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Der letzte Tag der Unschuld


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Rezension von

Letterschming

Der letzte Tag der Unschuld "Der letzte Tag der Unschuld" von dem brasilianischen Autor Edney Silvestre ist im August 2013 beim Limes-Verlag erschienen. Es ist das Jahr 1961 in Brasilien. Paulo und Eduardo entdecken am See die grausam verstümmelte Leiche einer jungen Frau. Die Polizei geht schnell davon aus, dass der Ehemann der Mörder ist, da die Frau ihm bekanntermaßen fremdgegangen ist. Nur die beiden Jungen können nicht an diese Erklärung glauben und beginnen selbst zu ermitteln. Dabei hilft ihnen ein alter Mann, der früher einmal von der Geheimpolizei gefoltert wurde. Er weiß mehr über die Stadtbewohner als so manch anderer und zusammen machen sich die drei daran, das Rätsel zu lösen. Doch es gibt Menschen, die alles daran setzen werden, dass manche Geheimnisse niemals ans Licht kommen. Gerade die Geschichten, die am Anfang ein wenig seltsam erschienen, sind es manchmal, die einen am meisten beeindrucken. Bei "Der letzte Tag der Unschuld" empfand ich den Klappentext zunächst als so irritierend, dass ich wirklich keine Vorstellung davon hatte, was für eine Art Geschichte hier auf mich zukommen würde. Tatsächlich tritt der eigentlich Kriminalfall hier meiner Meinung nach eher in den Hintergrund. Er ist zwar Auslöser der Geschichte, dient aber doch eher als Basis für Silvestre, um das Brasilien der 1960er-Jahre darzustellen, was ihm auch hervorragend gelungen ist. Zugegebenermaßen hätte ich vor den Lektüre nicht nur wenig über Brasiliens Geschichte gewusst, sondern im Prinzip gar nichts, zumindest nicht über diese Zeit. Dadurch waren die regelmäßigen Diskurse über Politik, Wirtschaft, Geschichte, Kultur und Mentalität des Landes für mich überaus spannend. Wer sich eingehend mit dem Land beschäftigt hat und den Roman deshalb lesen will, für den dürften die Ausführungen nicht unbedingt neu und daher eher langweilig sein. Aber insgesamt ist das Wissen über die jüngere brasilianische Geschichte bei uns doch eher begrenzt und so ist die Lektüre für die meisten Leser sicher überaus lehrreich. Dabei gelingt es dem Autor allerdings, seine Erklärungen niemals belehrend erscheinen zu lassen. Die Informationen sind geschickt mit dem eigentlich Plot verbunden, sodass man das neue Wissen ganz nebenbei erwirbt. Man hat nicht das Gefühl, dass einem der Autor hier einen Vortrag halten will, auch wenn ich im Nachhinein sagen würde, dass die Aufklärung über dieses Kapitel der Geschichte schon seine Hauptintention war, den Roman zu schreiben. Die eigentliche Handlung kommt hier auch nicht zu kurz. Sie konzentriert sich jedoch nicht so sehr auf die ermittlerische Tätigkeit wie es klassische Kriminalromane tun, sondern eher auf die Protagonisten und ihr soziales Umfeld. Man lernt neben den beiden Jungen auch ihre Familien gut kennen, ebenso wie die anderen Figuren, mit denen die drei Hauptfiguren im Laufe des Geschehens zu tun haben. Im Prinzip erhält man auch dadurch wieder Informationen über das Brasilien der 1960er-Jahre, allerdings nicht in Form von allgemeinen Daten, sondern anhand konkreter Beispiele, die stellvertretend für die Bevölkerung jener Zeit steht. Dabei haben die Beschreibungen jedoch nichts mehr mit der oft distanzierten Schreibweise vieler historischer Romane gemein. Der Autor schildert schonungslos auch die kriminelle Gesellschaft und gibt die vulgäre Sprache wieder, wodurch das Erzählte überaus realistisch erscheint. Fazit: "Der letzte Tag der Unschuld" ist in vielerlei Hinsicht ein beeindruckendes Werk. Nicht nur, dass man durch das Buch eine Menge lernen kann, die Geschichte ist auch so offen und schonungslos beschreiben, dass sie wirklich in Erinnerung bleibt. Dabei ist das Leben der Figuren, auch wenn sich die politischen Umstände geändert haben, an vielen Orten auch für die heutige Gesellschaft noch ebenso gültig.

