ISBN | 344014576X | |
Autor | Burkhard Bohne | |
Verlag | Kosmos | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 256 | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Extras | - |
AufklÀrung reloaded
Wer da nicht auf komische Gedanken kommt, dem ist auch nicht zu helfen. Ein dickes, prĂ€chtiges Praxishandbuch der KrĂ€uter und der Autor heiĂt Burkhard Bohne. Die Bohne ist ja wohl kein Kraut, aber komisch ists dennoch, finden Sie nicht? Aber gleichzeitig auch beruhigend, denn wie wir wissen macht der Name ja schon mal was aus und so sind wir diesbezĂŒglich froh in den HĂ€nden eines etymologisch abgesicherten Botanikers zu sein. Ein Historiker wiederum ist Burkhard Bohne nicht, denn die EinfĂŒhrung in die Gartenkultur, in den Blick von Ăgypten bis heute ist fahrlĂ€ssig, euorzentrisch und auf einem Niveau von vor 200 Jahren. SĂ€tze wie schon vor 5000 Jahren gab es GĂ€rten sind aus anthropologischer Sicht eine Katastrophe, die der AufklĂ€rung geschuldet sind und die Menschen immer mehr von ihrer eigentlichen Wirklichkeit entfernen. Die Einstiegsseiten muss man also getrost beiseite lassen, dafĂŒr ist der Rest umso profunder, reichhaltiger, wirklicher und gewinnbringender. Denn nach einigen grundlegenden Praxistipps fĂŒr Anbau, Zucht, Verwendung und Nutzbarkeit warten Pflanzenportraits auf fast 150 Seiten, die man so in einem guten Handlexikon erwartet. VernĂŒnftige Bilder, eine schlĂŒssige Bilderlegende, Hinweise zu Verbreitung, Wuchs, Blatt, BlĂŒte, Frucht, Standort, Pflege und Verwednung. Das macht ein Nachschlagewerk aus. Wobei man allerdings auch hier einige Abstriche machen muss, denn die Reihenfolge ist nicht nach deutschen Namen, sondern der lateinischen Nomenklatur gemacht. Wie gesagt, manches erinnert an die Zeit von vor 200 Jahren. Einen Extraabschnitt bekommen die giftigen HeilkrĂ€uter, was ja an sich schon ein Paradoxon darstellt (Gift und Heilung), zumindest fĂŒr den modernen Natur entfremdeten Menschen. Nicht so fĂŒr Bohne, der zumindest weiĂ, welche Verwendung frĂŒher einmal möglich war. Manchmal ĂŒbertreibt er es aber hier mit der schulmediznischen Volksweisheit (das arme ImmergrĂŒn wird zu hochgiftigen Pflanze, die man am besten nicht berĂŒhren sollte). Fein wiederum der Abschnitt mit den heilkrĂ€ftige Gehölzen, wobei auch hier der besonders pathologisch ausgerichtete Blickwinkel unangenehm aufstöĂt - fast jede Baum und deren FrĂŒchte bekommen die negativen Eigenschaften prĂ€sentiert (Das fĂŒhrt zu Erbrechen etc.).
Fazit: In seiner VollstĂ€ndigkeit rund und gut, in seiner Exaktheit korrekt, in seiner schulmediznischen Pedanterie ein wenig lebensfremd und in seinem historisch-kulturellen Blickwinkel ziemlich genau auf Höhe der AufklĂ€rung kurz nach Lavoisier. Als die biochemische ErklĂ€rung den Zugang zur Wirklichkeit fĂŒr immer versperrte. Wenn man das als modernen state of the art hinnehmen kann, dann ran an die KrĂ€uter und dieses Buch.
geschrieben am 09.04.2015 | 387 Wörter | 2344 Zeichen
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