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Beutelspachers kleines Mathematikum


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Rezension von

Ragan Tanger

Beutelspachers kleines Mathematikum Am Ende zählt das Ergebnis Dass die Mathematik seit jeher die gemeinsame Bleibe von Wissenschaft und Religion, von Physik und Metaphysik ist, war nicht nur den antiken mathematici (römische Bezeichnung für den Horoskopsteller!) bekannt, sondern hat sich glücklicherweise auch in dem Buch von Albrecht Beutelspacher niedergeschlagen. Normalerweise regiert ja seit der aufklärerischen Intervention das Diktum des positivistischen und vernünftigen Wissenschaftlers, doch dieser schwäbische Vorzeigemathematiker aus Tübingen postuliert klar und unmissverständlich: Die Mathematik ist eine Geisteswissenschaft und zwar die älteste und wichtigste überhaupt. Womit er zweifelsfrei Recht hat, drum soll es an dieser Stelle, weil es allzu selten so frei und deutlich ausgesprochen wird, hervorgehoben werden. Immer wieder trifft der Historiker in der Geschichte der Zahlen und ihrer Werte auf einsichtige Köpfe, die der Zahl mehr als nur die bloße Abstraktion zutrauten, die die grundsätzliche Metaphysik, die zwar vom Menschen gemacht, aber mehr „gefunden als erfunden“ (Koselleck) wird, nicht in Abrede stellen. Carl Gustav Jung schrieb sinngemäß: „Die Zahl ist der Archetyp der Ordnung“, womit er auf eben jene Findungsphase einging, die so natürlich erscheint wie der Kreislauf des Mondes um die Erde. Das kleine Mathematikum bietet Antworten auf solche philosophischen Fragen ebenso wie auf alle logischen und technisch relevanten. Es könnte genau so gut „Kleine Geschichte der Mathematik“ heißen, aber der Autor hat es vorgezogen, und zwar vorzüglich, um einmal diese Wortspiel zu gebrauchen, seine Abhandlung in Form von Fragen und Antworten zu veröffentlichen. Das ist, ohne wenn und aber, ganz hervorragend gelungen. Was ist Mathematik, wo kommt sie her und wie alt ist sie, sind somit die ersten Fragen, die auf die Leser warten; differentialanalytische Feinheiten, geometrische Besonderheiten oder Prinzipien vom Chaos oder der Unendlichkeit tauchen entsprechend später im Buch auf. Alles zu seiner Zeit, alles an seinem Ort, genau so wie es die Logismen der Mathematik vorschreiben. Man kann sogar so weit gehen und behaupten, dass man mit diesem Buch nicht nur die Hintergründe, die Geschichte (zweifelsfrei ein besonderes Steckenpferd der wissenschaftlichen Ausrichtung des Autors) oder die philosophischen Aspekte kennenlernen darf, sondern eben auch die technischen; simpel gesagt, wie eine Addition funktioniert und warum dieser Vorgang logisch ist. Gäbe es für jedes wissenschaftliche Fach eine solch klare, unmissverständliche und vor allen Dingen symbiotische (moderne Wissenschaftler nennen dies vielleicht interdisziplinär oder holistisch) Einführung, die Welt wäre reicher und klüger, das zumindest die einfache Rechnung. Natürlich gehen wir wie bei der Mathematik von Axiomen aus, also von unlösbaren Grundvoraussetzungen, die der Mensch aufgrund seine Beobachtungen und Überlegungen ins Spiel bringt. Mit diesen Axiomen aber, arbeiten wir logisch und kommen zu entsprechenden Beweisen. Beutelspacher hat seinen Beweis erbracht, nämlich dass man wissenschaftliche Disziplinen grundlegend und hilfreich vorstellen kann. Dass es sich, ganz nebenbei bemerkt, um die Wissenschaft schlechthin, die Blaupause für alle weiteren Überlegungen handelt (Abstraktion führt zu Logik und nicht umgekehrt, verehrte Materialisten), ist das Verdienst der Mathematik an sich – dieses Buch stellt dies auf die entsprechende Stufe, damit dies endlich allen klar wird.

