ISBN | 3608963782 | |
Herausgeber | Christopher Tolkien | |
Autor | John Ronald Reuel Tolkien | |
Verlag | Klett-Cotta | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 352 | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Extras | - |
Durch die Verfilmung von âDer Herr der Ringeâ und âDer Hobbitâ durch Peter Jackson dĂŒrfte John Ronald Reuel Tolkien (J.R.R. Tolkien) als BegrĂŒnder der modernen Fantasy-Literatur jedem ein Begriff sein. SchlieĂlich haben sich seine BĂŒcher millionenfach verkauft und die von ihm geschaffene Welt von Mittelerde ganze Generationen geprĂ€gt. Doch abseits der in beiden Trilogien in Szene gesetzten SchauplĂ€tze im Kampf um den Einen Ring in âDer Herr der Ringeâ und der noch frĂŒher einsetzenden Abenteuer des Bilbo Beutlin in âDer Hobbitâ ist kaum ein Leser mit den ersten ErzĂ€hlungen des von Tolkien geschaffenen Universums vertraut. Dabei hat jede groĂe Geschichte ihren Anfang und jedes Abenteuer seine Wurzeln in der Vergangenheit.
WĂ€hrend die Handlung aus âDer Hobbitâ und âDer Herr der Ringeâ im sogenannten Dritten Zeitalter von Mittelerde spielt, finden sich im Silmarillion drei groĂe ErzĂ€hlungen, die sich im ersten Zeitalter zugetragen haben. Jener Zeit, auf die die uns bekannten Helden der Gemeinschaften um den Zwerg Thorin Eichenschild und dem Hobbit Frodo Beutlin mit groĂer Ehrfurcht zurĂŒckblicken und die in zahllosen Lieder, ErzĂ€hlungen und Geschichten immer wieder aufs Neue heraufbeschworen wird. Neben den ErzĂ€hlungen âDie Kinder HĂșrinsâ und âBeren und LĂșthienâ erhĂ€lt vor allem die Geschichte mit dem Titel âDer Fall von Gondolinâ eine zentrale Rolle im literarischen Korpus des Universums von Mittelerde, da sie als die erste und einzig vollstĂ€ndige ErzĂ€hlung unter den drei groĂen Geschichten dieser imaginĂ€ren Welt gilt.
Schauplatz der Handlung ist Beleriand, die groĂe nordwestliche Region von Mittelerde, einige Jahre nach der Nirnaeth Arnoediad, der Schlacht der ungezĂ€hlten TrĂ€nen: Fingor, Hochkönig der Norder, fiel im Kampf, ebenso wie die OberhĂ€upter des Ă€ltesten Hauses der Menschen. Das BĂŒndnis von Menschen und Elben wurde durch Verrat vernichtend zerschlagen und der dunkle Gott Morgoth hat seinen bisher gröĂten Sieg ĂŒber die Sterblichen errungen. In dieser Zeit wĂ€chst Tuor zu einem stattlichen jungen Mann heran, ein in der Abgeschiedenheit lebender Wanderer, dem es seit Geburt vorherbestimmt ist, die Hoffnung zurĂŒck nach Mittelerde zu bringen. Als ihm eines Tages der Meeresgott Ulmo erscheint, macht sich Tuor auf die Suche nach Gondolin, der verborgenen Stadt der Elben, die als die letzte ihrer Art noch nicht von dem dunklen Morgoth gefunden wurde. Ihrem König, Turgon, soll er von Ulmo eine Warnung ĂŒberbringen: Wenn Gondolin sich nicht offen gegen Morgoth stellt und gegen ihn zu Felde zieht, wird die Stadt fallen und ihren Glanz fĂŒr immer verlieren. Doch der König der Elben hört nicht auf den Menschen. Tuor dagegen bleibt in Gondolin und heiratet Idril, die Tochter des Königs, die einen Sohn mit dem Namen Earendil gebiert. WĂ€hrend die Jahre vergehen, sucht der dunkle Herrscher Morgoth weiterhin nach der verborgenen Stadt, die seinem endgĂŒltigen Sieg ĂŒber die Sterblichen noch im Wege steht, bis eines Tages ein VerrĂ€ter in seine Festung gebracht wird. So erfĂŒllt sich schlieĂlich das Schicksal der letzten groĂen Stadt der Elben sowie die Bestimmung Tuors, mit der Geburt des Halbelben Earendil die Hoffnung nach Mittelerde zurĂŒckgebracht zu haben.
Mit der Veröffentlichung von âDer Fall von Gondolinâ als die letzte der drei groĂen Geschichten des ersten Zeitalters von Mittelerde, das von Christopher Tolkien herausgegeben und von Alan Lee mit vielen Farbtafeln und Zeichnungen illustriert wurde, endet eine seit 2007 andauernde Aufbereitung des Nachlasses von J.R.R. Tolkien, die mit âDie Kinder HĂșrinsâ begann und mit âBeren und LĂșthienâ fortgesetzt wurde. Der Aufbau der ErzĂ€hlung Ă€hnelt sehr seinem VorgĂ€nger, wobei verschiedene Versionen der ErzĂ€hlung, ihre unterschiedlichen Entwicklungsstufen und die jeweiligen Unterschiede zwischen den Texten auf 352 Seiten vorgestellt werden. Neben den vielen verschiedenen Einblicken hinsichtlich der Entstehungsgeschichte ĂŒber den Fall von Gondolin, die den meisten Fans vielmehr als legendĂ€re Elbenschmiede bekannter Klingen wie Stich, Orcrist und Glamdring ein Begriff sein sollte, finden sich in diesem Werk viele Hinweise und Verweise auf voran gegangene Werke ĂŒber Mittelerde sowie ein umfangreicher Anhang mit Namensverzeichnis, Anmerkungen und zwei StammbĂ€umen.
FĂŒr eingefleischte Fans des Universums von Mittelerde bietet âDer Fall von Gondolinâ erneut einen tiefen Einblick in das Denken und Wirken von J.R.R. Tolkien und zeigt zudem auf, wie er seinen ErzĂ€hlungen ĂŒber die Jahrzehnte hinweg allmĂ€hlich Leben einhauchte. Dank der hilfreichen Verweise und Kommentare seines Sohnes lassen sich nun die verschiedenen Arbeitsschritte und Versionen seiner ErzĂ€hlung nachverfolgen und die vielen Illustrationen und Zeichnungen helfen dem Lesenden, sich in das Geschehen hineinzuversetzen. Ein an sich gut gelungenes Werk, das den Höhepunkt der ErzĂ€hlungen des ersten Zeitalters von Mittelerde einen wĂŒrdigen Abschluss verleiht.
geschrieben am 24.11.2018 | 723 Wörter | 4328 Zeichen
Kommentare zur Rezension (0)
Platz für Anregungen und Ergänzungen