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Der Physikverführer


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Rezension von

Ragan Tanger

Der Physikverführer Intellektuelle Reize Der ZEIT-Redakteur Christoph Drösser wurde 2005 zum Wissenschaftsjournalisten des Jahres gekürt, dabei unter anderem für seine Entwickelung des Magazins Zeit-Wissen und seine oftmals unterhaltende und lehrreiche ZEIT-Kolumne Stimmts?, in der knifflige naturwissenschaftliche Sachverhalte dem Leser mundgerecht serviert wurden und werden. Zur tatsächlichen Verführung, zur lustvollen Leidenschaft gelangte Drösser dann mit seinem Beststeller der Mathematik-Verführer, in dem jenes wissenschaftliche Steckenpferd des Autors, für ihn die Königin der Wissenschaften, anwenderfreundlich den Laien aufklären durfte. Nun also die gleiche intellektuelle Verführung im Rahmen der Physik. In vierzehn Kapiteln werden alltagsbezogene Probleme, wie die Geschwindigkeit im freien Fall und der schiefen Ebene, der Wirkung des Auftriebes oder das Kuriosum, dass Wurstpellen immer in Längsrichtung aufplatzen, vorgestellt. Eingeleitet werden die Kapitel mit einer meist humorvollen, mal historischen, mal modernen Geschichte, in der das Problem oder die Frage dargestellt wird. Darauf aufbauend folgt dann die wissenschaftliche Erklärung, die von farblich unterlegten Kästchen, in dem physikalische Formeln nähergebracht werden wollen, anschaulichen Zeichnungen und einer abschießenden Aufgabe (Lösungen am Ende des Buchs) begleitet werden. So viel zur Form - sie ist umfangreich und nachvollziehbar. Wie verhält sich nun der Anspruch zum Inhalt? Populärwissenschaftler, die versuchen Spezialdisziplinen dem nicht Studierten näher zu bringen, gibt es einige, und auch Herausragende sind immer wieder dabei, man denke an Albrecht Beutelspachers mathematische Ergüsse, die auch bei Rowohlt jüngst erschienen sind und ein fundierter und nachvollziehbarer Meilenstein waren. Daneben denke man Hermann von Baravalle, einen Anthroposophen, der weniger mit populären Bezügen, als vielmehr mit einfacher, induktiver und herausfordernder Sprache vor gut fünfzig Jahren die Physik pädagogisch so aufbereitet hat, dass es bis heute noch in der Fachliteratur seinesgleichen sucht. Auch Drösser, so viel sei vorweggenommen, kann mit diesen Maßstäben (den nüchternen, aber anschaulichen Baravalles und den pfiffigen Beutelspachers) nicht mithalten. Drösser ist ein verkopfter Verführer, der weniger die Sinne reizt, als die Gehirnzellen brennen lässt. In der Einleitung gibt er zu verstehen, dass es ihm ein Anliegen ist, die wichtigsten physikalischen Formeln aufzuschreiben und mit in seine Form der Erziehung einzubauen. Die hilfreiche und verständliche Übersicht aller wichtigen Formeln am Ende des Buches ist sehr gut gelungen, das Einbauen jener in die einzelnen Kapitel aber halte ich für verwirrend, ganz einfach deshalb, weil dabei von der rein sprachlichen Ebene auf eine abstrakte gewechselt wird, die den Wenigsten, vor allen Dingen ohne tiefere Vorkenntnisse, leicht gelingen wird. So bleibt es häufig beim Versuch, die einzelnen Themen wirklich alltagstauglich einzubauen. Zu akademisch, zu anspruchsvoll ist letztlich der Aufbau, zu wissenschaftlich präzise der Inhalt - immer davon ausgehend, dass wir von Etwas kosten wollen, was wir bisher nur in Ansätzen kennen. Abschließend würde ich folgendes konstatieren: Dieses Buch ist für diejenigen Leser wertvoll, die gute Grundkenntnisse mitbringen, die Spaß haben an Formeln und die sich selbst, durch die Aufgaben am Ende der Kapitel, auf die Probe stellen wollen. Daraus wird dann ein produktives und gewinnbringendes Erfahren erwachsen. Einsteiger und Wissbegierige, die die Physik als echten Schatz erfahren wollen, schauen vielleicht noch mal bei Baravalle rein.

