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Old School


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Rezension von

Thomas Stumpf

Old School John Niven schickt seine Heldinnen und Leser auf eine abgefahrene Reise. Susan und Julie sind langjährige Freundinnen und haben gerade ihren 60. Geburtstag hinter sich gebracht. Susan ist ein Musterbeispiel der wohlhabenden englischen Mittelschicht, Julie hat einen herben Absturz aus derselben bereits absolviert und fristet ihr Dasein als Putzhilfe in einem Pflegeheim. In diesem lebt ihre Freundin Ethel, 87, eine übergewichtige Rollstuhlfahrerin, die sich noch immer wie eine schwer pubertierende sechzehnjährige Rockerin aufführt. Doch Susans Mann Barry führt seit vielen Jahren ein bizarres Doppelleben, in dem Lederklamotten, Masken, Dominas und Riesendildos eine große Rolle spielen. Er stirbt (auf nivenmäßig abgedrehte Weise) und es offenbart sich für Susan ein finanzieller Alptraum. Barry hat massenhaft Schulden angehäuft, sie steht vor einem Scherbenhaufen. Das Gespräch mit der Bank verläuft sehr ernüchtern und da kommt Susan die Idee, die Bank auszurauben. Zusammen mit ihrer Freundin Julie, der völlig durchgeknallten Ethel und der weiteren Freundin Jill, die dringend 30.000 Pfund für die lebensrettende Operation ihres Enkels braucht, steht das Bankräuberteam schnell fest. Nails, ein alter Freund von Ethel, ehemals ein Schwerkrimineller, mittlerweile 90 Jahre alt, auf Gehstock und Sauerstoffgerät angewiesen, übernimmt die Planung und steht als Fluchtfahrer bereit. Allerdings leidet er auch bereits an zeitweiliger Demenz, was dazu führt, dass er während des Überfalls schlicht vergisst, weshalb er im Auto sitzt und sich dann doch lieber ein Eis kaufen geht. Das Chaos beginnt. Nach dem letztlich doch noch gelungenen Raub, bei dem die Damen über 4 Millionen Pfund erbeuten, beginnt eine waghalsige Flucht durch Europa. Verfolgt werden sie dabei von einem äußerst unfähigen Ermittler, dem Choleriker Boscombe, und dessen Sidekick Wesley, ein Bonvivant. Die beiden haben zwar stets den richtigen Riecher, stellen sich aber dermaßen dämlich an und werden von der Rentnergang jedesmal vorgeführt. Unterwegs treffen die rüstigen Damen noch auf die 15jährige Ausreißerin Vanessa, die sich der Gruppe anschließt. Wenn man auf schrägen und schwarzen Humor steht, macht dieses Buch verteufelt viel Spaß. An vielen Stellen muss man lauthals loslachen. Die Figuren sind zumeist überzeichnet, was ganz erheblich zur Komik beiträgt. Heimlicher Hauptstar ist die stets fluchende, anzügliche Ethel, die nicht zu bremsen ist und die immer für eine Überraschung und unerwartete Wendung gut ist. Die Story entwickelt sich rasend schnell und nimmt eine unglaubliche Dynamik an, ohne dabei die durchaus vorhandenen Zwischentöne zu übergehen. Mit seinem unglaublichen Dilettantismus ist vor allem auch Detective Boscombe für einige katastrophale Szenen und Schenkelklopfer Garant. Ständig passiert etwas, die Gruppe ist permanent in Bewegung, mal im Auto, mal mit Boot, mal mit Flugzeug oder zu Fuß. Ein Highlight ist sicher auch – ohne zu viel zu verraten – eine grandiose Rollstuhlverfolgungsjagd. Die alten Mädels erleben eine Menge Abenteuer, legen sich mit dem Gesetz und zwielichtigen Gestalten an und wachsen dabei über sich hinaus. Ethel ist außer Rand und Band – und damit voll in ihrem Element. Und Alkohol vertragen die Damen ohne Ende. Statt sich still und unauffällig zu verhalten, lassen die alten Damen auf ihrer Flucht die Kuh fliegen. Wieso einen unauffälligen Volvokombi als Fluchtwagen, wenn es auch ein knallroter Porsche tut? Champagnerorgien in den besten Luxushotels? Kein Problem. Schließlich muss das Leben als Krimineller auch seine Vorteile haben. John Niven ist bekannt für seinen schwarzen Humor und abgedrehten Ideen. Wer „Kill your friends“ und „Straight White Male“ von ihm mochte, wird das hier lieben. Es ist noch witziger, noch schneller. Wenn man möchte, lässt sich das Buch gut an einem Wochenende lesen. Man will es ohnehin nicht zur Seite legen. Selten so viel laut gelacht beim Lesen. Grandios.

