Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Whiteout: Melt


Statistiken
  • 7088 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Buchreihe
  Autoren
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Frank Drehmel

Melt US-Marshal Carrie Stetko hat die Schnauze voll von Kälte und Eis. Sie genießt gerade die Wärme Neuseelands, als das Vaterland ruft. Russische Elite-Söldner haben einen geheimen sowjetischen, als Forschungsstation getarnten, Stützpunkt in der Antarktis überfallen, die Belegschaft massakriert und einige Atomsprengköpfe im Auftrag der Russenmafia gestohlen. Vor Ort im ewigen Eis, in den rauchenden Ruinen der zerstörten Station trifft Carrie Kapitän Alexander Iwanowitsch Kuchin, eine Elite-Ermittler der russischen Regierung. Auch wenn der Ex-Speznaz alles andere als begeistert ist, muss er wohl oder übel einer Zusammenarbeit mit der Amerikanerin zustimmen, da sie sich ungleich besser als er in der Antarktis auskennt. Zusammen machen sie sich an die Verfolgung der Diebe, welche der Kälte und den unwirtlichen Lebensbedingungen um so mehr Tribut zollen, je länger sie auf der Flucht sind. Während der Verfolgung kommen sich die beiden Ermittler näher, doch Kuchins Loyalität gehört letztlich dem russischen Volk. Und auch Carrie muss sich schließlich entscheiden, wem sie dienen will. Im Jahre 2000 gewann “Whiteout: Melt” den Eisner Award in der Kategorie “Best Limited Series”. Unabhängig davon, wie man zu dieser Auszeichnung und ihrer Vergabemodalitäten steht, sollte dieses dennoch Anlass genug sein, zumindest einen Blick in das von Cross-Cult hervorragend edierte Tradepaperback zu werfen. Was also erwartet den Leser? “Whiteout. Melt” bietet alles in allem viel Crime und Action, ein wenig Erotik sowie verhalten politische Kritik. Bedauerlicherweise sind zum einen der Plot um den Diebstahl der Atomwaffen und die anschließende Verfolgung nicht sonderlich originell, zum anderen dürfte das lakonische, fast schon beiläufige Ende der Hatz durch die Antarktis nicht jedermanns Sache sein, auch wenn es den Charakter Carrie Stetko treffend widerspiegelt. Wie im “Greg Rucka”-Interview nachzulesen, könnte man sicherlich vieles in Story und Charaktere hineininterpretieren: vom existenzialistischen Gundtenor über die Aufhebung gesellschaftlicher Norm angesichts des archaischen Kampfes “Mensch versus Natur” bis hin zu Stetkos ambivalenter Haltung dem Eis gegenüber. Aber seien wir mal ehrlich! Die meisten Comic-Leser interessieren sich höchstens am Rande für Hintergründigkeiten und sophistische Analysen; stattdessen möchten sie “nur” eine unterhaltsame, spannende und originelle Geschichte, die sie für eine halbe Stunde aus der Banalität und Tristesse ihres eigenen Lebens entführt; und das, ohne dass der Zauber durch das Offenlegen der Konstruktion zerstört wird. Womit ich beim Lesen - freundlich ausgedrückt - wenig anfangen konnte, sind Stetkos Ein- und Ansichten über das Eis. Passagen wie “Die Antarktis ist ein mörderisches Miststück. Sie wartet nur darauf, einen zu töten. Es ist nichts Persönliches. Dem Eis bist du egal. Es folgt nur seiner Natur.”[S.31] oder “Wenn man aufs Eis kommt, muss man als erstes einen Überlebenskurs machen. So lauten die Regeln.”[S.72] dienen zwar dazu, die Heldin als “coole Sau” aufzubauen, sind aber bei näherer Betrachtung ziemlich abgeschmackt und trivial. Das Artwork von Steve Lieber ist rundum erfreulich. Kontrastreich da, wo es nötig ist - z.B. bei der Darstellung der Figuren -, sensibel, mit aufgelösten Formen und Strichen in der Zeichnung der eisigen Hintergründe. Abwechslungsreiche Einstellungsgrößen - vom Extreme Long Shot bis hin zu Close-Ups - in unterschiedlichen Perspektiven hinterlassen einen lebendigen, fast filmhaften Eindruck. Die liebevolle, fast schon bibliophile Aufmachung des Hardcover-Tradepaperbacks lässt - wie für Cross-Cult üblich - keine Wünsche offen und gehört nach wie vor zum Besten, was die deutsche Comic-Industrie zu bieten hat. Fazit: Die coolen Charaktere und das starke Artwork können nicht über die Schwächen in Story und Plot hinwegtäuschen. Für Fans bibliophiler Comics dennoch ein Muss.