Intellektuelle Reize

weitere Rezensionen von Ragan Tanger


Der ZEIT-Redakteur Christoph Drösser wurde 2005 zum Wissenschaftsjournalisten des Jahres gekürt, dabei unter anderem für seine Entwickelung des Magazins Zeit-Wissen und seine oftmals unterhaltende und lehrreiche ZEIT-Kolumne Stimmts?, in der knifflige naturwissenschaftliche Sachverhalte dem Leser mundgerecht serviert wurden und werden. Zur tatsächlichen Verführung, zur lustvollen Leidenschaft gelangte Drösser dann mit seinem Beststeller der Mathematik-Verführer, in dem jenes wissenschaftliche Steckenpferd des Autors, für ihn die Königin der Wissenschaften, anwenderfreundlich den Laien aufklären durfte.

Nun also die gleiche intellektuelle Verführung im Rahmen der Physik. In vierzehn Kapiteln werden alltagsbezogene Probleme, wie die Geschwindigkeit im freien Fall und der schiefen Ebene, der Wirkung des Auftriebes oder das Kuriosum, dass Wurstpellen immer in Längsrichtung aufplatzen, vorgestellt. Eingeleitet werden die Kapitel mit einer meist humorvollen, mal historischen, mal modernen Geschichte, in der das Problem oder die Frage dargestellt wird. Darauf aufbauend folgt dann die wissenschaftliche Erklärung, die von farblich unterlegten Kästchen, in dem physikalische Formeln nähergebracht werden wollen, anschaulichen Zeichnungen und einer abschießenden Aufgabe (Lösungen am Ende des Buchs) begleitet werden. So viel zur Form - sie ist umfangreich und nachvollziehbar.

Wie verhält sich nun der Anspruch zum Inhalt? Populärwissenschaftler, die versuchen Spezialdisziplinen dem nicht Studierten näher zu bringen, gibt es einige, und auch Herausragende sind immer wieder dabei, man denke an Albrecht Beutelspachers mathematische Ergüsse, die auch bei Rowohlt jüngst erschienen sind und ein fundierter und nachvollziehbarer Meilenstein waren. Daneben denke man Hermann von Baravalle, einen Anthroposophen, der weniger mit populären Bezügen, als vielmehr mit einfacher, induktiver und herausfordernder Sprache vor gut fünfzig Jahren die Physik pädagogisch so aufbereitet hat, dass es bis heute noch in der Fachliteratur seinesgleichen sucht. Auch Drösser, so viel sei vorweggenommen, kann mit diesen Maßstäben (den nüchternen, aber anschaulichen Baravalles und den pfiffigen Beutelspachers) nicht mithalten.

Drösser ist ein verkopfter Verführer, der weniger die Sinne reizt, als die Gehirnzellen brennen lässt. In der Einleitung gibt er zu verstehen, dass es ihm ein Anliegen ist, die wichtigsten physikalischen Formeln aufzuschreiben und mit in seine Form der Erziehung einzubauen. Die hilfreiche und verständliche Übersicht aller wichtigen Formeln am Ende des Buches ist sehr gut gelungen, das Einbauen jener in die einzelnen Kapitel aber halte ich für verwirrend, ganz einfach deshalb, weil dabei von der rein sprachlichen Ebene auf eine abstrakte gewechselt wird, die den Wenigsten, vor allen Dingen ohne tiefere Vorkenntnisse, leicht gelingen wird. So bleibt es häufig beim Versuch, die einzelnen Themen wirklich alltagstauglich einzubauen. Zu akademisch, zu anspruchsvoll ist letztlich der Aufbau, zu wissenschaftlich präzise der Inhalt - immer davon ausgehend, dass wir von Etwas kosten wollen, was wir bisher nur in Ansätzen kennen.

Abschließend würde ich folgendes konstatieren: Dieses Buch ist für diejenigen Leser wertvoll, die gute Grundkenntnisse mitbringen, die Spaß haben an Formeln und die sich selbst, durch die Aufgaben am Ende der Kapitel, auf die Probe stellen wollen. Daraus wird dann ein produktives und gewinnbringendes Erfahren erwachsen. Einsteiger und Wissbegierige, die die Physik als echten Schatz erfahren wollen, schauen vielleicht noch mal bei Baravalle rein.

geschrieben am 15.10.2010 | 489 Wörter | 3132 Zeichen

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