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Wir retten ein System!


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Rezension von

Thierry Elsen

Wir retten ein System! In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der Begriff „Anthologie“ so viel wie Blütenlese. Heute ist der florale Ursprung des Wortes fast vergessen. Ein Wesenszug von Anthologien besteht in der Vielzahl der dargebotenen literarischen Formen. Sie ist nicht festgelegt auf eine bestimmte Gattung, denn in einer Anthologie können auch philosophische Texte oder Essays präsentiert werden, genauso wie Lyrik und Prosa. Der ganze „Blütenkranz“ wird mit einem kleinsten thematischen Nenner – sprich den Herausgeber_innen und/oder einem Motto - zusammen gehalten. Die Autor_innenlesung beim 63. Volksstimmefest (5. und 6. September 2009) stand in ironischer Verwendung einer Aussage von Karlheinz Kopf (ÖVP-Klubobmann) unter dem Motto: "Wir retten ein System!" Die Anthologie zum Linken Wort 2009 erschien wie bereits im Vorjahr Ende Oktober im Globus Verlag und wurde von den Veranstaltern Christoph Kepplinger und Roman Gutsch herausgegeben. Das erneuerte Konzept sah auch heuer vor, Nachwuchsautor_innen mit den etablierten Autor_innen des „Linken Wort“ zu präsentieren. Das übergeordnete Thema ließ den Autor_innen viel Platz die verschiedenen Aspekte der „Krise“ zu beschreiben. Formal kennt die Anthologie keine Grenzen. Gedichte, Essays, Kurzprosa und Romanauszüge beschreiben die aktuelle Krise, entwerfen Utopien, referieren und kommentieren. Einige Texte verstehen sich mehr oder weniger als tagespolitische Kommentare, andere wieder versuchen allgemein Gültiges in den Vordergrund zu stellen. Aus der Vielzahl der Beiträger_innen sticht zweifelsohne Josef Haslinger heraus. Sein Text „Jammern über Europa“ ist ein geschliffener Essay und in der Tat schafft der „Mainzer Stadtschreiber 2010 auf sehr hohem Niveau über Europa zu jammern. Er skizziert die verschiedenen Chöre der Raunzer und Jammerer, nicht jedoch ohne auch die positiven Aspekte der Idee Europa zu skizzieren. Das Linke Wort bietet seit dem Jahr 2008 Autor_innenkollektiven die Möglichkeit der Präsentation. 2009 bestritt die Literaturgruppe Narrenfreiheit mit Gedichten das Programm. Hervorhebenswert erscheinen mir die Prometheustexte, die Goethes „Prometheus“ aufnehmen und nach Wien ins Jahr 2009 transportieren – Brechts Prometheus wird dabei gekonnt ignoriert. Das Cover verdient eine besondere Erwähnung: Die Grafik zeigt eine Arbeit der dänischen Künstlerin Meiken Rasmussen und stellt einen Geldschein da. Seit über 10 Jahren legen Künstlerinnen und Künstler in der „Bank of International Money”, kurz BIAM, im wahrsten Sinne des Wortes Kunstgeld auf (www.art-money.org) vor. Diese Kunstgeldscheine haben einen Gegenwert von 200 dänischen Kronen (ca. 27 Euro) und werden von immer mehr Unternehmen angenommen. Bemerkenswert ist, dass viele Autor_innen des Linken Wortes das Mittel der Satire wählen. Alles in allem ist „Wir retten ein System“ ein polyphoner Chor an Gegenstimmen zum aktuellen „Jammer“-Diskurs der Wirtschaftsgazetten. Mit Beiträgen AutorInnen: Christoph Aistleitner - Eugen Bartmer - Manfred Bauer - Lidio Mosca Bustamante - Friederikeinheim - Gerald Grassl - Florian Haderer - Elfriede Haslehner - Josef Haslinger - Philip Hautmann - Max Höfler - Eva Jancak - Martin Just - Eugenie Kain - Ursula Knoll - Dario Lagger - Hilde Langthaler - Güni Noggler - Helmut Rizy - Lale Rodgarkia-Dara - Stefan Schmitzer - Hilde Schmölzer - Christian Schreibmüller - Rolf Schwendter - Irina Valtscheva

In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der Begriff „Anthologie“ so viel wie Blütenlese. Heute ist der florale Ursprung des Wortes fast vergessen. Ein Wesenszug von Anthologien besteht in der Vielzahl der dargebotenen literarischen Formen. Sie ist nicht festgelegt auf eine bestimmte Gattung, denn in einer Anthologie können auch philosophische Texte oder Essays präsentiert werden, genauso wie Lyrik und Prosa. Der ganze „Blütenkranz“ wird mit einem kleinsten thematischen Nenner – sprich den Herausgeber_innen und/oder einem Motto - zusammen gehalten.

