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Die Klagen der Toten


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Rezension von

Nadine Leonhardt

Die Klagen der Toten Der nunmehr 10. Roman der seit 2006 laufenden Reihe um Commissario Ricciardi erzählt die Geschichte von einem Mord in einer renomierten Poliklinik im Zentrum von Neapel. Alles beginnt damit, dass der Leiter der gynäkologischen Abteilung aus dem Fenster fällt; dass es sich hierbei um keinen unglücklichen Unfall handelt ist allen Beteiligten schnell klar. Leider war der Professor kein sehr umgänglicher Mensch und in seinem Amt als leitender Arzt hat er sich unter Kollegen wie Patienten den ein oder anderen Feind gemacht. Die Liste der Verdächtigen ist also lang und sowohl die unbändige Hitze der süditalienischen Großstadt, die so manchem aufs Gemüt schlägt, sowie das Pflichtbewusstsein von Ricciardi verlangen nach einer baldigen Aufklärung. Verlassen kann sich Ricciardi bei seinen Ermittlungen auf seinen treuen Assistenten Brigadiere Maione und seine übernatürliche Gabe, den letzten Gedanken der auf unnatürlichem Wege Verstorbenen zu hören und so die letzten Sekunden vor ihrer Reise ins Jenseits zu erahnen. Doch während der Fall des Professore gebührender Aufmerksamkeit bedarf haben Ricciardi und Brigadiere Maione auch private Sorgen, die beide auf ihre jeweils eigene Art beschäftigt. Ricciardis Kindermädchen, die alte, störrische Rosa, fühlt bereits seit einiger Zeit, dass ihr Lebensabend gekommen ist und so versucht sie ihr Bestes, alles für ihren Herren vorzubereiten, damit er auch nach ihrem Ableben nichts missen muss; während zur selben Zeit seine heimliche Liebe Neapel verlässt, ohne Ricciardi mitzuteilen, was der wahre Grund für die Abreise ist. Brigadiere Maione hingegen ist sich dank seiner erfahrenen Spürnase sicher, dass seine Frau ihm untreu ist. Er meidet nach Dienstschluss das eigene Heim und setzt alles daran, herauszufinden, mit wem seine Frau verkehrt und wie sie ihm diese Grausamkeit nur antun kann. Das ist bei Weitem noch nicht alles, was in diesem Roman vor sich geht, doch bereits an dieser kurzen Beschreibung der Ausgangslage wird klar, dass das Leitmotiv für De Giovannis neusten Roman die Liebe ist. In Die Klagen der Toten zeigt sie sich sowohl von ihrer schönsten Seite, wenn die Monologe der Verdächtigen oder Geschädigten die Haupthandlung durchschneiden und von früheren und aktuellen Liebschaften berichten. Diese Rückblenden oder Zwischensequenzen sind jedoch nicht selten etwas befremdlich, da man nicht immer klar zuordnen kann, wessen Sichtweise dargestellt wird, oder zu welcher Zeit oder an welchem Ort sie handeln. Verrat, Eifersucht und Misstrauen hingegen sind Inkarnationen der schlechten Seite der Liebe und alle finden sie einen Platz in Di Giovannis Roman. Sei es in den unaufrichtigen Unterstellungen des Brigadiere Maione gegenüber der eigenen Frau oder in Form einer heimlichen Geliebten, die doch ihre ganz eigene Agenda verfolgt hat. Genau diese Dichotomie machen Die Klagen der Toten zu einer überaus menschlichen Geschichte. Auch wenn man als Leser den Mord nicht gutheißen kann, wecken doch all die intimen Erzählungen und Geheimnisse der Verdächtigen und Opfer auch Sympathie. Realitische Umstände, ein Erzählstil, der einem Neapel nicht nur lebhaft erscheinen sondern auch den Leser die unerträgliche Hochsommerhitze auf jeder Seite spüren lässt und Figuren, die wie aus dem echten Leben geschnitten zu sein scheinen, machen diesen Roman greifbar, erlebbar und packend auf eine ruhige, tiefsinnige Art, wie man sie nur bei wenigen Krimis findet. Wer actiongeladene Verfolgungsjagden und wahnwitzige, paranormale Auflösungen erwartet wird hier leider enttäuscht. Vielmehr beweist Di Giovanni, dass ein Krimi sich doch grundsätzlich durch die niederen Beweggründe und die Kunst des Verbrechens auszeichnet und ganz ohne aufgedrehte Showdowns auskommen kann.

