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Die Kultur der Renaissance in Italien


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Rezension von

Daniel Bigalke

Die Kultur der Renaissance in Italien Um 1500 gibt es erste Anzeichen einer Globalisierung, erste Raubzüge, Entdeckungsfahrten und Nationalstaaten. Die Reformation in Wittenberg erwirkt eine Denk- und Mentalitätsrevolution, sowie Glaubens- und Bürgerkriege. Es beginnt der neue okzidentale Rationalismus, in welchem das prägende neue Gebilde der Staat ist, dessen Politik eine eigene Rationalität gewinnt. So kann der Philosoph Niccolo Machiavelli als Begründer der Neuzeit gelten. Er, als Reformbeamter in Florenz, setzt den politischen Realismus und Pragmatismus zentral. Er stellt den Unterschied fest zwischen: „Das Leben ist“ und „Das Leben soll“. Man solle sich stets auf den realen Zustand beziehen. Machiavelli betreibt eine pragmatische auf Effizienz ausgerichtete Politik mit dem Ziel der gnadenlosen Selbsterhaltung des Menschen und des Staates (autoconservatione). So steht Machiavellismus für eine skeptisch-realistische Anthropologie, in welcher die Menschen weder gut noch schlecht sind, sondern umstandsbedingt gut und schlecht. Es entsteht ein neues politisches Unternehmertum, das die Möglichkeiten der Machtergreifung anpackt. Das vorliegende Hauptwerk Jacob Burckhardts nun ist das klassische Beispiel großer kulturhistorischer Literatur. Es widmet sich genau jener Epoche italienischer Renaissance, wo die Gedanken Machiavellis aufkeimten. Zum großen Erfolg hat neben dem bahnbrechenden Charakter dieser anschaulichen Epochenschilderung auch ihre literarische Qualität beigetragen. Die Kultur der Renaissance in Italien ist bis heute ein Standardwerk, das die eingangs beschriebene Vorstellung von der Renaissance nachhaltig geprägt hat. Dem Werk liegt ein völlig neuer, von Burckhardt entwickelter vielschichtiger Kulturbegriff zu Grunde, der die gesamte menschliche Lebensgestaltung umfasst. Er schließt den Staat als kulturelle Äußerung ebenso ein wie die Religion und die Produktion von Kunst aller Art sowie die Formen der Geselligkeit und der Feste. So hat dieses wichtigste Werk deutscher Historiographie ungebremste Anerkennung gefunden. Kennzeichen der der Kultur der italienischen Renaissance ist für den Autor, daß Politik als konzeptuelles, ideengeleitetes und von ästhetischen Überlegungen getragenes Geschäft ist, jenseits von moralischer oder religiöser Legitimation. Es entspringt hieraus erstmals der moderne Mensch, als Individuum und Teil einer Gemeinschaft. So war insbesondere der Geist der Stadt Florenz scharf räsonierend und künstlerisch und machte die Stadt zum ersten modernen Staat der Welt. Für Burckhardt erwacht erstmals die objektive Betrachtung des Staates, wonach, wenn die Macht errungen und stabilisiert ist, man die Dinge moralisch neu angehen und umwerten könne, um schließlich erst über die vorherige Gewalt die friedliche Republik zu schaffen. Die Moral ist nur von den Gegebenheiten abhängig. Befriedete politische Verhältnisse bräuchten zuerst ein skrupelloses politisches Vorgehen; alle Mittel der Gewalt seien zugelassen, sollen aber bei ihrer Anwendung verschleiert werden. So gaben gerade die italienischen Fürsten und Regierungen schlimme Beispiele ab: Mord und andere Mittel der Allmacht waren tagesaktuell, so wie der unheimliche Blutdurst des Cesare Borgias, dessen Greuel auch für die Renaissance stehen. Savonarola z.B. wollte Florenz zu einem Reich Gottes auf Erden machen nach einem Ideal der Theokratie, bei welcher sich alle Menschen in Demut vor der Macht des Unsichtbaren beugen. Savonarola inszenierte dazu mystische Opferbrände, drang des Nachts in Häuser ein, um verwerfliche Gegenstände zu finden und zu verbrennen und entwickelte die Idee einer heiligen, makellosen Bürgerschaft. Das Bild Burkhardts ist stellenweise düster und abgründig: Aberglaube, Sittenlosigkeit, Grausamkeit und Pragmatismus in den Stadtrepubliken und Tyrannenstaaten Italiens waren überall vertreten. Das Werk ist in sechs Abschnitte gegliedert, von denen der erste und der letzte dem Staat bzw. der Religion als den tragenden Kräften gewidmet ist. Die vier dazwischen liegenden Abschnitte behandeln die Entwicklung des Individuums, die Wiedererweckung des Altertums, die Entdeckung der Welt und des Menschen sowie die Geselligkeit und die Feste als besondere Merkmale des Zeitalters. Der Autor beschränkt sich auf das italienische Gebiet und auf das 15. und frühe 16. Jahrhundert. In seiner Darstellung der Epoche der Renaissance hat Burckhardt zahlreiche Bezüge zur modernen Zeit hergestellt. Für die Kunst- und Kulturgeschichte schuf er ein bahnbrechendes Werk, weil es vor allem das Wesen moderner Politik erstmals historiographisch beschrieb.