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Die Autor_innenlesung beim 63. Volksstimmefest (5. und 6. September 2009) stand in ironischer Verwendung einer Aussage von Karlheinz Kopf (ÖVP-Klubobmann) unter dem Motto:

"Wir retten ein System!" Die Anthologie zum Linken Wort 2009 erschien wie bereits im Vorjahr Ende Oktober im Globus Verlag und wurde von den Veranstaltern Christoph Kepplinger und Roman Gutsch herausgegeben. Das erneuerte Konzept sah auch heuer vor, Nachwuchsautor_innen mit den etablierten Autor_innen des „Linken Wort“ zu präsentieren.

Das übergeordnete Thema ließ den Autor_innen viel Platz die verschiedenen Aspekte der „Krise“ zu beschreiben. Formal kennt die Anthologie keine Grenzen. Gedichte, Essays, Kurzprosa und Romanauszüge beschreiben die aktuelle Krise, entwerfen Utopien, referieren und kommentieren. Einige Texte verstehen sich mehr oder weniger als tagespolitische Kommentare, andere wieder versuchen allgemein Gültiges in den Vordergrund zu stellen. Aus der Vielzahl der Beiträger_innen sticht zweifelsohne Josef Haslinger heraus. Sein Text „Jammern über Europa“ ist ein geschliffener Essay und in der Tat schafft der „Mainzer Stadtschreiber 2010 auf sehr hohem Niveau über Europa zu jammern. Er skizziert die verschiedenen Chöre der Raunzer und Jammerer, nicht jedoch ohne auch die positiven Aspekte der Idee Europa zu skizzieren.

Das Linke Wort bietet seit dem Jahr 2008 Autor_innenkollektiven die Möglichkeit der Präsentation. 2009 bestritt die Literaturgruppe Narrenfreiheit mit Gedichten das Programm. Hervorhebenswert erscheinen mir die Prometheustexte, die Goethes „Prometheus“ aufnehmen und nach Wien ins Jahr 2009 transportieren – Brechts Prometheus wird dabei gekonnt ignoriert.

Das Cover verdient eine besondere Erwähnung: Die Grafik zeigt eine Arbeit der dänischen Künstlerin Meiken Rasmussen und stellt einen Geldschein da. Seit über 10 Jahren legen Künstlerinnen und Künstler in der „Bank of International Money”, kurz BIAM, im wahrsten Sinne des Wortes Kunstgeld auf (www.art-money.org) vor. Diese Kunstgeldscheine haben einen Gegenwert von 200 dänischen Kronen (ca. 27 Euro) und werden von immer mehr Unternehmen angenommen.

Bemerkenswert ist, dass viele Autor_innen des Linken Wortes das Mittel der Satire wählen. Alles in allem ist „Wir retten ein System“ ein polyphoner Chor an Gegenstimmen zum aktuellen „Jammer“-Diskurs der Wirtschaftsgazetten.

Mit Beiträgen AutorInnen: Christoph Aistleitner - Eugen Bartmer - Manfred Bauer - Lidio Mosca Bustamante - Friederikeinheim - Gerald Grassl - Florian Haderer - Elfriede Haslehner - Josef Haslinger - Philip Hautmann - Max Höfler - Eva Jancak - Martin Just - Eugenie Kain - Ursula Knoll - Dario Lagger - Hilde Langthaler - Güni Noggler - Helmut Rizy - Lale Rodgarkia-Dara - Stefan Schmitzer - Hilde Schmölzer - Christian Schreibmüller - Rolf Schwendter - Irina Valtscheva

geschrieben am 05.12.2009 | 453 Wörter | 2908 Zeichen

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