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Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod


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Rezension von

Thomas Stumpf

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod Ein alter Mann, John Miller, reist mit dem Flugzeug von den USA nach Europa und macht sich auf den Weg zum Landesarchiv Innsbruck, um einer alten Sache nachzuspüren, die ihn einfach nicht loslässt. Es ist die Geschichte seines Cousins Max Schreiber, der vor einem halben Jahrhundert im Jahre 1951, dem Jahr des großen Lawinenwinters, selbst ein Tiroler Bergdorf besuchte und der am Ende für immer spurlos verschwand – und als vermeintlicher Mörder galt. John Miller will wissen, was es damit auf sich hat. Dabei bildet John Millers Reise die Rahmengeschichte für die eigentliche Handlung. Formal hält sich der Autor damit an ganz klassische Vorlagen der Rahmenhandlung wie etwa in der „Schwarzen Spinne“ von Jeremias Gotthelf. In dieser Rahmenhandlung wird die Geschichte von John Miller und seiner Frau Rosalinde erzählt. Kern ist aber die rückblickend erzählte Geschichte um Max Schreiber im Winter 1951. Das ist auch formal schön getrennt, denn die Hauptgeschichte wird dadurch eingeleitet, dass John Miller das Manuskript des Max Schreibers im Landesarchiv findet und es dann zu lesen beginnt. Der junge und gerade promovierte Historiker Max Schreiber reist aus Wien in das abgelegene Tiroler Bergdorf, um einen lange zurückliegenden Fall von Hexenverfolgung zu erforschen. Es geht um Katharina Schwarzmann, die im Dorf vor langer Zeit als Hexe galt, weil sie einige Menschen, auch ihr nahestehende Menschen, überlebt hatte und es den Dorfbewohnern an vernünftigen Erklärungen hierfür mangelte. Schließlich verbrannte sie in ihrem Haus, wobei in der Geschichte, die dem jungen Historiker vom Dorfpfarrer erzählt wird, nicht ganz klar wird, ob es sich hierbei um die Verkettung unglücklicher Umstände oder eine Vorsatztat handelte. Natürlich gilt der junge Mann als Außenseiter, Großstädter noch dazu, und wird nicht gerade mit offenen Armen von der verschlossenen Dorfgemeinschaft aufgenommen, und dass er an einer so alten und für die Bewohner so unangenehmen Geschichte rührt, setzt der Antipathie die Krone auf. Zugänglich ist zunächst eigentlich nur der Pfarrer, der ihm aber nahe legt, den Ort schleunigst zu verlassen. Nach einiger Zeit freundet sich Max dann mit dem jungen Georg Kühbauer an, dessen Vorfahre eine Rolle in der Geschichte mit Katharina Schwarzmann spielte. Dann begegnet Max der stummen Maria, eine Begegnung, die ihn verändert – und sein Verhältnis zu Kühbauer. Damit soll es vom Inhalt des spannenden Romans genug sein, die Elemente der klassischen Geschichte sind ausgelegt und zu viel soll ja nicht verraten werden. Es lohnt sich unbedingt, dieses Buch zu lesen, für mich bereits jetzt ein absolutes Highlight. Der etwas sperrige Titel gibt zugleich eine kleine Kostprobe der poetisch schönen, wortgewaltigen Kunst des Autors und enthält zugleich alle Zutaten, aus denen die Handlung besteht. "Die restlichen Stunden der Nacht gehören dem Tod. Das Zimmer im Pfarrhaus wird zu klein, erst als ein Kanapee und eine Kommode hinausgetragen werden, wird Platz frei für all die Körper, die dort gelagert werden müssen, gelagert bei offenem Fenster, denn Tote liegen kalt." Einer von vielen Sätzen, die zeigen, wie ausdrucksstark und beeindruckend das Werk ist. Man könnte seitenweise zitieren und ein Satz wäre schöner als der andere. Von der Grundstimmung her lässt sich das Buch gut mit „Das finstere Tal“ von Thomas Willmann vergleichen. Gerhard Jäger fängt die Zeit, den Ort und die Atmosphäre auf brillante Weise ein. Die Abgeschiedenheit des Dorfes, die Verschlossenheit und der Aberglaube seiner Bewohner, die Hexenverfolgung, zwei rivalisierende Männer, eine Liebesgeschichte. Jäger verwendet archaische Bilder wie das tosende Feuer, in dem Katharina Schwarzmann starb, den bedrohlichen Schnee, der in der gewaltigen Lawine gipfelt, alte Mythen wie die vom alten Seiler erzählte Sage von Schwarzen Felsen oder die rätselhaften Schnitzereien an den Häusern, die aus uralten Erzählungen der Bibel entsprungen sein könnten. Ein ganz großartiges Buch, von mir gibt es eine hundertprozentige Leseempfehlung!