Der nunmehr 10. Roman der seit 2006 laufenden Reihe um Commissario Ricciardi erzählt die Geschichte von einem Mord in einer renomierten Poliklinik im Zentrum von Neapel. Alles beginnt damit, dass der Leiter der gynäkologischen Abteilung aus dem Fenster fällt; dass es sich hierbei um keinen unglücklichen Unfall handelt ist allen Beteiligten schnell klar.

Leider war der Professor kein sehr umgänglicher Mensch und in seinem Amt als leitender Arzt hat er sich unter Kollegen wie Patienten den ein oder anderen Feind gemacht. Die Liste der Verdächtigen ist also lang und sowohl die unbändige Hitze der süditalienischen Großstadt, die so manchem aufs Gemüt schlägt, sowie das Pflichtbewusstsein von Ricciardi verlangen nach einer baldigen Aufklärung.

Verlassen kann sich Ricciardi bei seinen Ermittlungen auf seinen treuen Assistenten Brigadiere Maione und seine übernatürliche Gabe, den letzten Gedanken der auf unnatürlichem Wege Verstorbenen zu hören und so die letzten Sekunden vor ihrer Reise ins Jenseits zu erahnen. Doch während der Fall des Professore gebührender Aufmerksamkeit bedarf haben Ricciardi und Brigadiere Maione auch private Sorgen, die beide auf ihre jeweils eigene Art beschäftigt.

Ricciardis Kindermädchen, die alte, störrische Rosa, fühlt bereits seit einiger Zeit, dass ihr Lebensabend gekommen ist und so versucht sie ihr Bestes, alles für ihren Herren vorzubereiten, damit er auch nach ihrem Ableben nichts missen muss; während zur selben Zeit seine heimliche Liebe Neapel verlässt, ohne Ricciardi mitzuteilen, was der wahre Grund für die Abreise ist. Brigadiere Maione hingegen ist sich dank seiner erfahrenen Spürnase sicher, dass seine Frau ihm untreu ist. Er meidet nach Dienstschluss das eigene Heim und setzt alles daran, herauszufinden, mit wem seine Frau verkehrt und wie sie ihm diese Grausamkeit nur antun kann.

Das ist bei Weitem noch nicht alles, was in diesem Roman vor sich geht, doch bereits an dieser kurzen Beschreibung der Ausgangslage wird klar, dass das Leitmotiv für De Giovannis neusten Roman die Liebe ist. In Die Klagen der Toten zeigt sie sich sowohl von ihrer schönsten Seite, wenn die Monologe der Verdächtigen oder Geschädigten die Haupthandlung durchschneiden und von früheren und aktuellen Liebschaften berichten. Diese Rückblenden oder Zwischensequenzen sind jedoch nicht selten etwas befremdlich, da man nicht immer klar zuordnen kann, wessen Sichtweise dargestellt wird, oder zu welcher Zeit oder an welchem Ort sie handeln. Verrat, Eifersucht und Misstrauen hingegen sind Inkarnationen der schlechten Seite der Liebe und alle finden sie einen Platz in Di Giovannis Roman. Sei es in den unaufrichtigen Unterstellungen des Brigadiere Maione gegenüber der eigenen Frau oder in Form einer heimlichen Geliebten, die doch ihre ganz eigene Agenda verfolgt hat.

Genau diese Dichotomie machen Die Klagen der Toten zu einer überaus menschlichen Geschichte. Auch wenn man als Leser den Mord nicht gutheißen kann, wecken doch all die intimen Erzählungen und Geheimnisse der Verdächtigen und Opfer auch Sympathie.

Realitische Umstände, ein Erzählstil, der einem Neapel nicht nur lebhaft erscheinen sondern auch den Leser die unerträgliche Hochsommerhitze auf jeder Seite spüren lässt und Figuren, die wie aus dem echten Leben geschnitten zu sein scheinen, machen diesen Roman greifbar, erlebbar und packend auf eine ruhige, tiefsinnige Art, wie man sie nur bei wenigen Krimis findet. Wer actiongeladene Verfolgungsjagden und wahnwitzige, paranormale Auflösungen erwartet wird hier leider enttäuscht. Vielmehr beweist Di Giovanni, dass ein Krimi sich doch grundsätzlich durch die niederen Beweggründe und die Kunst des Verbrechens auszeichnet und ganz ohne aufgedrehte Showdowns auskommen kann.

geschrieben am 04.01.2016 | 550 Wörter | 3190 Zeichen

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