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Einfach mal die Klappe halten


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Ragan Tanger

Einfach mal die Klappe halten You talk too much! Wenn eine Lösungsstrategie weniger auf ihre Ursachen als auf ihre Wirksamkeit hin untersucht und dargelegt wird, kann man im psychologischen Bereich davon ausgehen, dass man es hier mit der klassischen Verhaltenstherapie zu tun hat. Cornelia Topf ist nicht als Psychologin ausgebildet, aber in ihrem durchaus interessanten Buch "Einfach mal die Klappe halten" wimmelt es nur so von modernen Kraftausdrücken der pragmatischen Veränderungswelle: Coaching, Pacing, Metakommunikation und andere hell leuchtende Schlagwörter machen deutlich, dass es sich hier um ein äußerst durchdachtes und wohlfeines Buch für den Mensch des 21. Jahrhunderts handelt, der, umgeben von allzu viel Lärm, sich nach nichts mehr sehnt als nach innerer Stille (nur weiß er das meistens gar nicht). Der Erfolg gibt Frau Topf recht. Mitreißend auf der Bühne bei internationalen Meetings, erfolgreich im Eins-zu-Eins-Coaching, selbstbewusst, stark und pointiert, klar und zielgerichtet. Ihre Wörter fliegen wie Pfeile (wie von Schiller gewünscht), der Aufbau des Buches ist richtig klasse. Verdauliche Kapitelgrößen, übersichtliche Absätze und das Beste: Ein großes, fettes Pssst weist auf leicht zu merkende Kernaussagen hin. Fett gedruckt und mit Absätzen versehen werden diese Sätze so schnell nicht mehr vergessen oder können entsprechend beim Nachschlagen wiedergefunden werden. Ebenso einfach und handlich fürs Auge sind die grau untermalten Übungskästen, in denen die Autorin die Leserinnen und Leser zur Außen- und Innenanalyse auffordert. Also dem Schweigen (oder vielmehr dem Dauergerede) im eigenen Leben mal auf die Schliche zu kommen. Inhaltlich hat das Buch seine Stärken in der grundsätzlichen Ausrichtung den Dauerapparat Redefluss kritisch zu betrachten und ganz nebenbei den daraus resultierenden inneren Dialog reflektorisch anzugehen. Was will mir die Stimme sagen und wie kann ich am Besten mit Schuld oder Missmut umgehen? Gleiches gilt natürlich auch für Angriffe oder Bedrohungen in der realen verbalen Welt. Wie eingangs erwähnt sind die pragmatischen Strategien auf dies oder jenes zu reagieren das große Pfund dieser meist hilfreichen Anweisungen. Schwächen hat das Buch, wenn – die alte Crux seit John Locke – der Verhaltenstherapeutiker meinen der Anthropologie samt der Biologie ein Schnippchen schlagen zu können. Der dezente Hinweis doch mal Mimik und Gestik so umzustrukturieren, dass man damit die gewünschten Ergebnisse beim Gegenüber erzielt, ist an sich spannend, fußt aber eben auf jener unverhältnismäßig unwirklichen Tabula-Rasa-Vorstellung der Verhaltenstherapeuten. Diesbezüglich sollte man sich lieber an Herrn Molcho halten. Und dass Männer keine Hausarbeit machen wollen (als Beispiel in einem Dialog), wird so marktschreierisch aufgetischt, dass es an die guten alten 1960er Jahre mit ihren konservativen Werten erinnert, dass es fast schon traurig ist. Das Verrückteste ist allerdings die Länge des Buches: der gleiche Inhalt hätte anstatt auf 250 auch locker auf 117 Seiten dargelegt werden können und die die in den ersten Kapiteln so ausführlich kritisierte Zwangswiederholung der meisten Schwätzer unserer Tage findet sich doch genau in diesem Buch wieder. Ein herrlicher Treppenwitz: Das Schweigen proklamieren, aber selbst bedingungslos schwätzen. Unterm Strich aber bleibt gerade in pragmatischer Hinsicht ein sehr interessanter Ratgeber, der viele gute Tipps parat hält, die man (denkt man sich ein wenig vom hohen Ross der black box herunter) richtig prima anwenden kann und die ganz sicher zu einem schöneren, vernünftigeren und vor allen Dingen ruhigerem Leben führen werden.

You talk too much!

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Wenn eine Lösungsstrategie weniger auf ihre Ursachen als auf ihre Wirksamkeit hin untersucht und dargelegt wird, kann man im psychologischen Bereich davon ausgehen, dass man es hier mit der klassischen Verhaltenstherapie zu tun hat. Cornelia Topf ist nicht als Psychologin ausgebildet, aber in ihrem durchaus interessanten Buch "Einfach mal die Klappe halten" wimmelt es nur so von modernen Kraftausdrücken der pragmatischen Veränderungswelle: Coaching, Pacing, Metakommunikation und andere hell leuchtende Schlagwörter machen deutlich, dass es sich hier um ein äußerst durchdachtes und wohlfeines Buch für den Mensch des 21. Jahrhunderts handelt, der, umgeben von allzu viel Lärm, sich nach nichts mehr sehnt als nach innerer Stille (nur weiß er das meistens gar nicht).

Der Erfolg gibt Frau Topf recht. Mitreißend auf der Bühne bei internationalen Meetings, erfolgreich im Eins-zu-Eins-Coaching, selbstbewusst, stark und pointiert, klar und zielgerichtet. Ihre Wörter fliegen wie Pfeile (wie von Schiller gewünscht), der Aufbau des Buches ist richtig klasse. Verdauliche Kapitelgrößen, übersichtliche Absätze und das Beste: Ein großes, fettes Pssst weist auf leicht zu merkende Kernaussagen hin. Fett gedruckt und mit Absätzen versehen werden diese Sätze so schnell nicht mehr vergessen oder können entsprechend beim Nachschlagen wiedergefunden werden. Ebenso einfach und handlich fürs Auge sind die grau untermalten Übungskästen, in denen die Autorin die Leserinnen und Leser zur Außen- und Innenanalyse auffordert. Also dem Schweigen (oder vielmehr dem Dauergerede) im eigenen Leben mal auf die Schliche zu kommen.

Inhaltlich hat das Buch seine Stärken in der grundsätzlichen Ausrichtung den Dauerapparat Redefluss kritisch zu betrachten und ganz nebenbei den daraus resultierenden inneren Dialog reflektorisch anzugehen. Was will mir die Stimme sagen und wie kann ich am Besten mit Schuld oder Missmut umgehen? Gleiches gilt natürlich auch für Angriffe oder Bedrohungen in der realen verbalen Welt. Wie eingangs erwähnt sind die pragmatischen Strategien auf dies oder jenes zu reagieren das große Pfund dieser meist hilfreichen Anweisungen.

Schwächen hat das Buch, wenn – die alte Crux seit John Locke – der Verhaltenstherapeutiker meinen der Anthropologie samt der Biologie ein Schnippchen schlagen zu können. Der dezente Hinweis doch mal Mimik und Gestik so umzustrukturieren, dass man damit die gewünschten Ergebnisse beim Gegenüber erzielt, ist an sich spannend, fußt aber eben auf jener unverhältnismäßig unwirklichen Tabula-Rasa-Vorstellung der Verhaltenstherapeuten. Diesbezüglich sollte man sich lieber an Herrn Molcho halten.

Und dass Männer keine Hausarbeit machen wollen (als Beispiel in einem Dialog), wird so marktschreierisch aufgetischt, dass es an die guten alten 1960er Jahre mit ihren konservativen Werten erinnert, dass es fast schon traurig ist. Das Verrückteste ist allerdings die Länge des Buches: der gleiche Inhalt hätte anstatt auf 250 auch locker auf 117 Seiten dargelegt werden können und die die in den ersten Kapiteln so ausführlich kritisierte Zwangswiederholung der meisten Schwätzer unserer Tage findet sich doch genau in diesem Buch wieder. Ein herrlicher Treppenwitz: Das Schweigen proklamieren, aber selbst bedingungslos schwätzen.

Unterm Strich aber bleibt gerade in pragmatischer Hinsicht ein sehr interessanter Ratgeber, der viele gute Tipps parat hält, die man (denkt man sich ein wenig vom hohen Ross der black box herunter) richtig prima anwenden kann und die ganz sicher zu einem schöneren, vernünftigeren und vor allen Dingen ruhigerem Leben führen werden.

geschrieben am 20.01.2012 | 522 Wörter | 3158 Zeichen

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