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Die Schlaflosen


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  • 3283 Aufrufe

Informationen zum Buch
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Rezension von

Thomas Stumpf

Die Schlaflosen Kurz zum Inhalt: John O´Brien, ein liberal denkender Jurist, steht kurz vor seinem ultimativen Karrieresprung: Mit gerade mal 48 Jahren wird er zum Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten berufen. Damit würde er zu den einflussreichsten und mächtigsten Männern des Landes gehören und hätte das Potenzial, die Zukunft Amerikas positiv zu verändern. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, seiner Tochter Sissy, sowie einem aufstrebenden jungen Assistenten des Justizministeriums besteigt er einen Helikopter, der ihn zu seiner Vereidigung bringen soll. Eigentlich sind nur gut zwanzig Minuten für den Flug einkalkuliert, doch der Helikopter kommt unterwegs ins Schlingern und stürzt über einer Bucht ab. Die Insassen überleben, wenn auch mehr oder minder schwer verletzt. Doch das Schlimmste steht ihnen erst bevor. Ein Mann kommt zur Absturzstelle. Er hat eine hydraulische Rettungsschere dabei. Offensichtlich hat er dort gewartet und gewusst, dass der Helikopter genau an dieser Stelle abstürzen würde. Er schneidet sich seinen Weg ins Wrack frei. Dann zerschneidet er auf brutalste Weise alle Insassen bei lebendigem Leib, alle, außer Sissy, die daraufhin zunächst spurlos verschwindet. Offiziell heißt es, die Familie und ihre Begleiter seien bei dem Absturz sämtlich ums Leben gekommen und verbrannt. Die Versicherungsgesellschaft der Familie O´Brien müsste für diesen Fall die gigantische Summe von 278 Millionen Dollar auskehren – es sei denn, es handelte sich um Mord oder Selbstmord. Sie stellt Nachforschungen an. Einer ihrer Detektive ist Michael Reardon, der selbst von seinen eigenen Dämonen gequält wird. Das Identifizieren von Unfallopfern aus einem schlimmen Flugunglück hat ihn ausgebrannt und nagt an ihm. Außerdem verfolgt ihn seit früher Kindheit ein Hirngespinst: In seinem Bewusstsein taucht immer wieder ein unheimlicher Mann auf, den er „Mr. Hillarius“ nennt. Er tut nie etwas, taucht einfach auf und beobachtet ihn. Seinen Job hatte Micheal schon zwei Jahre zuvor an den Nagel gehängt. Doch er und seine Familie sind dringend auf das Geld aus dem Auftrag der Versicherung angewiesen, also sagt er widerwillig zu. Schnell stößt er auf einen ähnlich gelagerten Fall aus jüngster Vergangenheit. Ein anderer aufstrebender Liberaler war unter ähnlich seltsamen Umständen zu Tode gekommen und auch von dessen „Unglücksstelle“ war eine weibliche Überlebende einfach verschwunden. Reardons Nachforschungen ergeben zunächst weder Sinn noch Zusammenhang. Doch nach und nach macht er Fortschritte und kommt einer mächtigen, unheimlichen und Gruppe übernatürlicher Männer auf die Spur, die seit Anbeginn der Zeit zu leben scheinen und alles dafür tun, unentdeckt zu bleiben. Seine persönliche Verstrickung reicht tiefer als er sich hätte träumen lassen. „Die Schlaflosen“ ist ein waschechter Horror-Roman aus dem Bereich des Phantastischen Horrors, gemischt mit Thriller-Anteilen. Einige wenige Szenen sind von heftiger Brutalität, explizit und sehr grausam. Subtiler, stiller Horror, der auf leisen Pfoten anschleicht, ist das nicht, sondern eher das Stolpern über Leichenteile. Das gleiche gilt übrigens auch für die ein, zwei Sexszenen, die absolut nicht jugendfrei sind. Das sollte man wissen. Das Buch bietet aber mehr als nur das. Die sich langsam entwickelnde Story ist unheimlich, wenn auch einige Szenen mit den „Schlaflosen“ recht bizarr anmuten, vor allem die Sache mit den Röhrchen (was es damit auf sich hat, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten). Dem psychischen Horror wird ebenfalls Rechnung getragen, das Buch bleibt nicht plump an der Oberfläche. Dazu ist Masterton zu gut. Der Autor schafft es gekonnt, Michael Reardons inneren Kampf mit den ganz realen Dämonen seiner Vergangenheit darzustellen (Stichwort: Posttraumatische Belastungsstörung), was dem Ganzen auch eine gewisse Tiefe verleiht. Charakterzeichnung und Innenansichten sind sehr gelungen und Michael Reardon ein glaubwürdiger, gut ausgeleuchteter Protagonist. Das Kopfkino wird in „Die Schlaflosen“ gut bedient und gerade die Eröffnungsszene wird man lange nicht vergessen. Im Kreieren von einprägsamen Bildern erledigt Graham Masterton einen hervorragenden Job. Die Story wird formal unauffällig einheitlich und zeitlich linear erzählt. Die Geschichte ist komplex und über die ersten gut 220 Seiten (von insgesamt 600) werden ständig neue Handlungsstränge mit neuem Personal eingeführt, die zunächst nichts miteinander zu tun haben. Das zieht sich in die Länge. Dieses Vorgehen nimmt eine gewisse Anlaufzeit in Anspruch und ist ab und an auch etwas langwierig, aber nicht uninteressant. Es dauert eine Weile, bis endlich Drive in den Plot kommt. Noch dazu sind die einzelnen Kapitel (insgesamt lediglich 19, wovon das letzte nur wenige Seiten hat) sehr lang, in der Regel über 30 Seiten. Für meinen Geschmack ist die Geschichte um gut 100 Seiten zu lang geraten, aber das ist wohl letztlich eine Frage der persönlichen Vorliebe. Am Ende fügt sich alles und die einzelnen Stränge laufen nahtlos zusammen. Die Grundidee zu der Geschichte hat biblischen Ursprung und wurzelt im Alten Testament, wobei hier das Konzept des Sündenbocks aufgegriffen wird, und Hypnose spielt eine Rolle. Mehr möchte ich nicht verraten. Insgesamt ist „Die Schlaflosen“ von Graham Masterton ein durchaus heftiger, aber durchdachter, solider Horrorroman, dem eine interessante Idee zugrunde liegt, die aber nicht ganz einfach zu durchschauen ist. Der Autor nimmt sich für die Entwicklung der Storyline eine Menge Zeit und arbeitet konsequent auf das Finale hin.

