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Riemenschneider


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Rezension von

Margot Klein

Riemenschneider Riemenschneider - ein wunderschönes Buch, ein glänzendes Kleinod, das uns der Schriftsteller Tilman Röhrig schenkt, in dem er den bekanntesten Bildhauer und Bildschnitzer der Spätgotik, Tilman Riemenschneider, eingebunden in den dramatischen Kontext dieser Epoche, in den Fokus seines spannenden Romans stellt Tilman Röhrig gelingt es, dass wir schon zu Beginn in die Lebenswelt Riemenschneiders eintauchen und in den Hof Wolfmannsziechlein in Würzburg einziehen: So können wir dem Protagonisten in seine Träume und Erinnerungen folgen, die der Autor als kunstvolles Netz durch das ganze Buch webt. Zu Beginn des Romans steht Riemenschneider schon auf der Leiter zum Erfolg: Der Stadtrat hat ihn beauftragt, für das Portal der Marienkapelle Adam und Eva aus Stein zu schaffen. In Magdalena, die Tilman Röhrig als fiktive Figur unverwechselbar und einfühlsam gestaltet hat, sieht Riemenschneider das Seelenbild seiner Eva. Als Magdalena ihm schließlich Modell steht - eine besonders warme Szene - entwickeln die beiden den künstlerischen Ausdruck einer neuen, selbstbewussten Eva: In einer Atmosphäre von Befangenheit, Wärme und Nähe entsteht zwischen ihnen "ein unsichtbares Band", tiefe Zuneigung und das Gefühl einer einmaligen Seelenverwandtschaft. Der Leser kann gespannt sein, welche Schlüsselrolle diese Begegnung in der Zukunft dieses "Paars" einnehmen wird: Paradies? Vertreibung? oder Verlorensein im Paradies?... Wir können Riemenschneider in seiner Werkstatt zusehen, wie er seine "schlafende Eva" aus dem Stein aufweckt, "den Rhythmus und die Melodie seiner Werkzeuge hören, die das erste Menschenpaar in seiner reinen Schönheit erstrahlen lassen";erleben, wie seine begnadeten Hände den Figuren "seine Gefühle mitgeben" und visionalisieren, wie sie zum Spiegel seiner Seele werden - und später - können wir sogar fühlen, wie seine Kunstwerke, die im Totentanz des Lebens der Vergänglichkeit trotzen, Trost- und Erinnerungsfunktion erhalten... Den jungen Händen seiner Heiligenfiguren sind Schmerz und Tod nicht unbekannt. Dieses Merkmal hat Tilman Röhrig anrührend in die Beziehung der Protagonisten eingebaut: Hände, die trösten können... Der Roman fließt... Besonders begeistert hat mich auch die Gestaltung der Szene über den Creglinger Altar, in der Riemenschneider "Licht und Schatten regiert" und im Dunkel des Altarraums diese wunderbaren seelenvollen Figuren, deren geheimnisvolles Antlitz tiefe Trauer, aber keine Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung kennt, behutsam auspackt, an ihren Platz bringt und man sogar das Atmen dieses sakralen Raums spüren kann... Gespannt fiebern wir mit Riemenschneider der Enthüllung seines wunderbaren Flügelaltars entgegen... Hautnah können wir Riemenschneiders wechselvolles Schicksal miterleben, auf Hochzeiten tanzen und zechen, den Künstler in seinem Alltag als sanften Tyrannen begleiten, mit ihm auf die Sprossen seiner Erfolgsleiter klettern, aber auch den dramatischen Absturz miterleiden, wenn nicht nur sein Körper durch qualvolle Marter im dunklen Verlies gestreckt wird... Auf diesem schmerzensreichen Weg spielt der abscheuliche Stadtpfeifer Hans Bermeter, dessen Flötenspiel uns immer wieder erschaudern lässt, ein unsägliche Rolle... Wir erleben auch den wichtigen Zeitgenossen und Haudegen Götz von Berlichingen, den Tilman Röhrig überzeugend, ganz anders als von Goethe konzipiert, gestaltet hat. Hier kann sich der Leser auch auf köstliche Szenen freuen... Einprägsam ist auch Martin Luther geschildert, den wir u.a. bedauern, wenn er bei Kerzenlicht in einem verzweifelten Brief um die Gunst seines Vaters ringt... Gespannt kann man auch auf die Begegnung Luthers mit Riemenschneider sein, der Donner grollt... Am Ende des Romans sind uns Riemenschneider, Magdalena, Ruprecht, Katharina und der kleine Til fest ans Herz gewachsen... Insgesamt ein tolles Buch, mit der Liebe zum Detail, mit verklärendem Humor, sprachlich sehr versiert, dicht ,kraftvoll, sanft, "den Menschen auf den 'Mund' schauend", gründlichst recherchiert... Tilman Röhrig gelingt es, den Künstler Riemenschneider mit seinen sanften Figuren fühlbar werden zu lassen, so dass sie uns verlocken, Kunstkataloge aufzuschlagen oder sie neu oder tiefer an ihren Schauplätzen zu erleben... Wie Riemenschneider auf die Krönung seines Werks hoffte, so bin ich mir gewiss, dass dieses ganz besondere Buchkunstwerk auch von den Lesern gekrönt werden wird! Dem Autor sei herzlichst Dank für dieses unvergessliche Leseerlebnis!

