ISBN | 3487139278 | |
Herausgeber | Ole Hruschka | |
Verlag | Georg Olms Verlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 185 | |
Erscheinungsjahr | 2009 | |
Extras | - |
Wie wird man den Dramen Shakespeares in der Umsetzung gerecht, auf welche Fallstricke und welche Chancen kann man bei einer Inszenierung treffen und wie modernisiert man die Dramen, ohne sie dabei zu sehr zu verfremden?
„Shakespeare revisited“ zeigt eine moderne Sicht auf das Werk Shakespeares, des nach wie vor bedeutendsten Dramatikers der Weltliteratur - auch wenn er schon lange tot ist. Der Sammelband ist das Ergebnis von Ringvorlesungen im Rahmen eines Theaterprojekts der Universität Hildesheim aus dem Sommersemester 2008.
Die Beitragenden fragen nach dem theatralen Umgang mit den Shakespeareschen Dramen, besonders von Interesse sind dabei die Produktionsbedingungen. Es geht um das elisabethanische Theater, aktuelle Entwicklungen in der Shakespeare-Forschung (wie New Historicism), sowie maĂźgebliche AuffĂĽhrungen des modernen Theaters, bis hin zu Adaptionen der Vorlagen Shakespeares fĂĽr Kindertheater und Internet.
Gut liest sich der Beitrag von John von Düffel, eine Art „Probentagebuch“ zu Hamlet, in dem er sich den Knackpunkten des Dramas nähert, die Handlung in eigene, für moderne Leser/Zuhörer in Worte fasst und gleichzeitig bedauert, wie abgenutzt die großartigen Monologe Hamlets erscheinen können.
Aber nicht nur Hamlet, sondern auch „Der Sturm“ und „Ein Sommernachtstraum“ werden in diesem Sammelband besprochen.
Melanie Hinz gibt Einblick in die „Gender Studies“ und das elisabethanische Frauenbild in Verbindung mit Shakespeares Spiel mit den Geschlechtern, während Geesche Wartemann Ergebnisse zu einer kindgerechten Adaption von Shakespeare schreibt, mit Abbildungen von Kinderzeichnungen und Postkarten zur Thematik… und so weiter.
Zu guter Letzt nimmt sich Ulf Otto des Missbrauchs von Shakespeares Werken als Fetisch im Internet am Beispiel des Dramas „Hamlet“ an, beginnend mit einer Episode, die im 19. Jahrhundert, also lange vor Existenz des Internet geschehen sein soll:
Ein Entdecker verbrannte eine Hamletausgabe statt seiner Aufzeichnungen ĂĽber Afrika, um einem Konflikt mit den Eingeborenen aus dem Weg zu gehen. Diese Form von Missbrauch ist ein Betrug, so schreibt Otto, ein Mittel, um die Reiseberichte interessanter zu machen. Und diese Form von Betrug schreibt er auch dem Medium Internet zu.
Das „Monsterpiece Theatre – Hamlet“, zu finden auf Youtube, findet ebenso Erwähnung wie „Hamlet is back“, ein Ausschnitt aus „Last Action Hero“, wo in der Phantasie eines Jungen Arnold Schwarzenegger einen rigoros handelnden Hamlet verkörpert – völlig hamlet-untypisch. Man könnte ihn eher für Fortinbras halten, als er sagt: „Hey Claudius, you killed my father. Big mistake.“ Dennoch bleibt die Handlung nur Phantasie, sodass die Rahmenhandlung auf ihre Weise das Motiv des Zögerns und Nicht-Handelns beibehält. Hamlet ist in das (europäische) Kulturgedächtnis eingegangen und wird daher als bekannt vorausgesetzt von den Machern dieser Filme.
Die breite Auffächerung der Blickwinkel auf Shakespeares Werke, neue Wege, einen Zugang zu finden und neue Medien – das macht die Stärke dieses Sammelbandes aus, welcher sowohl für Lehrende an Universitäten als auch an Schulen neue Ideen anstoßen kann. Denn: Shakespeare lebt!
geschrieben am 30.06.2009 | 454 Wörter | 2782 Zeichen
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