Kurz zum Inhalt:

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John O´Brien, ein liberal denkender Jurist, steht kurz vor seinem ultimativen Karrieresprung: Mit gerade mal 48 Jahren wird er zum Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten berufen. Damit würde er zu den einflussreichsten und mächtigsten Männern des Landes gehören und hätte das Potenzial, die Zukunft Amerikas positiv zu verändern. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, seiner Tochter Sissy, sowie einem aufstrebenden jungen Assistenten des Justizministeriums besteigt er einen Helikopter, der ihn zu seiner Vereidigung bringen soll. Eigentlich sind nur gut zwanzig Minuten für den Flug einkalkuliert, doch der Helikopter kommt unterwegs ins Schlingern und stürzt über einer Bucht ab. Die Insassen überleben, wenn auch mehr oder minder schwer verletzt. Doch das Schlimmste steht ihnen erst bevor. Ein Mann kommt zur Absturzstelle. Er hat eine hydraulische Rettungsschere dabei. Offensichtlich hat er dort gewartet und gewusst, dass der Helikopter genau an dieser Stelle abstürzen würde. Er schneidet sich seinen Weg ins Wrack frei. Dann zerschneidet er auf brutalste Weise alle Insassen bei lebendigem Leib, alle, außer Sissy, die daraufhin zunächst spurlos verschwindet.

Offiziell heißt es, die Familie und ihre Begleiter seien bei dem Absturz sämtlich ums Leben gekommen und verbrannt. Die Versicherungsgesellschaft der Familie O´Brien müsste für diesen Fall die gigantische Summe von 278 Millionen Dollar auskehren – es sei denn, es handelte sich um Mord oder Selbstmord. Sie stellt Nachforschungen an. Einer ihrer Detektive ist Michael Reardon, der selbst von seinen eigenen Dämonen gequält wird. Das Identifizieren von Unfallopfern aus einem schlimmen Flugunglück hat ihn ausgebrannt und nagt an ihm. Außerdem verfolgt ihn seit früher Kindheit ein Hirngespinst: In seinem Bewusstsein taucht immer wieder ein unheimlicher Mann auf, den er „Mr. Hillarius“ nennt. Er tut nie etwas, taucht einfach auf und beobachtet ihn. Seinen Job hatte Micheal schon zwei Jahre zuvor an den Nagel gehängt. Doch er und seine Familie sind dringend auf das Geld aus dem Auftrag der Versicherung angewiesen, also sagt er widerwillig zu.

