ISBN | 3453213181 | |
Autor | William King | |
Verlag | Heyne | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 364 | |
Erscheinungsjahr | 2002 | |
Extras | - |
Fast vier Jahre hat der Heyne-Verlag seit Veröffentlichung des letzten âWarhammer 40.000â-Romanes âKind des Chaosâ verstreichen lassen, bevor mit âWolfskriegerâ der sechste Band dieses auf dem gleichnamigen Tabletopspiel von Games Workshop basierenden dĂŒsteren Zukunftsepos folgte.
Dem Leser, der zusĂ€tzliche, erhellende Informationen ĂŒber den Clan der Space Wolves, um die sich in diesem Buch die Geschichte rankt, sucht, seien vorab folgende Literaturhinweise gegeben: 1) White Dwarf 55, S.46 ff., Die Geburt eines Space Marines; 2) WD 52, S. 8 ff. Söhne des Russ (ein Preview ĂŒber den Codex Space Wolves), 3) WD 53, S. 40 f., Die Wölfe von Fenris; S. 42 ff., Die verlorenen GroĂkompanien; 4) Der Codex Space Wolves.
Ragnar liegt im Sterben; die Vergangenheit zieht an seinem inneren Auge vorbei: einst fristete er ein karges Leben als Fischer und Krieger an den Gestaden einer kleinen Insel auf Fenris, der Heimatwelt der Space Wolves, bis eines Tages sein Clan -die DonnerfÀuste- wegen einer uralten Fehde von den GrimmschÀdeln niedergemetzelt wurde. Ragnar blieb jedoch ein ehrenhafter Tod auf dem Schlachtfeld versagt als ein Wolfpriester den zu Tode verwundeten auserwÀhlte, seine FÀhigkeiten in den Dienst des Imperators zu stellen und um seine Aufnahme in den Clan der Space Wolves zu kÀmpfen.
Allen FĂ€hrnissen und Widrigkeiten des harten Ăberlebenskampfes im Lager, dem sadistischen Ausbilder Hengist, dem brennenden Hass gegen den ebenfalls erwĂ€hlten Strybjörn GrimmschĂ€del, welcher einer seiner KlauenbrĂŒder wurde, des genetischen Transformationsprozesses und den vielen notwendigen Operationen trotzend, gelang es dem jungen Rekruten schlieĂlich, in den Rang einer Blutkralle -dem niedrigsten Rang eines vollwertigen Space Wolves- erhoben zu werden, bis er und seine kleine Schar den Befehl erhielten, gegen Chaos-Kultisten und ihren ĂŒbermĂ€chtigen AnfĂŒhrer ins Feld zu ziehen. ... und nun liegt Ragnar im Sterben ....
Dem informierten Leser dĂŒrfte William King als Verfasser der unterhaltsamen und zum Teil urkomischen âFelix & Gotrekâ-Romane bekannt sein, deren Handlung in Games Workshops âWarhammer Fantasyâ-Welt angesiedelt ist. In âWolfskriegerâ zeigt King nun eine andere Facette seines schriftstellerischen Schaffens und zwar beileibe keine sehr strahlende:
Auch wenn Kings Schreibstil nach wie vor flĂŒssig und gut lesbar ist, die Ăbersetzung durch Jentzsch kaum etwas zu wĂŒnschen ĂŒbrig lĂ€sst, so kommt die Story selbst staubtrocken, ohne den geringsten Anflug von Humor und letztendlich auch ĂŒberaus phantasiearm daher: Ragnars NullachtfĂŒnfzehn-US-Marine- oder Navy-Seals-Ausbildung kann man in Ă€hnlicher Weise in unzĂ€hligen einschlĂ€gigen Hollywoodfilmchen fassungslos bestaunen (bspw. in -um einen der besseren zu nennen- âFull Metal Jacketâ). Die Transformation Ragnars und seiner Kameraden in wölfische Un- bzw. Metamenschen wird vom Autor oberflĂ€chlich trivial abgehandelt; ein solcher oder -im zweiten Fall- vergleichbarer Transformationsprozess eines Homo Sapiens in einen Homo Superior wird um ein vielfaches eindinglicher und nachvollziehbarer z.B. in Ian Watsons âSpace Marineâ (Band 2 der Warhammer 40.000-Serie) oder Storm Constantines âDer Zauber von Fleisch und Geistâ (Band 1 der Wraeththu-Triologie) -beide bei Heyne erschienen- beschrieben. WĂ€re der Autor wenigstens seinem humoristischen âFelix & Gotrekâ-Stil treu geblieben, indem er die Implementation der Canis-Helix ins menschliche Genom mit Ăberlegungen zu Space-Pinschern, Mops-Marines oder dem Beineheben an Hydranten kommentiert hĂ€tte, so lieĂe sich diesem drögen Roman zumindest auf der komischen Ebene ein klein wenig Positives abgewinnen; stattdessen aber: tote Servo-Hose!
