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Die F*ck-it-Liste


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Rezension von

Thomas Stumpf

Die F*ck-it-Liste Die USA im Jahr 2026. Die Trump-Dynastie hat sich verfestigt, inzwischen ist Ivanka Trump PrĂ€sidentin mit einem etwas weicheren Kurs, aber ihr Vater Donald Trump zieht noch immer golfspielend die FĂ€den im Hintergrund. Der ehemalige Zeitungsredakteur im Ruhestand Frank Brill hat ein bewegtes Leben hinter sich. Gescheiterte Ehen, eine Frau und sein kleiner Junge bei einem Amoklauf in der Schule getötet, eine Tochter nach einer illegalen Abtreibung verblutet und am Ende seines Wegs erhĂ€lt Frank Brill, gleich im ersten Kapitel, seine Diagnose: Darmkrebs im Endstadium. Da fasst er einen Entschluss. Aus therapeutischen GrĂŒnden hatte er eine Liste mit fĂŒnf Namen angelegt, um seine Wut zu kanalisieren. FĂŒnf MĂ€nner, die er fĂŒr das Leid in seinem Leben verantwortlich macht. War dies zunĂ€chst nur ein Gedankenspiel, fasst er nun den Entschluss, die Liste abzuarbeiten. Er besorgt sich eine Waffe und beginnt einen Roadtrip kreuz und quer durch die USA, um die fĂŒnf MĂ€nner zu töten. Die Sache lĂ€uft wie zu erwarten aus dem Ruder, doch Frank ist entschlossen wie noch nie in seinem Leben. Es handelt sich aber nicht um irgendwelche MĂ€nner aus dem persönlichen Umkreis, sondern die Sache wird sehr schnell politisch. Auf der Liste steht etwa ein ehemaliger erzkonservativer Richter am Obersten Bundesgerichtshofs, der mit seiner Entscheidung das Abtreibungsverbot durchgesetzt hatte. Diesem gibt Frank Brill die Schuld am Tod seiner Tochter. WĂ€ren Abtreibungen legal geblieben, hĂ€tte sie den Eingriff in einem Krankenhaus vornehmen lassen können. Oder da ist der PrĂ€sident der NRA, der National Rifle Association, den er fĂŒr die AufrĂŒstung in Schulen und die quasi nicht mehr vorhandenen WaffenbeschrĂ€nkungen und damit fĂŒr den Tod seiner Familie verantwortlich macht. Ihm dicht auf den Fersen ist ein durch und durch unsympathischer Ermittler und glĂŒhender Trump-Verehrer. So viel zum Inhalt, um nicht zu spoilern. John Nivens Buch passt wie die Faust aufs Auge. Das dystopische Amerika, das er darin zeigt, ist leider nur allzu wahrscheinlich und in großen Teilen bereits Wirklichkeit. Was vor einigen Jahren zunĂ€chst kaum vorstellbar war, ist nun beinahe schon alltĂ€glich. John Niven ist ein scharfsinniger und scharfzĂŒngiger Beobachter. Gerade vor kurzem hat Donald Trump dafĂŒr gesorgt, dass die erzkonservative Amy Coney Barrett Richterin am Supreme Court wird. Sicher ist, weitere Richter dieser Art werden folgen, denn so erkauft Trump sich die Stimmen der Evangelikalen, die eine sehr große WĂ€hlergemeinschaft darstellen, obwohl er selbst vollkommen unreligiös ist. Er verschafft ihnen Einfluss, sie verschaffen ihm WĂ€hlerstimmen. So einfach ist das. Immigranten werden im Roman nach wie vor in Internierungslager gesteckt, MĂ€nner und Frauen getrennt, damit man nicht am Ende mehr Menschen abschieben muss, als man verhaftet hat. Jeder BĂŒrger kann eine kostenlose Hotline anrufen, um Illegale anzuzeigen. Das nĂ€chste Homeland Security Team ist maximal fĂŒnfzehn Minuten entfernt, um sofort zuschlagen zu können. Die USA sind zum Polizeistaat geworden. Schwarze, Juden, und Homosexuelle haben nichts zu lachen. Überall in den USA ist das offene Tragen von Waffen erlaubt und das Wort „Trump“ ist zu einem Schlachtruf geworden, mit dem man seine gesamte Haltung als Republikaner zum Ausdruck bringt. In John Nivens USA gleichzusetzen mit Hass, Menschenverachtung und Rassismus. John Niven, Autor so erfolgreicher kontroverser BĂŒcher wie „Kill your friends“ oder „Straight white male“, ist bekannt dafĂŒr, seine Figuren stark zu ĂŒberzeichnen. Das tut er auch in diesem Buch. Doch leider ist das hier nur in Teilen Satire, und das Lachen, das einem bei seinen anderen BĂŒchern sonst herzhaft und laut beim Lesen ĂŒberfĂ€llt, bleibt einem diesmal bereits im Ansatz im Halse stecken. Was Niven in „Die F*ck-it-Liste“ beschreibt, ist zu wahr, um schön zu sein. Die Grenze zwischen Realsatire, Fiktion und Zustandsbeschreibung ist kaum auszumachen. Es ist zu real, um bissig zu sein. Das Buch macht vielmehr Angst vor dem, was derzeit als sehr wahrscheinlich erscheint. Zugleich, auch das im Wege der Überzeichnung, entschleiert Niven die heuchlerische und verlogene Fassade der Konservativen in den USA. Auf die ihm eigene krasse Weise, natĂŒrlich. Um ein Beispiel aus dem Buch zu nehmen: Frank Brill macht den ehemaligen Bundesrichter in einem schĂ€bigen Hotelzimmer ausfindig, wo dieser sich mit zwei minderjĂ€hrigen Prostituierten die Zeit vertreibt. Oder, noch viel schĂ€rfer, beim Polizisten, der Frank Brill verfolgt. In diese Figur hat John Niven alles Hassenswerte reingepackt, das man sich vorstellen kann, um Abscheu gegen verblendete Trump-AnhĂ€nger heraufzubeschwören: Der Ermittler ist ein pĂ€dophiler, homophober, gewalttĂ€tiger Rassist und Antisemit. Damit schießt er an der einen oder anderen Stelle ein wenig ĂŒber das Ziel hinaus, denn in dieser sehr durchschaubaren und plakativen Überzeichnung tritt die Gefahr der EindimensionalitĂ€t und Verzerrung von Tatsachen offen zu Tage, also genau das, was der Autor eigentlich Trump und seinen AnhĂ€ngern vorwirft. In diese Falle tappt er leider selbst. Doch John Niven will in diesem Roman gerade nicht objektiv sein. Das kommt in jeder Zeile zum Ausdruck. Er ergreift deutlich und auch durchaus respektlos Partei. Subtil ist anders. In den USA wird er sich mit diesem Buch eine Menge Feinde machen. Abgesehen vom politischen und gesellschaftlichen Hintergrund ist das Buch als Thriller rasant und geradlinig geschrieben, der alte Frank Brill mutiert vom krebsgeschwĂ€chten Rentner zum gnadenlosen Serienkiller, wĂ€hrend der clevere Ermittler ihm immer nĂ€her auf den Pelz rĂŒckt. Das Buch hat lediglich 320 Seiten, gegliedert in ĂŒberschaubare Kapitel und ist schnell gelesen. Das Ende ist voraussehbar und nicht ĂŒberraschend. Hier erhebt Niven nochmal den Zeigefinger an alle, die Trump in seine erste Amtszeit gewĂ€hlt haben und damit den Stein erst ins Rollen gebracht haben.