Ein alter Mann, John Miller, reist mit dem Flugzeug von den USA nach Europa und macht sich auf den Weg zum Landesarchiv Innsbruck, um einer alten Sache nachzuspüren, die ihn einfach nicht loslässt. Es ist die Geschichte seines Cousins Max Schreiber, der vor einem halben Jahrhundert im Jahre 1951, dem Jahr des großen Lawinenwinters, selbst ein Tiroler Bergdorf besuchte und der am Ende für immer spurlos verschwand – und als vermeintlicher Mörder galt. John Miller will wissen, was es damit auf sich hat. Dabei bildet John Millers Reise die Rahmengeschichte für die eigentliche Handlung. Formal hält sich der Autor damit an ganz klassische Vorlagen der Rahmenhandlung wie etwa in der „Schwarzen Spinne“ von Jeremias Gotthelf. In dieser Rahmenhandlung wird die Geschichte von John Miller und seiner Frau Rosalinde erzählt. Kern ist aber die rückblickend erzählte Geschichte um Max Schreiber im Winter 1951. Das ist auch formal schön getrennt, denn die Hauptgeschichte wird dadurch eingeleitet, dass John Miller das Manuskript des Max Schreibers im Landesarchiv findet und es dann zu lesen beginnt.

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Der junge und gerade promovierte Historiker Max Schreiber reist aus Wien in das abgelegene Tiroler Bergdorf, um einen lange zurückliegenden Fall von Hexenverfolgung zu erforschen. Es geht um Katharina Schwarzmann, die im Dorf vor langer Zeit als Hexe galt, weil sie einige Menschen, auch ihr nahestehende Menschen, überlebt hatte und es den Dorfbewohnern an vernünftigen Erklärungen hierfür mangelte. Schließlich verbrannte sie in ihrem Haus, wobei in der Geschichte, die dem jungen Historiker vom Dorfpfarrer erzählt wird, nicht ganz klar wird, ob es sich hierbei um die Verkettung unglücklicher Umstände oder eine Vorsatztat handelte.

Natürlich gilt der junge Mann als Außenseiter, Großstädter noch dazu, und wird nicht gerade mit offenen Armen von der verschlossenen Dorfgemeinschaft aufgenommen, und dass er an einer so alten und für die Bewohner so unangenehmen Geschichte rührt, setzt der Antipathie die Krone auf. Zugänglich ist zunächst eigentlich nur der Pfarrer, der ihm aber nahe legt, den Ort schleunigst zu verlassen. Nach einiger Zeit freundet sich Max dann mit dem jungen Georg Kühbauer an, dessen Vorfahre eine Rolle in der Geschichte mit Katharina Schwarzmann spielte. Dann begegnet Max der stummen Maria, eine Begegnung, die ihn verändert – und sein Verhältnis zu Kühbauer. Damit soll es vom Inhalt des spannenden Romans genug sein, die Elemente der klassischen Geschichte sind ausgelegt und zu viel soll ja nicht verraten werden.

Es lohnt sich unbedingt, dieses Buch zu lesen, für mich bereits jetzt ein absolutes Highlight. Der etwas sperrige Titel gibt zugleich eine kleine Kostprobe der poetisch schönen, wortgewaltigen Kunst des Autors und enthält zugleich alle Zutaten, aus denen die Handlung besteht. "Die restlichen Stunden der Nacht gehören dem Tod. Das Zimmer im Pfarrhaus wird zu klein, erst als ein Kanapee und eine Kommode hinausgetragen werden, wird Platz frei für all die Körper, die dort gelagert werden müssen, gelagert bei offenem Fenster, denn Tote liegen kalt." Einer von vielen Sätzen, die zeigen, wie ausdrucksstark und beeindruckend das Werk ist. Man könnte seitenweise zitieren und ein Satz wäre schöner als der andere. Von der Grundstimmung her lässt sich das Buch gut mit „Das finstere Tal“ von Thomas Willmann vergleichen. Gerhard Jäger fängt die Zeit, den Ort und die Atmosphäre auf brillante Weise ein. Die Abgeschiedenheit des Dorfes, die Verschlossenheit und der Aberglaube seiner Bewohner, die Hexenverfolgung, zwei rivalisierende Männer, eine Liebesgeschichte. Jäger verwendet archaische Bilder wie das tosende Feuer, in dem Katharina Schwarzmann starb, den bedrohlichen Schnee, der in der gewaltigen Lawine gipfelt, alte Mythen wie die vom alten Seiler erzählte Sage von Schwarzen Felsen oder die rätselhaften Schnitzereien an den Häusern, die aus uralten Erzählungen der Bibel entsprungen sein könnten. Ein ganz großartiges Buch, von mir gibt es eine hundertprozentige Leseempfehlung!

geschrieben am 30.01.2017 | 610 Wörter | 3426 Zeichen

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