, der seine Figur die Summe all der WidersprĂŒche im Leben, die ihn in manchen Situationen lĂ€hmen oder auf die Höhe fĂŒhren, spĂŒren lĂ€sst. Und er lĂ€sst die Frauen Revue passieren, die ihm wichtig sind, eine mit der anderen verbunden, wie Glieder einer Kette. Jede Geschichte, der Bedeutung zukam, hatte ihrer Natur nach zwei Gesichter. So erlebt der Romanheld am eigenen Leibe die Differenziation und potentielle Synthesis der empirischen Ereignisse. – Mit einer funkensprĂŒhenden Konsequenz: Sich in das Theater der Menschheit und des Lebens zu stĂŒrzen, mit dem Auf und Ab zu spielen und in schwankenden Betten zu lernen, welches die wahren Gesetze des Lebens sind. Eben: Die Differenzierung und gleichzeitige Einheit zu erkennen. Ein sehr weises Buch, voller philosophischer Kenntnis und damit verbundener Lebenserfahrung, die sich in einer Geschichte bĂŒndeln, die den Leser bis zuletzt fesselt.

Zwei Dinge sind es, die das GemĂŒt des Philosophen Immanuel Kant immer wieder in Bewunderung und Ehrfurcht versetzten: „der bestirnte Himmel ĂŒber mir und das moralische Gesetz in mir“. Beides, die Frage nach der Möglichkeit der Naturerkenntnis wie auch Fragen des sittlichen Handelns, haben zeitlebens seine philosophische Reflexion herausgefordert. Mit diesem Zitat Kants beginnt nun auch der vorliegende Roman. Dies lĂ€sst bereits seinen lebenserfahrenen Duktus erahnen, der das ganze Buch durchstreift. So ist La Sapienza ein besonderes Werk, das als Berliner Roman ĂŒberdies eine explosive Mischung aus den unterschiedlichsten Wissenschaften darbietet: Recht und Gesetz, Medizin und Psychologie, Sex und Partnerschaft, Philosophie und Skepsis. Sie verbinden sich zu einer literarischen Melange aus philosophischer Reflexion und empirischer Lebenserfahrung.

Die Spannung zwischen Natur und Freiheit, Naturgesetz und Sittengesetz, zwischen Sein und Nicht-Sein ist unaufhebbar. Sie muß in immer wieder ihren neuen Austrag erhalten. Diese skeptische Sicht ist bei Kant mit der fortschrittlichen Hoffnung verbunden, die Entwicklung des Menschengeschlechts möge und könne dahin gehen, der faktischen Wirksamkeit des Sittengesetzes und damit der Freiheit immer mehr Raum zu verschaffen. Recht und Staat gehören bei Kant strengstens zusammen. Legales Recht ist nur im Staat, und der Staat ist nur legitim als Rechtsstaat. Ihrer beider Zweck richtet sich darauf, die sittliche Gemeinschaft freier und gleicher Individuen mit seinen immer nur Ă€ußeren Mitteln zu fördern. GĂ€be es die Natur nicht, so wĂ€ren alle Menschen so moralisch, dass es den Staat nicht geben mĂŒsste. Gerade aus der unbedingten GĂŒltigkeit des Sittengesetzes folgt also wegen des fortbestehenden Antagonismus mit dem Naturgesetz in Ansehung der Endlichkeit der menschlichen Vernunft, dass jede Politik stets eine relative ist. Eine absolutistische oder revolutionĂ€r-despotische Politik verletzt das Sittengesetz, die WĂŒrde der Person und die Menschlichkeit der Vernunft.

Der vorliegende Roman liefert eine vergleichsweise Darstellung des Kampfes um die begehrte Macht der Existenz, der Liebe und der Politik. Sie wird getragen von der Hauptperson des Romans, deren Wege sich an einer römischen UniversitĂ€t mit einer faszinierenden Ärztin kreuzen. Einen Sommer lang liebten sie sich. Doch die Geschichte mĂŒndet in ein Drama, in welchem sich die Figuren der Aussichtslosigkeit des Ganzen bewusst werden und die Hauptperson wieder nach Berlin zurĂŒckkehrt, um ein neues Leben zu beginnen.

Die einzelnen Kapitel werden stets eingeleitet von einem sie tragenden Diktum bekannter Schriftsteller. So etwa Marcel Proust, Erich MĂŒhsam oder Antoine de Saint-ExupĂ©rie. Interessant sind die AnknĂŒpfungen an die Deutsche Philosophie, insbesondere an Hegel. Das Eigentliche des Lebens ist demnach, dass es keine objektive Vorstellung, sondern ein Sein im Sinne einer höchsten Synthesis und Vereinigung bei gleichzeitiger Differentiation und Dissoziation dieser Synthesis gibt. Die Dialektik ist nicht ein bloß Ă€ußerliches, negatives Tun, sondern sie bedeutet das positive, immanente Hinausgehen ĂŒber die Einseitigkeit und BeschrĂ€nktheit der Verstandesbestimmungen.

So landet die Hauptfigur auf einem Fest unter Malern, Lesben, kreativen Frauen und MĂ€nnern, hört sich deren Gedanken ĂŒber die Liebe, ihr FĂŒhlen, ihre Schriftsteller-Helden an und zieht in einer nĂ€chtlichen Reise die Konsequenzen fĂŒr sein persönliches Leben. Auch hier gibt es vergangene Philosophen, die ihm helfen, seine mĂ€nnlichen Emotionen zu verstehen, ebenso wie die weiblichen. Und wenn auch Wirklichkeit und Erfindung sich vermischen, so zeugt dies von der enormen philosophischen Kenntnis des Autors, der seine Figur die Summe all der WidersprĂŒche im Leben, die ihn in manchen Situationen lĂ€hmen oder auf die Höhe fĂŒhren, spĂŒren lĂ€sst. Und er lĂ€sst die Frauen Revue passieren, die ihm wichtig sind, eine mit der anderen verbunden, wie Glieder einer Kette. Jede Geschichte, der Bedeutung zukam, hatte ihrer Natur nach zwei Gesichter. So erlebt der Romanheld am eigenen Leibe die Differenziation und potentielle Synthesis der empirischen Ereignisse. – Mit einer funkensprĂŒhenden Konsequenz: Sich in das Theater der Menschheit und des Lebens zu stĂŒrzen, mit dem Auf und Ab zu spielen und in schwankenden Betten zu lernen, welches die wahren Gesetze des Lebens sind. Eben: Die Differenzierung und gleichzeitige Einheit zu erkennen.

Ein sehr weises Buch, voller philosophischer Kenntnis und damit verbundener Lebenserfahrung, die sich in einer Geschichte bĂŒndeln, die den Leser bis zuletzt fesselt.

geschrieben am 26.09.2009 | 655 Wörter | 4013 Zeichen

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