US-Marshal Carrie Stetko hat die Schnauze voll von Kälte und Eis. Sie genießt gerade die Wärme Neuseelands, als das Vaterland ruft. Russische Elite-Söldner haben einen geheimen sowjetischen, als Forschungsstation getarnten, Stützpunkt in der Antarktis überfallen, die Belegschaft massakriert und einige Atomsprengköpfe im Auftrag der Russenmafia gestohlen.

weitere Rezensionen von Frank Drehmel

#
rezensiert seit
Buchtitel
1
18.02.2018
4
18.02.2018
5
18.02.2018

Vor Ort im ewigen Eis, in den rauchenden Ruinen der zerstörten Station trifft Carrie Kapitän Alexander Iwanowitsch Kuchin, eine Elite-Ermittler der russischen Regierung. Auch wenn der Ex-Speznaz alles andere als begeistert ist, muss er wohl oder übel einer Zusammenarbeit mit der Amerikanerin zustimmen, da sie sich ungleich besser als er in der Antarktis auskennt.

Zusammen machen sie sich an die Verfolgung der Diebe, welche der Kälte und den unwirtlichen Lebensbedingungen um so mehr Tribut zollen, je länger sie auf der Flucht sind.

Während der Verfolgung kommen sich die beiden Ermittler näher, doch Kuchins Loyalität gehört letztlich dem russischen Volk. Und auch Carrie muss sich schließlich entscheiden, wem sie dienen will.

Im Jahre 2000 gewann “Whiteout: Melt” den Eisner Award in der Kategorie “Best Limited Series”. Unabhängig davon, wie man zu dieser Auszeichnung und ihrer Vergabemodalitäten steht, sollte dieses dennoch Anlass genug sein, zumindest einen Blick in das von Cross-Cult hervorragend edierte Tradepaperback zu werfen.

Was also erwartet den Leser? “Whiteout. Melt” bietet alles in allem viel Crime und Action, ein wenig Erotik sowie verhalten politische Kritik. Bedauerlicherweise sind zum einen der Plot um den Diebstahl der Atomwaffen und die anschließende Verfolgung nicht sonderlich originell, zum anderen dürfte das lakonische, fast schon beiläufige Ende der Hatz durch die Antarktis nicht jedermanns Sache sein, auch wenn es den Charakter Carrie Stetko treffend widerspiegelt.

Wie im “Greg Rucka”-Interview nachzulesen, könnte man sicherlich vieles in Story und Charaktere hineininterpretieren: vom existenzialistischen Gundtenor über die Aufhebung gesellschaftlicher Norm angesichts des archaischen Kampfes “Mensch versus Natur” bis hin zu Stetkos ambivalenter Haltung dem Eis gegenüber.

Aber seien wir mal ehrlich! Die meisten Comic-Leser interessieren sich höchstens am Rande für Hintergründigkeiten und sophistische Analysen; stattdessen möchten sie “nur” eine unterhaltsame, spannende und originelle Geschichte, die sie für eine halbe Stunde aus der Banalität und Tristesse ihres eigenen Lebens entführt; und das, ohne dass der Zauber durch das Offenlegen der Konstruktion zerstört wird.

Womit ich beim Lesen - freundlich ausgedrückt - wenig anfangen konnte, sind Stetkos Ein- und Ansichten über das Eis. Passagen wie “Die Antarktis ist ein mörderisches Miststück. Sie wartet nur darauf, einen zu töten. Es ist nichts Persönliches. Dem Eis bist du egal. Es folgt nur seiner Natur.”[S.31] oder “Wenn man aufs Eis kommt, muss man als erstes einen Überlebenskurs machen. So lauten die Regeln.”[S.72] dienen zwar dazu, die Heldin als “coole Sau” aufzubauen, sind aber bei näherer Betrachtung ziemlich abgeschmackt und trivial.

Das Artwork von Steve Lieber ist rundum erfreulich. Kontrastreich da, wo es nötig ist - z.B. bei der Darstellung der Figuren -, sensibel, mit aufgelösten Formen und Strichen in der Zeichnung der eisigen Hintergründe.

Abwechslungsreiche Einstellungsgrößen - vom Extreme Long Shot bis hin zu Close-Ups - in unterschiedlichen Perspektiven hinterlassen einen lebendigen, fast filmhaften Eindruck.

Die liebevolle, fast schon bibliophile Aufmachung des Hardcover-Tradepaperbacks lässt - wie für Cross-Cult üblich - keine Wünsche offen und gehört nach wie vor zum Besten, was die deutsche Comic-Industrie zu bieten hat.

Fazit: Die coolen Charaktere und das starke Artwork können nicht über die Schwächen in Story und Plot hinwegtäuschen. Für Fans bibliophiler Comics dennoch ein Muss.

geschrieben am 28.07.2008 | 548 Wörter | 3339 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen