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S.T.A.L.K.E.R. Shadow of Chernobyl: Todeszone


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Rezension von

Frank Drehmel

Todeszone Seit im Jahre 1986 der Block 4 des ukrainischen Kernreaktors Tschernobyl durch eine Kernschmelze und Explosion mit katastrophalen Auswirkungen fĂŒr Mensch und Natur zerstört wurde, sind fast 20 Jahre ins Land gegangen. Die Ruinen und verlassenen HĂ€user der ehemals von Kraftwerksangestellten bewohnten und nun verlassenen Stadt sind mittlerweile zu einem Anlaufpunkt fĂŒr Sightseeing-Touristen geworden, die sich in wohligem Grusel der noch immer kontaminierten “Todeszone” nĂ€hern. Zu diesen Schaulustigen gehört auch der junge Deutsche David Rothe, welcher mit seinen Eltern wĂ€hrend eines Bus-Trips durch die Ukraine in der Stillen Stadt Halt macht. Plötzlich verschwinden in einem grellen Energieblitz Fahrzeug und Insassen. Als ukrainische SicherheitskrĂ€fte am Ort des PhĂ€nomens eintreffen finden sie etwas abseits in den Ruinen nur David, bewusstlos und mit verbrannter Kleidung. Der mit der Ermittlung des Geschehens beauftragte Major Alexander Marinin stĂ¶ĂŸt bei MilitĂ€rs und Politikern auf eine Mauer des Schweigens und auch der junge Deutsche ist ihm keine Hilfe, da er sich zwar an nichts erinnert, allerdings angibt, eine merkwĂŒrdige Sehnsucht nach der Todeszone zu verspĂŒren. Einige Jahre spĂ€ter: der zu einem Mann herangewachsene David durchstreift -beobachtet von unterschiedlichen Geheimdiensten- auf der Suche nach seinen Eltern die Zone um den Atommeiler, wobei ihm besondere psychische FĂ€higkeiten vor den tödlichen Gefahren des Gebietes -mutierten Ratten, Zombies, Schwerkraftminen, tödlichem Nebel und mörderischen Pflanzen- bewahren. Als der Zufall ihn und Marinin wieder zusammenfĂŒhrt, gelingt es den Beiden zwar, den PhĂ€nomenen, die ihren Ursprung in geheimen Laboratorien unter dem Kernkraftwerkskomplex Tschernobyls zu haben scheinen, auf die Spur zukommen, doch einmal mehr drohen Politiker und MilitĂ€rs, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Nach “X - Farnhams Legende” und “X2 - Nopileos” von Helge T. Kautz ist “S.T.A.L.K.E.R. - Todeszone” der dritte Roman deutscher Autoren in der Videogame-Reihe des Panini/Dino-Verlags. Und wie schon im Falle der beiden X-BĂ€nde erweist sich die Entscheidung der ukrainischen Softwareentwickler, GSC Game World, zwei international unbekannte Autoren ein Prequel zu ihren ambitionierten PC-Ego-Shooter schreiben zu lassen, als wahrer GlĂŒcksgriff. Noch bevor er die erste Zeile gelesen hat, wird der cineastisch gebildete Leser angesichts des Titels stutzen. Stalker? Da gab es doch was ... Genau! Ein mystisches SF-Film-Meisterwerk des 1986 verstorbenen russischen Regisseurs Andrej Tarkowskij aus dem Jahre 1979, welches, basierend auf den Drehbuch und einer Novelle der BrĂŒder Strugatzki, von der Sinnsuche dreier Menschen in einer verbotenen Zone handelt und dabei philosophische, zivilisationskritische und autobiographische Aspekte in den Vordergrund der Betrachtung stellt. Je weiter dieser Leser dann in dem Roman voranschreitet, desto deutlicher wird in vielen Szenen, dass “S.T.A.L.K.E.R.” tatsĂ€chlich einige Motive des Films aufgreift: die Zone als militĂ€risches Sperrgebiet, einen GĂŒterbahnhof -im Film in grandiosen, einprĂ€gsamen Schwarz-Weiß-Bildern verewigt-, die sich stĂ€ndig verĂ€ndernde Umwelt, die Tatsache, dass jeder Schritt tödlich sein kann und die eigentĂŒmlich morbide AtmosphĂ€re verfallener GebĂ€ude inmitten der Natur. Dennoch steht es außer Frage, dass der Film nicht mehr als eine vage Inspiration gewesen sein kann, denn der primĂ€re Anspruch des Buches sind -platt ausgedrĂŒckt- Spannung und Action; und diesem Anspruch werden die Autoren voll gerecht.. Kern und Frenz spielen gekonnt mit der Furcht des Lesers, indem sie RealitĂ€t (die Tschernobyl-Katastrophe) -bzw. das, was der Leser dafĂŒr hĂ€lt (die in deutschen BoulevardblĂ€ttern oft kolportierten korrupten russischen/ukrainischen MilitĂ€rs)- und Fiktion in einer fĂŒr das Ego-Shooter-Genre ungewöhnlich zurĂŒckhaltenden Art und Weise ineinander fließen lassen. Statt auf drastische Szenen und expliziten Horror setzen die Autoren eher auf Andeutungen und lassen den Leser bis zum Schluss -und darĂŒber hinaus- im Dunkeln tappen. NatĂŒrlich treten auch die obligatorischen Monster in Erscheinung, doch in homöopathischer Dosis und weit von einem Mutationen-Overkill à la “Resident Evil” entfernt. Eine zweite StĂ€rke des Buches sind seine kantigen und sperrigen Charaktere. Zwar ist das Bild des aufmĂŒpfigen, unangepassten, politisch unkorrekten Ermittlers, der mehr mit seinem Leben und dubiosen Vorgesetzten zu kĂ€mpfen hat als mit seinen FĂ€llen, nicht neu. Relativ originell ist allerdings, dass dieser Mensch ĂŒber seine SchwĂ€chen hinaus erfolglos bleibt und sich in gewisser Weise sogar korrumpieren lĂ€sst. David Rothe ist im Vergleich zu Alexander Marinin zwar weniger differenziert gezeichnet, jedoch trotz seiner besonderen KrĂ€fte weit davon entfernt, ein strahlender Held zu sein. Getrieben von einem unerklĂ€rlichen Zwang, stĂ€ndig ums Überleben kĂ€mpfen und bei der Suche nach seinen Eltern immer wieder scheiternd ist er -wie der Ermittler- eine eher tragische Figur. Der einzige Charakter, der sich nicht bĂŒndig in die Geschichte einfĂŒgen will, ist der “kleine” Wissenschaftler Vadim Bessmerty. In seiner Figur und seinem im Grunde belanglosen Handlungsbogen erkennt man dann doch deutlicher als nötig die Herkunft der Autoren aus dem Romanheft-Bereich: schon bei der EinfĂŒhrung Bessmertys ist klar, welches Schicksal den armen Tropf ereilen wird. Interessant an “S.T.A.L.K.E.R.” ist schließlich auch der episodenhafte Aufbau der Geschichte, welcher die vier Hauptteile einschließlich des Prologs, der im Jahre 1999 angesiedelt ist, zu unterschiedlichen Zeitindices spielen lĂ€sst -”Alexander” im Jahre 2004, “David” 2006 und “Die Zone” 2008. Dadurch dass die Autoren auf sanfte Überleitungen von einem Kapitel ins nĂ€chste verzichten, wirkt das Handlungsgeschehen einerseits sprunghaft, anderseits wird dadurch der Text gestrafft, auf ĂŒberflĂŒssigen Pathos verzichtet und der Leser insofern gefordert, als er sich das Gesamtbild spannungssteigernd puzzleartig erschließen muss. Fazit: Eine gut geschriebene, Ă€ußerst spannende und dĂŒstere Geschichte, die den Leser dem zweiten Band der geplanten Trilogie entgegenfiebern lĂ€sst. FĂŒr mich eine der grĂ¶ĂŸten Überraschungen und das bisherige Highlight der PC-Roman-Reihe des Panini-Verlags.

Seit im Jahre 1986 der Block 4 des ukrainischen Kernreaktors Tschernobyl durch eine Kernschmelze und Explosion mit katastrophalen Auswirkungen fĂŒr Mensch und Natur zerstört wurde, sind fast 20 Jahre ins Land gegangen. Die Ruinen und verlassenen HĂ€user der ehemals von Kraftwerksangestellten bewohnten und nun verlassenen Stadt sind mittlerweile zu einem Anlaufpunkt fĂŒr Sightseeing-Touristen geworden, die sich in wohligem Grusel der noch immer kontaminierten “Todeszone” nĂ€hern.

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Zu diesen Schaulustigen gehört auch der junge Deutsche David Rothe, welcher mit seinen Eltern wÀhrend eines Bus-Trips durch die Ukraine in der Stillen Stadt Halt macht.

Plötzlich verschwinden in einem grellen Energieblitz Fahrzeug und Insassen. Als ukrainische SicherheitskrÀfte am Ort des PhÀnomens eintreffen finden sie etwas abseits in den Ruinen nur David, bewusstlos und mit verbrannter Kleidung.

Der mit der Ermittlung des Geschehens beauftragte Major Alexander Marinin stĂ¶ĂŸt bei MilitĂ€rs und Politikern auf eine Mauer des Schweigens und auch der junge Deutsche ist ihm keine Hilfe, da er sich zwar an nichts erinnert, allerdings angibt, eine merkwĂŒrdige Sehnsucht nach der Todeszone zu verspĂŒren.

Einige Jahre spĂ€ter: der zu einem Mann herangewachsene David durchstreift -beobachtet von unterschiedlichen Geheimdiensten- auf der Suche nach seinen Eltern die Zone um den Atommeiler, wobei ihm besondere psychische FĂ€higkeiten vor den tödlichen Gefahren des Gebietes -mutierten Ratten, Zombies, Schwerkraftminen, tödlichem Nebel und mörderischen Pflanzen- bewahren. Als der Zufall ihn und Marinin wieder zusammenfĂŒhrt, gelingt es den Beiden zwar, den PhĂ€nomenen, die ihren Ursprung in geheimen Laboratorien unter dem Kernkraftwerkskomplex Tschernobyls zu haben scheinen, auf die Spur zukommen, doch einmal mehr drohen Politiker und MilitĂ€rs, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Nach “X - Farnhams Legende” und “X2 - Nopileos” von Helge T. Kautz ist “S.T.A.L.K.E.R. - Todeszone” der dritte Roman deutscher Autoren in der Videogame-Reihe des Panini/Dino-Verlags. Und wie schon im Falle der beiden X-BĂ€nde erweist sich die Entscheidung der ukrainischen Softwareentwickler, GSC Game World, zwei international unbekannte Autoren ein Prequel zu ihren ambitionierten PC-Ego-Shooter schreiben zu lassen, als wahrer GlĂŒcksgriff.

Noch bevor er die erste Zeile gelesen hat, wird der cineastisch gebildete Leser angesichts des Titels stutzen. Stalker? Da gab es doch was ... Genau! Ein mystisches SF-Film-Meisterwerk des 1986 verstorbenen russischen Regisseurs Andrej Tarkowskij aus dem Jahre 1979, welches, basierend auf den Drehbuch und einer Novelle der BrĂŒder Strugatzki, von der Sinnsuche dreier Menschen in einer verbotenen Zone handelt und dabei philosophische, zivilisationskritische und autobiographische Aspekte in den Vordergrund der Betrachtung stellt. Je weiter dieser Leser dann in dem Roman voranschreitet, desto deutlicher wird in vielen Szenen, dass “S.T.A.L.K.E.R.” tatsĂ€chlich einige Motive des Films aufgreift: die Zone als militĂ€risches Sperrgebiet, einen GĂŒterbahnhof -im Film in grandiosen, einprĂ€gsamen Schwarz-Weiß-Bildern verewigt-, die sich stĂ€ndig verĂ€ndernde Umwelt, die Tatsache, dass jeder Schritt tödlich sein kann und die eigentĂŒmlich morbide AtmosphĂ€re verfallener GebĂ€ude inmitten der Natur. Dennoch steht es außer Frage, dass der Film nicht mehr als eine vage Inspiration gewesen sein kann, denn der primĂ€re Anspruch des Buches sind -platt ausgedrĂŒckt- Spannung und Action; und diesem Anspruch werden die Autoren voll gerecht..

Kern und Frenz spielen gekonnt mit der Furcht des Lesers, indem sie RealitĂ€t (die Tschernobyl-Katastrophe) -bzw. das, was der Leser dafĂŒr hĂ€lt (die in deutschen BoulevardblĂ€ttern oft kolportierten korrupten russischen/ukrainischen MilitĂ€rs)- und Fiktion in einer fĂŒr das Ego-Shooter-Genre ungewöhnlich zurĂŒckhaltenden Art und Weise ineinander fließen lassen. Statt auf drastische Szenen und expliziten Horror setzen die Autoren eher auf Andeutungen und lassen den Leser bis zum Schluss -und darĂŒber hinaus- im Dunkeln tappen. NatĂŒrlich treten auch die obligatorischen Monster in Erscheinung, doch in homöopathischer Dosis und weit von einem Mutationen-Overkill à la “Resident Evil” entfernt.

Eine zweite StĂ€rke des Buches sind seine kantigen und sperrigen Charaktere. Zwar ist das Bild des aufmĂŒpfigen, unangepassten, politisch unkorrekten Ermittlers, der mehr mit seinem Leben und dubiosen Vorgesetzten zu kĂ€mpfen hat als mit seinen FĂ€llen, nicht neu. Relativ originell ist allerdings, dass dieser Mensch ĂŒber seine SchwĂ€chen hinaus erfolglos bleibt und sich in gewisser Weise sogar korrumpieren lĂ€sst.

David Rothe ist im Vergleich zu Alexander Marinin zwar weniger differenziert gezeichnet, jedoch trotz seiner besonderen KrĂ€fte weit davon entfernt, ein strahlender Held zu sein. Getrieben von einem unerklĂ€rlichen Zwang, stĂ€ndig ums Überleben kĂ€mpfen und bei der Suche nach seinen Eltern immer wieder scheiternd ist er -wie der Ermittler- eine eher tragische Figur.

Der einzige Charakter, der sich nicht bĂŒndig in die Geschichte einfĂŒgen will, ist der “kleine” Wissenschaftler Vadim Bessmerty. In seiner Figur und seinem im Grunde belanglosen Handlungsbogen erkennt man dann doch deutlicher als nötig die Herkunft der Autoren aus dem Romanheft-Bereich: schon bei der EinfĂŒhrung Bessmertys ist klar, welches Schicksal den armen Tropf ereilen wird.

Interessant an “S.T.A.L.K.E.R.” ist schließlich auch der episodenhafte Aufbau der Geschichte, welcher die vier Hauptteile einschließlich des Prologs, der im Jahre 1999 angesiedelt ist, zu unterschiedlichen Zeitindices spielen lĂ€sst -”Alexander” im Jahre 2004, “David” 2006 und “Die Zone” 2008. Dadurch dass die Autoren auf sanfte Überleitungen von einem Kapitel ins nĂ€chste verzichten, wirkt das Handlungsgeschehen einerseits sprunghaft, anderseits wird dadurch der Text gestrafft, auf ĂŒberflĂŒssigen Pathos verzichtet und der Leser insofern gefordert, als er sich das Gesamtbild spannungssteigernd puzzleartig erschließen muss.

Fazit: Eine gut geschriebene, Ă€ußerst spannende und dĂŒstere Geschichte, die den Leser dem zweiten Band der geplanten Trilogie entgegenfiebern lĂ€sst. FĂŒr mich eine der grĂ¶ĂŸten Überraschungen und das bisherige Highlight der PC-Roman-Reihe des Panini-Verlags.

geschrieben am 14.01.2006 | 864 Wörter | 5550 Zeichen

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