Am Ende zählt das Ergebnis

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Dass die Mathematik seit jeher die gemeinsame Bleibe von Wissenschaft und Religion, von Physik und Metaphysik ist, war nicht nur den antiken mathematici (römische Bezeichnung für den Horoskopsteller!) bekannt, sondern hat sich glücklicherweise auch in dem Buch von Albrecht Beutelspacher niedergeschlagen. Normalerweise regiert ja seit der aufklärerischen Intervention das Diktum des positivistischen und vernünftigen Wissenschaftlers, doch dieser schwäbische Vorzeigemathematiker aus Tübingen postuliert klar und unmissverständlich: Die Mathematik ist eine Geisteswissenschaft und zwar die älteste und wichtigste überhaupt. Womit er zweifelsfrei Recht hat, drum soll es an dieser Stelle, weil es allzu selten so frei und deutlich ausgesprochen wird, hervorgehoben werden.

Immer wieder trifft der Historiker in der Geschichte der Zahlen und ihrer Werte auf einsichtige Köpfe, die der Zahl mehr als nur die bloße Abstraktion zutrauten, die die grundsätzliche Metaphysik, die zwar vom Menschen gemacht, aber mehr „gefunden als erfunden“ (Koselleck) wird, nicht in Abrede stellen. Carl Gustav Jung schrieb sinngemäß: „Die Zahl ist der Archetyp der Ordnung“, womit er auf eben jene Findungsphase einging, die so natürlich erscheint wie der Kreislauf des Mondes um die Erde. Das kleine Mathematikum bietet Antworten auf solche philosophischen Fragen ebenso wie auf alle logischen und technisch relevanten. Es könnte genau so gut „Kleine Geschichte der Mathematik“ heißen, aber der Autor hat es vorgezogen, und zwar vorzüglich, um einmal diese Wortspiel zu gebrauchen, seine Abhandlung in Form von Fragen und Antworten zu veröffentlichen.

Das ist, ohne wenn und aber, ganz hervorragend gelungen. Was ist Mathematik, wo kommt sie her und wie alt ist sie, sind somit die ersten Fragen, die auf die Leser warten; differentialanalytische Feinheiten, geometrische Besonderheiten oder Prinzipien vom Chaos oder der Unendlichkeit tauchen entsprechend später im Buch auf. Alles zu seiner Zeit, alles an seinem Ort, genau so wie es die Logismen der Mathematik vorschreiben. Man kann sogar so weit gehen und behaupten, dass man mit diesem Buch nicht nur die Hintergründe, die Geschichte (zweifelsfrei ein besonderes Steckenpferd der wissenschaftlichen Ausrichtung des Autors) oder die philosophischen Aspekte kennenlernen darf, sondern eben auch die technischen; simpel gesagt, wie eine Addition funktioniert und warum dieser Vorgang logisch ist.

Gäbe es für jedes wissenschaftliche Fach eine solch klare, unmissverständliche und vor allen Dingen symbiotische (moderne Wissenschaftler nennen dies vielleicht interdisziplinär oder holistisch) Einführung, die Welt wäre reicher und klüger, das zumindest die einfache Rechnung. Natürlich gehen wir wie bei der Mathematik von Axiomen aus, also von unlösbaren Grundvoraussetzungen, die der Mensch aufgrund seine Beobachtungen und Überlegungen ins Spiel bringt. Mit diesen Axiomen aber, arbeiten wir logisch und kommen zu entsprechenden Beweisen. Beutelspacher hat seinen Beweis erbracht, nämlich dass man wissenschaftliche Disziplinen grundlegend und hilfreich vorstellen kann. Dass es sich, ganz nebenbei bemerkt, um die Wissenschaft schlechthin, die Blaupause für alle weiteren Überlegungen handelt (Abstraktion führt zu Logik und nicht umgekehrt, verehrte Materialisten), ist das Verdienst der Mathematik an sich – dieses Buch stellt dies auf die entsprechende Stufe, damit dies endlich allen klar wird.

geschrieben am 12.07.2010 | 485 Wörter | 2978 Zeichen

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