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Thoms Bericht


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Rezension von

Margot Klein

Thoms Bericht Der mitlaufende Lebensanfang... Schon der Auftakt des Romans "Thoms Bericht" von Tilman Röhrig trĂ€gt den Leser in die Grundmelodie der ErzĂ€hlung: "Vielleicht wĂ€re alles anders gekommen, wenn ich keine roten Haare gehabt hĂ€tte." Der Ich-ErzĂ€hler des Romans, der vierzehnjĂ€hrige Thom, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Abgestoßen und desillusioniert von der Scheinmoral, den LebenslĂŒgen der Erwachsenen, und aus Rache an seinem Vater, einem evangelischen Pfarrer, will er demonstrativ aus der Kirche austreten. Um die Schwellensituation, die ihm auch Angst bereitet, zu ĂŒberwinden, erinnert er sich an die prĂ€genden Erlebnisse seiner Kindheit und vollzieht in diesem Erinnerungsprozess Schritt fĂŒr Schritt die endgĂŒltige Loslösung von seinem bisherigen Leben, von seinen Bindungen, und kommt am Ende dieses Erinnerungsweges zu einer schmerzhaften Gewissheit... Passend zur Seelenlage des Protagonisten, ist dieses ErinnerungsgefĂŒge im Stil eines Berichts geschrieben: Tief verletzt und gedemĂŒtigt, kann sich Thom nur vorsichtig seinen traumatischen Kindheitserlebnissen annĂ€hern und spart deshalb innere Handlungen weitgehend aus: Zu tief sitzen die Verletzungen. Der Leser spĂŒrt aber gerade hinter diesen sachlichen und knappen Beschreibungen ("Mein Vater hat mir nie geschrieben.") die Dimensionen der seelischen Not dieses Kindes, das - sowohl den engen Strukturen eines Dorfes im HunsrĂŒck ausgeliefert ist und seiner roten Haare und Sommersprossen wegen zutiefst verletzende Ausgrenzungen und DemĂŒtigungen erfĂ€hrt - als auch in seinem Elternhaus nicht die notwendige NestwĂ€rme erhĂ€lt. Der Leser, der aus der Sicht des Kindes z.B. die Reaktionen der Erwachsenen erleidet, fĂŒhlt die vielen vergeblichen BemĂŒhungen Thoms und erlebt die lieblosen ZurĂŒckweisungen schmerzhaft mit. Sein Suchen nach Liebe und NĂ€he lĂ€uft immer wieder ins Leere... Dabei nehmen wir hautnah an Thoms Geschichte teil, in der sich Verachtung, Wut und Aggression, vor allem seinem Vater gegenĂŒber, zeigen. Wir erzittern vor der Macht und durchleiden die "Ohn-Macht", besonders in einer extremen SchlĂŒsselszene, die fĂŒr Thom den Abschied von der Kindheit bedeutet... Wie kann ein Kind eine solche Kindheit ĂŒberwintern? Der Autor zeigt uns fein skizzierte Spuren, denen wir achtsam nachspĂŒren können... Der Schritt Thoms ins neue Leben, in das Morgen, wird auch durch den Wechsel der ErzĂ€hlform kunstvoll ausgedrĂŒckt: In der Form eines Tagebuchs, nach der Erfahrung, dass Schreiben Balsam fĂŒr die Seele sein kann, verarbeitet und artikuliert Thom nun seine Entscheidungen und GefĂŒhle im neuen Lebensabschnitt... "Thoms Bericht" ist ein besonders wertvolles Buch, in vieler Hinsicht: Es zeigt die Kunst des ErzĂ€hlens und bietet ein weites Spektrum an wichtigen Themen: z.B.: Gewalt/-prĂ€vention, VerhĂ€ltnis von Jugendlichen und Erwachsenen, PubertĂ€t, Rolle der Literatur, die Kraft der GefĂŒhle, Lebensmut... Mögen viele Leser sich auf die Reise in diese subtile Geschichte begeben!

Der mitlaufende Lebensanfang...

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Schon der Auftakt des Romans "Thoms Bericht" von Tilman Röhrig trÀgt den Leser in die Grundmelodie der ErzÀhlung:

"Vielleicht wÀre alles anders gekommen, wenn ich keine roten Haare gehabt hÀtte."

Der Ich-ErzĂ€hler des Romans, der vierzehnjĂ€hrige Thom, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Abgestoßen und desillusioniert von der Scheinmoral, den LebenslĂŒgen der Erwachsenen, und aus Rache an seinem Vater, einem evangelischen Pfarrer, will er demonstrativ aus der Kirche austreten.

Um die Schwellensituation, die ihm auch Angst bereitet, zu ĂŒberwinden, erinnert er sich an die prĂ€genden Erlebnisse seiner Kindheit und vollzieht in diesem Erinnerungsprozess Schritt fĂŒr Schritt die endgĂŒltige Loslösung von seinem bisherigen Leben, von seinen Bindungen, und kommt am Ende dieses Erinnerungsweges zu einer schmerzhaften Gewissheit...

Passend zur Seelenlage des Protagonisten, ist dieses ErinnerungsgefĂŒge im Stil eines Berichts geschrieben: Tief verletzt und gedemĂŒtigt, kann sich Thom nur vorsichtig seinen traumatischen Kindheitserlebnissen annĂ€hern und spart deshalb innere Handlungen weitgehend aus: Zu tief sitzen die Verletzungen. Der Leser spĂŒrt aber gerade hinter diesen sachlichen und knappen Beschreibungen ("Mein Vater hat mir nie geschrieben.") die Dimensionen der seelischen Not dieses Kindes, das - sowohl den engen Strukturen eines Dorfes im HunsrĂŒck ausgeliefert ist und seiner roten Haare und Sommersprossen wegen zutiefst verletzende Ausgrenzungen und DemĂŒtigungen erfĂ€hrt - als auch in seinem Elternhaus nicht die notwendige NestwĂ€rme erhĂ€lt.

Der Leser, der aus der Sicht des Kindes z.B. die Reaktionen der Erwachsenen erleidet, fĂŒhlt die vielen vergeblichen BemĂŒhungen Thoms und erlebt die lieblosen ZurĂŒckweisungen schmerzhaft mit.

Sein Suchen nach Liebe und NÀhe lÀuft immer wieder ins Leere...

Dabei nehmen wir hautnah an Thoms Geschichte teil, in der sich Verachtung, Wut und Aggression, vor allem seinem Vater gegenĂŒber, zeigen. Wir erzittern vor der Macht und durchleiden die "Ohn-Macht", besonders in einer extremen SchlĂŒsselszene, die fĂŒr Thom den Abschied von der Kindheit bedeutet...

Wie kann ein Kind eine solche Kindheit ĂŒberwintern?

Der Autor zeigt uns fein skizzierte Spuren, denen wir achtsam nachspĂŒren können...

Der Schritt Thoms ins neue Leben, in das Morgen, wird auch durch den Wechsel der ErzĂ€hlform kunstvoll ausgedrĂŒckt: In der Form eines Tagebuchs, nach der Erfahrung, dass Schreiben Balsam fĂŒr die Seele sein kann, verarbeitet und artikuliert Thom nun seine Entscheidungen und GefĂŒhle im neuen Lebensabschnitt...

"Thoms Bericht" ist ein besonders wertvolles Buch, in vieler Hinsicht:

Es zeigt die Kunst des ErzÀhlens und bietet ein weites Spektrum an wichtigen Themen:

z.B.: Gewalt/-prĂ€vention, VerhĂ€ltnis von Jugendlichen und Erwachsenen, PubertĂ€t, Rolle der Literatur, die Kraft der GefĂŒhle, Lebensmut...

Mögen viele Leser sich auf die Reise in diese subtile Geschichte begeben!

geschrieben am 21.10.2012 | 414 Wörter | 2585 Zeichen

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