Um 1500 gibt es erste Anzeichen einer Globalisierung, erste Raubzüge, Entdeckungsfahrten und Nationalstaaten. Die Reformation in Wittenberg erwirkt eine Denk- und Mentalitätsrevolution, sowie Glaubens- und Bürgerkriege. Es beginnt der neue okzidentale Rationalismus, in welchem das prägende neue Gebilde der Staat ist, dessen Politik eine eigene Rationalität gewinnt. So kann der Philosoph Niccolo Machiavelli als Begründer der Neuzeit gelten. Er, als Reformbeamter in Florenz, setzt den politischen Realismus und Pragmatismus zentral. Er stellt den Unterschied fest zwischen: „Das Leben ist“ und „Das Leben soll“. Man solle sich stets auf den realen Zustand beziehen. Machiavelli betreibt eine pragmatische auf Effizienz ausgerichtete Politik mit dem Ziel der gnadenlosen Selbsterhaltung des Menschen und des Staates (autoconservatione). So steht Machiavellismus für eine skeptisch-realistische Anthropologie, in welcher die Menschen weder gut noch schlecht sind, sondern umstandsbedingt gut und schlecht. Es entsteht ein neues politisches Unternehmertum, das die Möglichkeiten der Machtergreifung anpackt.

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Das vorliegende Hauptwerk Jacob Burckhardts nun ist das klassische Beispiel großer kulturhistorischer Literatur. Es widmet sich genau jener Epoche italienischer Renaissance, wo die Gedanken Machiavellis aufkeimten. Zum großen Erfolg hat neben dem bahnbrechenden Charakter dieser anschaulichen Epochenschilderung auch ihre literarische Qualität beigetragen. Die Kultur der Renaissance in Italien ist bis heute ein Standardwerk, das die eingangs beschriebene Vorstellung von der Renaissance nachhaltig geprägt hat. Dem Werk liegt ein völlig neuer, von Burckhardt entwickelter vielschichtiger Kulturbegriff zu Grunde, der die gesamte menschliche Lebensgestaltung umfasst. Er schließt den Staat als kulturelle Äußerung ebenso ein wie die Religion und die Produktion von Kunst aller Art sowie die Formen der Geselligkeit und der Feste.

So hat dieses wichtigste Werk deutscher Historiographie ungebremste Anerkennung gefunden. Kennzeichen der der Kultur der italienischen Renaissance ist für den Autor, daß Politik als konzeptuelles, ideengeleitetes und von ästhetischen Überlegungen getragenes Geschäft ist, jenseits von moralischer oder religiöser Legitimation. Es entspringt hieraus erstmals der moderne Mensch, als Individuum und Teil einer Gemeinschaft. So war insbesondere der Geist der Stadt Florenz scharf räsonierend und künstlerisch und machte die Stadt zum ersten modernen Staat der Welt. Für Burckhardt erwacht erstmals die objektive Betrachtung des Staates, wonach, wenn die Macht errungen und stabilisiert ist, man die Dinge moralisch neu angehen und umwerten könne, um schließlich erst über die vorherige Gewalt die friedliche Republik zu schaffen. Die Moral ist nur von den Gegebenheiten abhängig. Befriedete politische Verhältnisse bräuchten zuerst ein skrupelloses politisches Vorgehen; alle Mittel der Gewalt seien zugelassen, sollen aber bei ihrer Anwendung verschleiert werden. So gaben gerade die italienischen Fürsten und Regierungen schlimme Beispiele ab: Mord und andere Mittel der Allmacht waren tagesaktuell, so wie der unheimliche Blutdurst des Cesare Borgias, dessen Greuel auch für die Renaissance stehen. Savonarola z.B. wollte Florenz zu einem Reich Gottes auf Erden machen nach einem Ideal der Theokratie, bei welcher sich alle Menschen in Demut vor der Macht des Unsichtbaren beugen. Savonarola inszenierte dazu mystische Opferbrände, drang des Nachts in Häuser ein, um verwerfliche Gegenstände zu finden und zu verbrennen und entwickelte die Idee einer heiligen, makellosen Bürgerschaft.

Das Bild Burkhardts ist stellenweise düster und abgründig: Aberglaube, Sittenlosigkeit, Grausamkeit und Pragmatismus in den Stadtrepubliken und Tyrannenstaaten Italiens waren überall vertreten. Das Werk ist in sechs Abschnitte gegliedert, von denen der erste und der letzte dem Staat bzw. der Religion als den tragenden Kräften gewidmet ist. Die vier dazwischen liegenden Abschnitte behandeln die Entwicklung des Individuums, die Wiedererweckung des Altertums, die Entdeckung der Welt und des Menschen sowie die Geselligkeit und die Feste als besondere Merkmale des Zeitalters. Der Autor beschränkt sich auf das italienische Gebiet und auf das 15. und frühe 16. Jahrhundert. In seiner Darstellung der Epoche der Renaissance hat Burckhardt zahlreiche Bezüge zur modernen Zeit hergestellt. Für die Kunst- und Kulturgeschichte schuf er ein bahnbrechendes Werk, weil es vor allem das Wesen moderner Politik erstmals historiographisch beschrieb.

geschrieben am 12.09.2009 | 618 Wörter | 3948 Zeichen

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