Die USA im Jahr 2026. Die Trump-Dynastie hat sich verfestigt, inzwischen ist Ivanka Trump PrÀsidentin mit einem etwas weicheren Kurs, aber ihr Vater Donald Trump zieht noch immer golfspielend die FÀden im Hintergrund.

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05.12.2022
2
04.10.2022
3
02.09.2022
4
07.10.2021
5
17.05.2021

Der ehemalige Zeitungsredakteur im Ruhestand Frank Brill hat ein bewegtes Leben hinter sich. Gescheiterte Ehen, eine Frau und sein kleiner Junge bei einem Amoklauf in der Schule getötet, eine Tochter nach einer illegalen Abtreibung verblutet und am Ende seines Wegs erhĂ€lt Frank Brill, gleich im ersten Kapitel, seine Diagnose: Darmkrebs im Endstadium. Da fasst er einen Entschluss. Aus therapeutischen GrĂŒnden hatte er eine Liste mit fĂŒnf Namen angelegt, um seine Wut zu kanalisieren. FĂŒnf MĂ€nner, die er fĂŒr das Leid in seinem Leben verantwortlich macht. War dies zunĂ€chst nur ein Gedankenspiel, fasst er nun den Entschluss, die Liste abzuarbeiten. Er besorgt sich eine Waffe und beginnt einen Roadtrip kreuz und quer durch die USA, um die fĂŒnf MĂ€nner zu töten. Die Sache lĂ€uft wie zu erwarten aus dem Ruder, doch Frank ist entschlossen wie noch nie in seinem Leben.

Es handelt sich aber nicht um irgendwelche MÀnner aus dem persönlichen Umkreis, sondern die Sache wird sehr schnell politisch. Auf der Liste steht etwa ein ehemaliger erzkonservativer Richter am Obersten Bundesgerichtshofs, der mit seiner Entscheidung das Abtreibungsverbot durchgesetzt hatte. Diesem gibt Frank Brill die Schuld am Tod seiner Tochter. WÀren Abtreibungen legal geblieben, hÀtte sie den Eingriff in einem Krankenhaus vornehmen lassen können.

Oder da ist der PrĂ€sident der NRA, der National Rifle Association, den er fĂŒr die AufrĂŒstung in Schulen und die quasi nicht mehr vorhandenen WaffenbeschrĂ€nkungen und damit fĂŒr den Tod seiner Familie verantwortlich macht.

Ihm dicht auf den Fersen ist ein durch und durch unsympathischer Ermittler und glĂŒhender Trump-Verehrer.