Schnell stößt er auf einen ähnlich gelagerten Fall aus jüngster Vergangenheit. Ein anderer aufstrebender Liberaler war unter ähnlich seltsamen Umständen zu Tode gekommen und auch von dessen „Unglücksstelle“ war eine weibliche Überlebende einfach verschwunden. Reardons Nachforschungen ergeben zunächst weder Sinn noch Zusammenhang. Doch nach und nach macht er Fortschritte und kommt einer mächtigen, unheimlichen und Gruppe übernatürlicher Männer auf die Spur, die seit Anbeginn der Zeit zu leben scheinen und alles dafür tun, unentdeckt zu bleiben. Seine persönliche Verstrickung reicht tiefer als er sich hätte träumen lassen.

„Die Schlaflosen“ ist ein waschechter Horror-Roman aus dem Bereich des Phantastischen Horrors, gemischt mit Thriller-Anteilen. Einige wenige Szenen sind von heftiger Brutalität, explizit und sehr grausam. Subtiler, stiller Horror, der auf leisen Pfoten anschleicht, ist das nicht, sondern eher das Stolpern über Leichenteile. Das gleiche gilt übrigens auch für die ein, zwei Sexszenen, die absolut nicht jugendfrei sind. Das sollte man wissen.

Das Buch bietet aber mehr als nur das. Die sich langsam entwickelnde Story ist unheimlich, wenn auch einige Szenen mit den „Schlaflosen“ recht bizarr anmuten, vor allem die Sache mit den Röhrchen (was es damit auf sich hat, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten). Dem psychischen Horror wird ebenfalls Rechnung getragen, das Buch bleibt nicht plump an der Oberfläche. Dazu ist Masterton zu gut. Der Autor schafft es gekonnt, Michael Reardons inneren Kampf mit den ganz realen Dämonen seiner Vergangenheit darzustellen (Stichwort: Posttraumatische Belastungsstörung), was dem Ganzen auch eine gewisse Tiefe verleiht. Charakterzeichnung und Innenansichten sind sehr gelungen und Michael Reardon ein glaubwürdiger, gut ausgeleuchteter Protagonist.

Das Kopfkino wird in „Die Schlaflosen“ gut bedient und gerade die Eröffnungsszene wird man lange nicht vergessen. Im Kreieren von einprägsamen Bildern erledigt Graham Masterton einen hervorragenden Job. Die Story wird formal unauffällig einheitlich und zeitlich linear erzählt.

Die Geschichte ist komplex und über die ersten gut 220 Seiten (von insgesamt 600) werden ständig neue Handlungsstränge mit neuem Personal eingeführt, die zunächst nichts miteinander zu tun haben. Das zieht sich in die Länge. Dieses Vorgehen nimmt eine gewisse Anlaufzeit in Anspruch und ist ab und an auch etwas langwierig, aber nicht uninteressant. Es dauert eine Weile, bis endlich Drive in den Plot kommt. Noch dazu sind die einzelnen Kapitel (insgesamt lediglich 19, wovon das letzte nur wenige Seiten hat) sehr lang, in der Regel über 30 Seiten. Für meinen Geschmack ist die Geschichte um gut 100 Seiten zu lang geraten, aber das ist wohl letztlich eine Frage der persönlichen Vorliebe. Am Ende fügt sich alles und die einzelnen Stränge laufen nahtlos zusammen. Die Grundidee zu der Geschichte hat biblischen Ursprung und wurzelt im Alten Testament, wobei hier das Konzept des Sündenbocks aufgegriffen wird, und Hypnose spielt eine Rolle. Mehr möchte ich nicht verraten.

Insgesamt ist „Die Schlaflosen“ von Graham Masterton ein durchaus heftiger, aber durchdachter, solider Horrorroman, dem eine interessante Idee zugrunde liegt, die aber nicht ganz einfach zu durchschauen ist. Der Autor nimmt sich für die Entwicklung der Storyline eine Menge Zeit und arbeitet konsequent auf das Finale hin.

geschrieben am 08.09.2017 | 811 Wörter | 4722 Zeichen

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