Riemenschneider - ein wunderschönes Buch, ein glänzendes Kleinod, das uns der Schriftsteller Tilman Röhrig schenkt, in dem er den bekanntesten Bildhauer und Bildschnitzer der Spätgotik, Tilman Riemenschneider, eingebunden in den dramatischen Kontext dieser Epoche, in den Fokus seines spannenden Romans stellt

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Tilman Röhrig gelingt es, dass wir schon zu Beginn in die Lebenswelt Riemenschneiders eintauchen und in den Hof Wolfmannsziechlein in Würzburg einziehen:

So können wir dem Protagonisten in seine Träume und Erinnerungen folgen, die der Autor als kunstvolles Netz durch das ganze Buch webt.

Zu Beginn des Romans steht Riemenschneider schon auf der Leiter zum Erfolg: Der Stadtrat hat ihn beauftragt, für das Portal der Marienkapelle Adam und Eva aus Stein zu schaffen. In Magdalena, die Tilman Röhrig als fiktive Figur unverwechselbar und einfühlsam gestaltet hat, sieht Riemenschneider das Seelenbild seiner Eva. Als Magdalena ihm schließlich Modell steht - eine besonders warme Szene - entwickeln die beiden den künstlerischen Ausdruck einer neuen, selbstbewussten Eva: In einer Atmosphäre von Befangenheit, Wärme und Nähe entsteht zwischen ihnen "ein unsichtbares Band", tiefe Zuneigung und das Gefühl einer einmaligen Seelenverwandtschaft. Der Leser kann gespannt sein, welche Schlüsselrolle diese Begegnung in der Zukunft dieses "Paars" einnehmen wird: Paradies? Vertreibung? oder Verlorensein im Paradies?...

Wir können Riemenschneider in seiner Werkstatt zusehen, wie er seine "schlafende Eva" aus dem Stein aufweckt, "den Rhythmus und die Melodie seiner Werkzeuge hören, die das erste Menschenpaar in seiner reinen Schönheit erstrahlen lassen";erleben, wie seine begnadeten Hände den Figuren "seine Gefühle mitgeben" und visionalisieren, wie sie zum Spiegel seiner Seele werden - und später - können wir sogar fühlen, wie seine Kunstwerke, die im Totentanz des Lebens der Vergänglichkeit trotzen, Trost- und Erinnerungsfunktion erhalten... Den jungen Händen seiner Heiligenfiguren sind Schmerz und Tod nicht unbekannt. Dieses Merkmal hat Tilman Röhrig anrührend in die Beziehung der Protagonisten eingebaut:

Hände, die trösten können... Der Roman fließt...

Besonders begeistert hat mich auch die Gestaltung der Szene über den Creglinger Altar, in der Riemenschneider "Licht und Schatten regiert" und im Dunkel des Altarraums diese wunderbaren seelenvollen Figuren, deren geheimnisvolles Antlitz tiefe Trauer, aber keine Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung kennt, behutsam auspackt, an ihren Platz bringt und man sogar das Atmen dieses sakralen Raums spüren kann... Gespannt fiebern wir mit Riemenschneider der Enthüllung seines wunderbaren Flügelaltars entgegen...

Hautnah können wir Riemenschneiders wechselvolles Schicksal miterleben, auf Hochzeiten tanzen und zechen, den Künstler in seinem Alltag als sanften Tyrannen begleiten, mit ihm auf die Sprossen seiner Erfolgsleiter klettern, aber auch den dramatischen Absturz miterleiden, wenn nicht nur sein Körper durch qualvolle Marter im dunklen Verlies gestreckt wird...

Auf diesem schmerzensreichen Weg spielt der abscheuliche Stadtpfeifer Hans Bermeter, dessen Flötenspiel uns immer wieder erschaudern lässt, ein unsägliche Rolle...

Wir erleben auch den wichtigen Zeitgenossen und Haudegen Götz von Berlichingen, den Tilman Röhrig überzeugend, ganz anders als von Goethe konzipiert, gestaltet hat. Hier kann sich der Leser auch auf köstliche Szenen freuen...

Einprägsam ist auch Martin Luther geschildert, den wir u.a. bedauern, wenn er bei Kerzenlicht in einem verzweifelten Brief um die Gunst seines Vaters ringt... Gespannt kann man auch auf die Begegnung Luthers mit Riemenschneider sein, der Donner grollt...

Am Ende des Romans sind uns Riemenschneider, Magdalena, Ruprecht, Katharina und der kleine Til fest ans Herz gewachsen...

Insgesamt ein tolles Buch, mit der Liebe zum Detail, mit verklärendem Humor, sprachlich sehr versiert, dicht ,kraftvoll, sanft, "den Menschen auf den 'Mund' schauend", gründlichst recherchiert...

Tilman Röhrig gelingt es, den Künstler Riemenschneider mit seinen sanften Figuren fühlbar werden zu lassen, so dass sie uns verlocken, Kunstkataloge aufzuschlagen oder sie neu oder tiefer an ihren Schauplätzen zu erleben...

Wie Riemenschneider auf die Krönung seines Werks hoffte, so bin ich mir gewiss, dass dieses ganz besondere Buchkunstwerk auch von den Lesern gekrönt werden wird!

Dem Autor sei herzlichst Dank für dieses unvergessliche Leseerlebnis!

geschrieben am 27.08.2011 | 615 Wörter | 3897 Zeichen

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