So viel zum Inhalt, um nicht zu spoilern. John Nivens Buch passt wie die Faust aufs Auge. Das dystopische Amerika, das er darin zeigt, ist leider nur allzu wahrscheinlich und in großen Teilen bereits Wirklichkeit. Was vor einigen Jahren zunĂ€chst kaum vorstellbar war, ist nun beinahe schon alltĂ€glich. John Niven ist ein scharfsinniger und scharfzĂŒngiger Beobachter. Gerade vor kurzem hat Donald Trump dafĂŒr gesorgt, dass die erzkonservative Amy Coney Barrett Richterin am Supreme Court wird. Sicher ist, weitere Richter dieser Art werden folgen, denn so erkauft Trump sich die Stimmen der Evangelikalen, die eine sehr große WĂ€hlergemeinschaft darstellen, obwohl er selbst vollkommen unreligiös ist. Er verschafft ihnen Einfluss, sie verschaffen ihm WĂ€hlerstimmen. So einfach ist das. Immigranten werden im Roman nach wie vor in Internierungslager gesteckt, MĂ€nner und Frauen getrennt, damit man nicht am Ende mehr Menschen abschieben muss, als man verhaftet hat. Jeder BĂŒrger kann eine kostenlose Hotline anrufen, um Illegale anzuzeigen. Das nĂ€chste Homeland Security Team ist maximal fĂŒnfzehn Minuten entfernt, um sofort zuschlagen zu können. Die USA sind zum Polizeistaat geworden. Schwarze, Juden, und Homosexuelle haben nichts zu lachen. Überall in den USA ist das offene Tragen von Waffen erlaubt und das Wort „Trump“ ist zu einem Schlachtruf geworden, mit dem man seine gesamte Haltung als Republikaner zum Ausdruck bringt. In John Nivens USA gleichzusetzen mit Hass, Menschenverachtung und Rassismus.

John Niven, Autor so erfolgreicher kontroverser BĂŒcher wie „Kill your friends“ oder „Straight white male“, ist bekannt dafĂŒr, seine Figuren stark zu ĂŒberzeichnen. Das tut er auch in diesem Buch. Doch leider ist das hier nur in Teilen Satire, und das Lachen, das einem bei seinen anderen BĂŒchern sonst herzhaft und laut beim Lesen ĂŒberfĂ€llt, bleibt einem diesmal bereits im Ansatz im Halse stecken. Was Niven in „Die F*ck-it-Liste“ beschreibt, ist zu wahr, um schön zu sein. Die Grenze zwischen Realsatire, Fiktion und Zustandsbeschreibung ist kaum auszumachen. Es ist zu real, um bissig zu sein. Das Buch macht vielmehr Angst vor dem, was derzeit als sehr wahrscheinlich erscheint.

Zugleich, auch das im Wege der Überzeichnung, entschleiert Niven die heuchlerische und verlogene Fassade der Konservativen in den USA. Auf die ihm eigene krasse Weise, natĂŒrlich. Um ein Beispiel aus dem Buch zu nehmen: Frank Brill macht den ehemaligen Bundesrichter in einem schĂ€bigen Hotelzimmer ausfindig, wo dieser sich mit zwei minderjĂ€hrigen Prostituierten die Zeit vertreibt. Oder, noch viel schĂ€rfer, beim Polizisten, der Frank Brill verfolgt. In diese Figur hat John Niven alles Hassenswerte reingepackt, das man sich vorstellen kann, um Abscheu gegen verblendete Trump-AnhĂ€nger heraufzubeschwören: Der Ermittler ist ein pĂ€dophiler, homophober, gewalttĂ€tiger Rassist und Antisemit.

Damit schießt er an der einen oder anderen Stelle ein wenig ĂŒber das Ziel hinaus, denn in dieser sehr durchschaubaren und plakativen Überzeichnung tritt die Gefahr der EindimensionalitĂ€t und Verzerrung von Tatsachen offen zu Tage, also genau das, was der Autor eigentlich Trump und seinen AnhĂ€ngern vorwirft. In diese Falle tappt er leider selbst. Doch John Niven will in diesem Roman gerade nicht objektiv sein. Das kommt in jeder Zeile zum Ausdruck. Er ergreift deutlich und auch durchaus respektlos Partei. Subtil ist anders. In den USA wird er sich mit diesem Buch eine Menge Feinde machen.

Abgesehen vom politischen und gesellschaftlichen Hintergrund ist das Buch als Thriller rasant und geradlinig geschrieben, der alte Frank Brill mutiert vom krebsgeschwĂ€chten Rentner zum gnadenlosen Serienkiller, wĂ€hrend der clevere Ermittler ihm immer nĂ€her auf den Pelz rĂŒckt. Das Buch hat lediglich 320 Seiten, gegliedert in ĂŒberschaubare Kapitel und ist schnell gelesen. Das Ende ist voraussehbar und nicht ĂŒberraschend. Hier erhebt Niven nochmal den Zeigefinger an alle, die Trump in seine erste Amtszeit gewĂ€hlt haben und damit den Stein erst ins Rollen gebracht haben.

geschrieben am 02.11.2020 | 889 Wörter | 5115 Zeichen

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