Doch die gediegene Langweile, die diese Story auf Grund ihrer Vorhersehbarkeit vermittelt, ist meines Erachtens nicht das zentrale Problem des Buches. Es ist das faschistoide Gedankengut, welches âWolfskriegerâ atmet, garniert mit einem unertrĂ€glichem Sozialdarwinismus, das den âaufgeklĂ€rtenâ Leser, der seinen âBakuninâ und âKropotkinâ auswendig kennt, erschauern lassen sollte, weil es wie selbstverstĂ€ndlich zum handlungsbestimmenden bzw. -tragenden Element wird, wobei als diese Tendenzen verstĂ€rkender Aspekt die nordischen Space-Wolves-spezifischen Namen der Protagonisten sowie die zahlreichen Anlehnungen an die âMythologie der NordmĂ€nnerâ (Asaheim, etc.) wirken.
Das Gute oder Schlimme -je nachdem wie man es betrachten will- daran ist, dass man King bezĂŒglich des faschistoid-rassistischen Grundtenors nicht einmal einen allzu groĂen Vorwurf machen kann, denn die Space Wolves sind wie sĂ€mtliche Orden/Clans der ersten âSpace Marineâ-Generation in einer solch faschistoiden Weise von den Games Workshops Spieleentwicklern konzipiert worden (insofern geht die Kritik im folgenden etwas ĂŒber den vorliegenden Roman hinaus): Angefangen bei dem zentralen Element der Space-Marine-Ideologie, dem totalitaristischen FĂŒhrerprinzip, mit seiner Mystifizierung und Ăberhöhung irgendwelcher dubiosen Primarchen -der Gröfaz der Space Wolves heiĂt Leman Russ-, ĂŒber die sektiererische Abgrenzung der einzelnen Orden gegen andere Gemeinschaften, die gnaden- und mitleidslose Verfolgung und Vernichtung âsubversiver, ketzerischer Elementeâ -seien es Rebellen, die sich gegen die absolutistische anmutende GewaltenausĂŒbung des trerranischen Imperators und seiner klerikal-weltlichen Schergen erheben, oder seien es vom Chaos gezeichnete Mutanten-, die Versklavung regimenĂŒtzlicher Individuen als Servitoren oder Astropathen, die endlösungsgleiche Vernichtung ganzer Planeten(systeme) -dem Exterminatus- bis hin zu einem ethischen Wertesystem, das sich in Begriffen wie Ruhm, Ehre und bedingungsloser LoyalitĂ€t bis in den Tod erschöpft und in dem andere ur-menschliche GefĂŒhle wie Liebe, Gnade, MitgefĂŒhl oder Trauer als schwĂ€chlich und schĂ€dlich gebrandmarkt werden.
Der Vorwurf, den man dem Autor jedoch machen muss, ist, dass er sich in keinster Weise von diesen faschistoiden Gedankengut distanziert, es in Frage stellt oder es zumindest diskutiert, und er damit jene notwendige Distanz vermissen lÀsst, die sich eine Vielzahl kritischer Warhammer 40.000-Spieler und -entwickler zu eigen gemacht hat.
(Achtung satirische Polemik: da aus Sicht eines begnadeten KĂŒnstlers -nĂ€mlich meiner ^^- die Space-Marine-FigĂŒrchen von Design und Farbschemata her die langweiligsten des gesamten WH40K-Tabletop-Spieles sind, könnte man in böswilliger Weise, denen, die diese Armeen dennoch spielen, eine nicht ganz koscherer -sorry, aber das musste sein- Gesinnung unterstellen; ich warte auf den Tag, an dem Möchtegern-Kriegsherren, rot-weiĂ-schwarz-bemalte Mini-Landser mit dem Horst-Wessel-Lied auf den Lippen in die Schlacht gegen alles Fremde fĂŒhren)
Fazit: Auch wenn Kings Stil nach wie vor gefĂ€llig ist, die Story viel Action bietet und die Protagonisten stringent handeln, so disqualifiziert die faschistoide szenariobedingte Grundtendenz, von der sich der Autor nicht hinreichend distanziert und die nicht in Frage gestellt wird, dieses Buch so eindeutig, dass sogar der Mangel an OriginalitĂ€t bei einer Bewertung nicht weiter ins Gewicht fĂ€llt. UngetrĂŒbten Lesegenuss dĂŒrften daher nur Individuen durch und durch arischer Abstammung (..und wer kann das schon von sich behaupten) und Marine-Feteschisten empfinden. Allen anderen seit geraten: HĂ€nde weg von diesem militaristischen Schund!
geschrieben am 07.08.2004 | 992 Wörter | 6505 Zeichen
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