"Der letzte Tag der Unschuld" von dem brasilianischen Autor Edney Silvestre ist im August 2013 beim Limes-Verlag erschienen.

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Buchtitel
2
06.06.2016
4
06.06.2016

Es ist das Jahr 1961 in Brasilien. Paulo und Eduardo entdecken am See die grausam verstümmelte Leiche einer jungen Frau. Die Polizei geht schnell davon aus, dass der Ehemann der Mörder ist, da die Frau ihm bekanntermaßen fremdgegangen ist. Nur die beiden Jungen können nicht an diese Erklärung glauben und beginnen selbst zu ermitteln. Dabei hilft ihnen ein alter Mann, der früher einmal von der Geheimpolizei gefoltert wurde. Er weiß mehr über die Stadtbewohner als so manch anderer und zusammen machen sich die drei daran, das Rätsel zu lösen. Doch es gibt Menschen, die alles daran setzen werden, dass manche Geheimnisse niemals ans Licht kommen.

Gerade die Geschichten, die am Anfang ein wenig seltsam erschienen, sind es manchmal, die einen am meisten beeindrucken. Bei "Der letzte Tag der Unschuld" empfand ich den Klappentext zunächst als so irritierend, dass ich wirklich keine Vorstellung davon hatte, was für eine Art Geschichte hier auf mich zukommen würde. Tatsächlich tritt der eigentlich Kriminalfall hier meiner Meinung nach eher in den Hintergrund. Er ist zwar Auslöser der Geschichte, dient aber doch eher als Basis für Silvestre, um das Brasilien der 1960er-Jahre darzustellen, was ihm auch hervorragend gelungen ist. Zugegebenermaßen hätte ich vor den Lektüre nicht nur wenig über Brasiliens Geschichte gewusst, sondern im Prinzip gar nichts, zumindest nicht über diese Zeit. Dadurch waren die regelmäßigen Diskurse über Politik, Wirtschaft, Geschichte, Kultur und Mentalität des Landes für mich überaus spannend.

Wer sich eingehend mit dem Land beschäftigt hat und den Roman deshalb lesen will, für den dürften die Ausführungen nicht unbedingt neu und daher eher langweilig sein. Aber insgesamt ist das Wissen über die jüngere brasilianische Geschichte bei uns doch eher begrenzt und so ist die Lektüre für die meisten Leser sicher überaus lehrreich. Dabei gelingt es dem Autor allerdings, seine Erklärungen niemals belehrend erscheinen zu lassen. Die Informationen sind geschickt mit dem eigentlich Plot verbunden, sodass man das neue Wissen ganz nebenbei erwirbt. Man hat nicht das Gefühl, dass einem der Autor hier einen Vortrag halten will, auch wenn ich im Nachhinein sagen würde, dass die Aufklärung über dieses Kapitel der Geschichte schon seine Hauptintention war, den Roman zu schreiben.

Die eigentliche Handlung kommt hier auch nicht zu kurz. Sie konzentriert sich jedoch nicht so sehr auf die ermittlerische Tätigkeit wie es klassische Kriminalromane tun, sondern eher auf die Protagonisten und ihr soziales Umfeld. Man lernt neben den beiden Jungen auch ihre Familien gut kennen, ebenso wie die anderen Figuren, mit denen die drei Hauptfiguren im Laufe des Geschehens zu tun haben. Im Prinzip erhält man auch dadurch wieder Informationen über das Brasilien der 1960er-Jahre, allerdings nicht in Form von allgemeinen Daten, sondern anhand konkreter Beispiele, die stellvertretend für die Bevölkerung jener Zeit steht. Dabei haben die Beschreibungen jedoch nichts mehr mit der oft distanzierten Schreibweise vieler historischer Romane gemein. Der Autor schildert schonungslos auch die kriminelle Gesellschaft und gibt die vulgäre Sprache wieder, wodurch das Erzählte überaus realistisch erscheint.

Fazit: "Der letzte Tag der Unschuld" ist in vielerlei Hinsicht ein beeindruckendes Werk. Nicht nur, dass man durch das Buch eine Menge lernen kann, die Geschichte ist auch so offen und schonungslos beschreiben, dass sie wirklich in Erinnerung bleibt. Dabei ist das Leben der Figuren, auch wenn sich die politischen Umstände geändert haben, an vielen Orten auch für die heutige Gesellschaft noch ebenso gültig.

geschrieben am 25.10.2013 | 567 Wörter | 3249 Zeichen

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