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Der kleine Freund


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Rezension von

Edith Nebel

Der kleine Freund Zehn Jahre nach ihrem fulminanten Roman-DebĂŒt EINE GEHEIME GESCHICHTE legt die US-amerikanische Autorin Donna Tartt ihr zweites Buch vor: DER KLEINE FREUND: In einer Kleinstadt in Mississippi wĂ€chst die 12-jĂ€hrige Harriet Cleve Dufresnes im Schatten ihres Bruders auf. Er ist ermordet worden, als sie noch ein Baby war und wird von der Familie bis ins UnertrĂ€gliche idealisiert. Der Mörder wurde nie gefunden, und die Familiehat sich nicht mehr von dieser Tragödie erholt. Harriets Vater verließ Frau und Kinder, die Mutter hat psychische Probleme und betĂ€ubt sich mit Medikamenten, die Schwester trĂ€umt in den Tag hinein. Und Harriet, eigenwillig, belesen und phantasiebegabt, lebt ihr eigenes Leben unter der unzureichenden Aufsicht ihrer Großmutter und einer Reihe exzentrischer Großtanten. Eines Tages setzt Harriet sich in den Kopf, den Mörder ihres Bruders zu finden. Einen VerdĂ€chtigen hat sie sich schon ausgeguckt: Danny Ratliff, einen Schulkameraden des Ermordeten und Mitglied einer ebenso asozialen wie kriminellen Familie. Zusammen mit ihrem schwatzhaften Kumpel Hely macht Harriet sich auf, den angeblichen Mörder zu ĂŒberfĂŒhren – und tritt damit eine Lawine von Ereignissen los, die nicht nur sie selbst in tödliche Gefahr bringt ... Auch wenn in dem Roman viel von kriminellen Handlungen die Rede ist – es ist kein Krimi. Es geht nicht primĂ€r darum, wer den kleinen Jungen ermordet hat, sondern darum, was eine solche Tragödie aus einer Familie macht. Über 760 Seiten lang schaut man bei den Cleve-Dufresnes und Ratliffs durchs SchlĂŒsselloch, lernt faszinierende Charaktere kennen und wird mit wachsendem Entsetzen Zeuge gestörter FamilienverhĂ€ltnisse. Doch das ganze fĂŒhrt zu nichts. Geheimnisse bleiben geheim, Probleme ungeklĂ€rt und die Personen machen auch keine nennenswerte Entwicklung durch. So bleibt es bei einem lediglich voyeuristischen VergnĂŒgen, und das ist ein bisschen wenig. Dass sich das Lesen trotzdem gelohnt hat, liegt an der energischen und tatkrĂ€ftigen Heldin Harriet. Auf Seite 309 heißt es so treffend: \"Sie war ein hellĂ€ugiges Tigerjunges: ganz niedlich als Kleinkind, aber das ließ nach mit jedem Zentimeter, den sie wuchs. Noch war Harriet nicht alt genug, um selbst fĂŒr sich zu sorgen, aber der Tag wĂŒrde bald genug kommen, und dann wĂŒrde sie (...) blĂŒhen und gedeihen, was immer ihr widerfuhr: Hungersnot, Bankenkrach oder der Einmarsch der Russen.\" Nach Harriet befragt, sagte Donna Tartt in einem Interview: \"Ich denke, jeder Autor wird Ihnen erzĂ€hlen, dass es extrem schwierig ist, ĂŒber Kinder zu schreiben, aber der Trick ist, der Versuchung zu widerstehen, sie ‚liebenswert‘ zu machen.\" Stimmt, liebenswert ist die Heldin nicht. Aber eine sehr interessante Persönlichkeit. Wem es Spaß macht, nach Parallelen zwischen Harriet und der Autorin zu suchen, kann dies im Internet tun. Donna Tartt erzĂ€hlt dort von ihren Kindheitserinnerungen, allerdings auf Englisch: http://www.geocities.com/SoHo/8543/ds.htm

