
| ISBN | 3890645720 | |
| Autor | Ivan Nedic | |
| Verlag | Fantasy Productions | |
| Sprache | deutsch | |
| Seiten | 327 | |
| Erscheinungsjahr | 2002 | |
| Extras | - |

Unsere vier AnfĂ€nger werden gleich bei ihrem ersten Run gegen die Berliner Aztech-Dependance scheinbar gewaltig von ihrem Auftraggeber, dem Schieber âTommy der Fuchsâ, verladen. Als ein konkurrierendes Team aus dem Nichts auftaucht und die Azzis einen ziemlich vorgewarnten Eindruck machen, gelingt es den (dilettantischen) Vier, gerade so eben wenigstens ihren Arsch zu retten. Nachdem dieser Run so grĂŒndlich in die Hose gegangen ist, finden sie sich auf einmal Tommys Abschussliste wieder (von wegen der Anzahlung, und so...) und auch die Azzis haben noch ein HĂŒhnchen mit den Möchtegern-Runnern zu rupfen. Weil sie aber wahre Helden sind, beschlieĂen sie, herauszufinden, was da so grĂŒndlich schiefgelaufen ist, und vor allem warum.

Anderer Ort, gleiche Stadt: der völlig paranoide und ziemlich heruntergekommene Magier Moonwish, und sein -nicht ganz freiwilliger- Chummer Phönix, gelangen in Besitz des zweiten Teils eines revolutionĂ€ren Chip-Prototyps, der, sollte er auf den âMarktâ kommen, die gesamte Konzernwelt nachhaltig verĂ€ndern wird. Frage: Wer hat den anderen Teil dieses Super-Spielzeugs.
Und dann gibt es da noch den Troll Ridgeback: diesen âsensiblenâ SchlĂ€ger plagt auf einmal sein Gewissen, weil er herausfindet, dass sein Boss Tommy wohl wirklich ein Haufen Drek ist.
Ich will ja nicht jammern, aber als Rezensent hat man es nicht leicht: kaum ist dieses Buch gelesen, schon verflĂŒchtigen sich die Erinnerungen an Story und Protagonisten: Legt man fĂŒr eine Beurteilung als MaĂstab die (meine) âErinnerungshalbwertzeitâ zu Grunde, so mĂŒsste ein Daumen-runter-Urteil ĂŒber das Buch gefĂ€llt werden. Doch ganz so schlimm ist es dann doch nicht, denn eigentlich handelt es sich um ein kurzweiliges BĂŒchlein, richtig knuddelige Popcorn-Literatur: schnell, bunt, mit viel Pathos, sprachlich insbesondere in der ersten HĂ€lfte nicht sehr ausgefeilt, humorvoll, (selbst)ironisch, tragisch und zumindest etwas spannend. Selbst die fĂŒr diese Art des Entertainments notwendigen archetypischen Charaktere sucht der Leser nicht vergebens: da gibt es die ganz Bösen, die Unschuldigen, den VĂ€terlichen, den Bekehrten und die Obercoolen, denen nichts und niemand ans Bein pinkeln kann.
Doch genug der Lobhudelei: die titelgebenden Protagonisten sind eigentlich nur Statisten, die blass bleiben und denen man ihre Berufung zu Runnern nicht abnimmt. Daran Ă€ndert auch das von Nedic bemĂŒhte Stilmittel kurzer RĂŒckblenden in das Leben der einzelnen Chummer nichts, insbesondere weil der Autor im selben Atemzug seine Figuren durch nicht notwendige Slapstick-Einlagen zu völligen Trotteln stilisiert.
Die beiden starken, glaubwĂŒrdigen Charaktere -Ridgeback und Moonwish- kommen leider hingegen viel zu kurz: ersterer treibt kaum die Handlung voran, letzterer bleibt im Zwielicht seiner Vergangenheit hĂ€ngen.
Die Story selbst lĂ€sst sich mit einem Wort charakterisieren: hanebĂŒchen! Warum sind 95%-aller Shadowrun-Autoren der Meinung, nur potenziell weltordnungsgefĂ€hrdende Konflikte bzw. der drohende Umsturz alles so Liebgewonnen interessiere den Leser!? Gerade von einem Buch, das âDie AnfĂ€ngerâ betitelt wurde, sollte man annehmen, es erzĂ€hle eine kleine Story, in der die materiellen und ideellen Schwierigkeiten von (Meta)Menschen beleuchtet werden, die -aus welchen GrĂŒnden auch immer- zu Gesetzlosen werden und ihr SIN-volles Leben zugunsten der StraĂe aufgeben. Stattdessen: Azzi-Run und Superchip. Das âErlöserteamâ, âdie Men-In-Blackâ, die gegen Ende des Buches in die Geschehnisse eingreifen, geben der GlaubwĂŒrdigkeit dieser Geschichte schlieĂlich endgĂŒltig den GnadenstoĂ. Kurz und gut: weniger wĂ€re mehr gewesen. Vielleicht sollte der Autor beim nĂ€chsten Roman versuchen, die Erfahrungen eines Rollenspielnachmittages nicht 1 : 1,3 in ein Buch zu pressen. ... doch wer bin ich, dass ich solche RatschlĂ€ge erteile, wo ich selbst nicht einmal Shadowrun spiele....
Fazit: Ein durchschnittlicher Shadowrun-Roman, der einerseits viel szenariogemĂ€Ăe Action bietet, andererseits jedoch in Teilen sehr pathetisch geraten ist und auch sprachlich nicht ganz zu ĂŒberzeugen vermag. Auf jeden Fall werden auch SR-AnfĂ€nger beim Lesen den Ăberblick nicht verlieren ... und fĂŒr ADL-Fans und MdBÂŽs (Mitglieder des Bundestages) gehört dieser Berlin-Roman ohnehin zur PflichtlektĂŒre.
geschrieben am 07.08.2004 | 596 Wörter | 3757 Zeichen
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