John Niven schickt seine Heldinnen und Leser auf eine abgefahrene Reise. Susan und Julie sind langjährige Freundinnen und haben gerade ihren 60. Geburtstag hinter sich gebracht. Susan ist ein Musterbeispiel der wohlhabenden englischen Mittelschicht, Julie hat einen herben Absturz aus derselben bereits absolviert und fristet ihr Dasein als Putzhilfe in einem Pflegeheim. In diesem lebt ihre Freundin Ethel, 87, eine übergewichtige Rollstuhlfahrerin, die sich noch immer wie eine schwer pubertierende sechzehnjährige Rockerin aufführt. Doch Susans Mann Barry führt seit vielen Jahren ein bizarres Doppelleben, in dem Lederklamotten, Masken, Dominas und Riesendildos eine große Rolle spielen. Er stirbt (auf nivenmäßig abgedrehte Weise) und es offenbart sich für Susan ein finanzieller Alptraum. Barry hat massenhaft Schulden angehäuft, sie steht vor einem Scherbenhaufen. Das Gespräch mit der Bank verläuft sehr ernüchtern und da kommt Susan die Idee, die Bank auszurauben. Zusammen mit ihrer Freundin Julie, der völlig durchgeknallten Ethel und der weiteren Freundin Jill, die dringend 30.000 Pfund für die lebensrettende Operation ihres Enkels braucht, steht das Bankräuberteam schnell fest. Nails, ein alter Freund von Ethel, ehemals ein Schwerkrimineller, mittlerweile 90 Jahre alt, auf Gehstock und Sauerstoffgerät angewiesen, übernimmt die Planung und steht als Fluchtfahrer bereit. Allerdings leidet er auch bereits an zeitweiliger Demenz, was dazu führt, dass er während des Überfalls schlicht vergisst, weshalb er im Auto sitzt und sich dann doch lieber ein Eis kaufen geht. Das Chaos beginnt.

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Nach dem letztlich doch noch gelungenen Raub, bei dem die Damen über 4 Millionen Pfund erbeuten, beginnt eine waghalsige Flucht durch Europa. Verfolgt werden sie dabei von einem äußerst unfähigen Ermittler, dem Choleriker Boscombe, und dessen Sidekick Wesley, ein Bonvivant. Die beiden haben zwar stets den richtigen Riecher, stellen sich aber dermaßen dämlich an und werden von der Rentnergang jedesmal vorgeführt. Unterwegs treffen die rüstigen Damen noch auf die 15jährige Ausreißerin Vanessa, die sich der Gruppe anschließt.

Wenn man auf schrägen und schwarzen Humor steht, macht dieses Buch verteufelt viel Spaß. An vielen Stellen muss man lauthals loslachen. Die Figuren sind zumeist überzeichnet, was ganz erheblich zur Komik beiträgt. Heimlicher Hauptstar ist die stets fluchende, anzügliche Ethel, die nicht zu bremsen ist und die immer für eine Überraschung und unerwartete Wendung gut ist. Die Story entwickelt sich rasend schnell und nimmt eine unglaubliche Dynamik an, ohne dabei die durchaus vorhandenen Zwischentöne zu übergehen. Mit seinem unglaublichen Dilettantismus ist vor allem auch Detective Boscombe für einige katastrophale Szenen und Schenkelklopfer Garant. Ständig passiert etwas, die Gruppe ist permanent in Bewegung, mal im Auto, mal mit Boot, mal mit Flugzeug oder zu Fuß. Ein Highlight ist sicher auch – ohne zu viel zu verraten – eine grandiose Rollstuhlverfolgungsjagd. Die alten Mädels erleben eine Menge Abenteuer, legen sich mit dem Gesetz und zwielichtigen Gestalten an und wachsen dabei über sich hinaus. Ethel ist außer Rand und Band – und damit voll in ihrem Element. Und Alkohol vertragen die Damen ohne Ende. Statt sich still und unauffällig zu verhalten, lassen die alten Damen auf ihrer Flucht die Kuh fliegen. Wieso einen unauffälligen Volvokombi als Fluchtwagen, wenn es auch ein knallroter Porsche tut? Champagnerorgien in den besten Luxushotels? Kein Problem. Schließlich muss das Leben als Krimineller auch seine Vorteile haben.

John Niven ist bekannt für seinen schwarzen Humor und abgedrehten Ideen. Wer „Kill your friends“ und „Straight White Male“ von ihm mochte, wird das hier lieben. Es ist noch witziger, noch schneller. Wenn man möchte, lässt sich das Buch gut an einem Wochenende lesen. Man will es ohnehin nicht zur Seite legen. Selten so viel laut gelacht beim Lesen. Grandios.

geschrieben am 28.01.2016 | 583 Wörter | 3357 Zeichen

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