Zehn Jahre nach ihrem fulminanten Roman-DebĂŒt EINE GEHEIME GESCHICHTE legt die US-amerikanische Autorin Donna Tartt ihr zweites Buch vor: DER KLEINE FREUND: In einer Kleinstadt in Mississippi wĂ€chst die 12-jĂ€hrige Harriet Cleve Dufresnes im Schatten ihres Bruders auf. Er ist ermordet worden, als sie noch ein Baby war und wird von der Familie bis ins UnertrĂ€gliche idealisiert. Der Mörder wurde nie gefunden, und die Familiehat sich nicht mehr von dieser Tragödie erholt. Harriets Vater verließ Frau und Kinder, die Mutter hat psychische Probleme und betĂ€ubt sich mit Medikamenten, die Schwester trĂ€umt in den Tag hinein. Und Harriet, eigenwillig, belesen und phantasiebegabt, lebt ihr eigenes Leben unter der unzureichenden Aufsicht ihrer Großmutter und einer Reihe exzentrischer Großtanten.

weitere Rezensionen von Edith Nebel

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rezensiert seit
Buchtitel
1
26.05.2004
2
26.05.2004

Eines Tages setzt Harriet sich in den Kopf, den Mörder ihres Bruders zu finden. Einen VerdĂ€chtigen hat sie sich schon ausgeguckt: Danny Ratliff, einen Schulkameraden des Ermordeten und Mitglied einer ebenso asozialen wie kriminellen Familie. Zusammen mit ihrem schwatzhaften Kumpel Hely macht Harriet sich auf, den angeblichen Mörder zu ĂŒberfĂŒhren – und tritt damit eine Lawine von Ereignissen los, die nicht nur sie selbst in tödliche Gefahr bringt ...

Auch wenn in dem Roman viel von kriminellen Handlungen die Rede ist – es ist kein Krimi. Es geht nicht primĂ€r darum, wer den kleinen Jungen ermordet hat, sondern darum, was eine solche Tragödie aus einer Familie macht. Über 760 Seiten lang schaut man bei den Cleve-Dufresnes und Ratliffs durchs SchlĂŒsselloch, lernt faszinierende Charaktere kennen und wird mit wachsendem Entsetzen Zeuge gestörter FamilienverhĂ€ltnisse. Doch das ganze fĂŒhrt zu nichts. Geheimnisse bleiben geheim, Probleme ungeklĂ€rt und die Personen machen auch keine nennenswerte Entwicklung durch. So bleibt es bei einem lediglich voyeuristischen

VergnĂŒgen, und das ist ein bisschen wenig.

Dass sich das Lesen trotzdem gelohnt hat, liegt an der energischen und tatkrĂ€ftigen Heldin Harriet. Auf Seite 309 heißt es so treffend: \"Sie war ein

hellĂ€ugiges Tigerjunges: ganz niedlich als Kleinkind, aber das ließ nach mit jedem Zentimeter, den sie wuchs. Noch war Harriet nicht alt genug, um selbst fĂŒr sich zu sorgen, aber der Tag wĂŒrde bald genug kommen, und dann wĂŒrde sie (...) blĂŒhen und gedeihen, was immer ihr widerfuhr: Hungersnot, Bankenkrach oder der Einmarsch der Russen.\" Nach Harriet befragt, sagte Donna Tartt in einem Interview: \"Ich denke, jeder Autor wird Ihnen erzĂ€hlen, dass es extrem schwierig ist, ĂŒber Kinder zu schreiben, aber der Trick ist, der Versuchung zu widerstehen, sie ‚liebenswert‘ zu machen.\" Stimmt, liebenswert ist die Heldin nicht. Aber eine sehr interessante Persönlichkeit. Wem es Spaß macht, nach Parallelen zwischen Harriet und der Autorin zu suchen, kann dies im Internet tun. Donna Tartt erzĂ€hlt dort von ihren Kindheitserinnerungen, allerdings auf Englisch: http://www.geocities.com/SoHo/8543/ds.htm

geschrieben am 26.05.2004 | 436 Wörter | 2566 Zeichen

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