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Miteinander reden – Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung


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Rezension von

Lesefreund

Miteinander reden – Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung Nachdem der Autor Friedemann Schulz von Thun in seinem ersten Band der Reihe „Miteinander reden“ das Phänomen der zwischenmenschlichen Kommunikation unter dem Gesichtspunkt der „Störungen und Klärungen“ als hochempfindlichen Informations- aber auch Emotionsaustausch dargestellt hat, geht er bei seinem zweiten Band dazu über, das Gespräch selbst stärker in den Vordergrund seiner Betrachtungen zu stellen. Die Analyse von Sender und Empfänger sowie die Untergliederung der jeweiligen Äußerungen in die Aspekte „Sachinhalt“, „Selbstkundgabe“, „Du-Botschaft“ und „Appell“ hat zwar ein gutes Stück dazu beigetragen, die einzelnen Standpunkte und möglichen individuellen Kommunikationshintergründe zu erhellen, doch führte dies auch zu einem eher statischen Verständnis von zwischenmenschlicher Kommunikation, da der interaktionellen Dynamik eines jeden Gesprächs nur bedingt Rechnung getragen werden konnte. Was nun neu hinzukommt, ist das Verständnis des Gesprächs als kreislaufartiges Geschehen. Eine Unterhaltung ist ja gerade dadurch geprägt, dass ein wiederholter Austausch stattfindet, Äußerungen also mehrfach hin- und hergehen und daher sowohl in ihrem Verständnis als auch in ihrem Missverständnis wesentlich mehr kommunikationsdynamische Wirkung zeigen als bislang angenommen wurde. Diesem neuen, dynamischen Verständnis entsprechend, haben sich auch die Graphiken und Illustrationen verändert. Nach den „Übersetzungshilfen“ aus dem ersten Band, die dem Leser zunächst vermitteln sollten, welche Auswirkungen jeweils eine bestimmte Äußerung in einer – ideal gedachten – bestimmten Situation haben würde, geht es nun darum zu verstehen, wie sich die Inhalte eines Gesprächs im Verlauf der Kommunikation – also über eine gewisse Zeit hin – ihrer Darstellung und ihrem Verständnis nach entwickeln. Schulz von Thun unterscheidet für sein Modell der „Äußerung“ eines Gesprächspartners zwischen dessen „Innerung“, also seinen Erwartungen und Selbsteinschätzungen, sowie der beim Gegenüber ausgelösten Reaktion, die wiederum von dessen Einstellung und Selbstverständnis geprägt ist. Eine „Äußerung“ wird demnach immer von beiden Gesprächsteilnehmern in gewisser Weise geformt, wobei im Fall der „Innerung“ der besondere Umstand hinzukommt, dass diese vor der eigentlichen Kommunikation bereits Einfluss auf eine „Äußerung“ ausüben kann. Bei der Reaktion des Gegenübers ist sich Schulz von Thun bewusst, dass es sich hier ebenfalls um eine Prägung der Kommunikation handelt, die bereits vor Gesprächsbeginn besteht. Als eine Art Disposition verfügt der Angesprochene selbst über eine „Innerung“, die ihn beim Empfang einer „Äußerung“ gewissermaßen passiv prägt – er spricht noch nicht, formt jedoch in seinem Inneren bereits die Bestandteile der weiteren Kommunikation. Auf diese Weise kann es Schulz von Thun zufolge zu einer erheblichen Dynamik innerhalb eines jeden Gesprächs kommen, da nach seinem Verständnis wohl nie eine vollkommene Übereinstimmung zwischen dem Gesagten, dem Gemeintem und dem letztendlich Aufgenommenen – dem Verstandenen – bestehen kann. Vermutlich würde eine solche – ideal gedachte – Übereinstimmung aber auch einen erheblichen Teil der Lebendigkeit eines Gesprächs zunichtemachen. Die Störanfälligkeit der zwischenmenschlichen Kommunikation zeugt vielmehr spiegelbildlich von der Vielfalt ihrer Ausdrucksmöglichkeiten, auf die wohl kaum jemand verzichten wollte. In seinem sogenannten „Teufelskreis-Modell“ stellt Schulz von Thun anschließend allerdings auch die mögliche Ausweglosigkeit bestimmter kommunikativer Situationen dar. Wie im Mythos von Narziss und Echo, bei dem die eine dem anderen nachstellt, dieser jedoch in Reaktion darauf nur umso mehr flieht, kann es auch bei Begegnungen zwischen Menschen zu Tendenzen kommen, die sich mit der Zeit derart verfestigen, dass diese vom Mythos – in gewisser Hinsicht – nicht mehr allzu weit entfernt scheinen. Ist der eine Gesprächspartner also beispielsweise besorgt oder unruhig, weil er nicht weiß, wie es dem anderen geht, dieser jedoch momentan nicht über sein Befinden oder seine Gefühle sprechen möchte, kann dies dazu führen, dass der andere nur umso eindringlicher fragt und schließlich „bohrt“, wodurch sich der andere ausgefragt, kontrolliert oder sogar – wie Narziss – verfolgt fühlen kann und sich unter Umständen immer weiter aus der Kommunikation oder sogar Interaktion mit seinem Gegenüber zurückzieht. Dies macht wiederum den anderen unruhig, nervös, mit der Zeit vielleicht sogar verbittert wie Echo. Der Teufelskreis bleibt jedoch bestehen, da die jeweiligen Dispositionen der Gesprächspartner selbst nicht kommuniziert werden, sondern eher als stumme kommunikative Wirkungsgrößen Druck auf die Gesprächssituation ausüben. Ziel muss es demnach sein, das Gespräch auch auf solche Themen zu lenken, damit zum einen die Klärung der unterschiedlichen Haltungen beider Gesprächspartner einsetzen kann und zum anderen deutlich wird, dass sie einander – bei allen Schwierigkeiten – etwas bedeuten und sich gegenseitig wertschätzen. Mit diesen beiden Modellen im Hinterkopf – der „Innerung“ der Gesprächspartner vor der jeweiligen „Äußerung“ sowie dem Teufelskreis der sich verfahrenden Kommunikation –, die unter der Überschrift „Werkzeuge kommunikationspsychologischen Denkens und Arbeitens“ vorgestellt werden, geht es im Hauptteil des Buchs unter dem Titel „Kommunikationsstile zwischen Persönlichkeits- und Beziehungsdynamik“ in erster Linie um die unterschiedlichen Prägungen typischer Kommunikationsweisen. Sie reichen vom „bedürftig-abhängigen“ über den „bestimmend-kontrollierenden“ bis hin zum „mitteilungsfreudig-dramatisierenden“ Stil, wobei Schulz von Thun insgesamt acht verschiedene ausmacht. Mit dieser Typologie werden Charaktere dargestellt, die beim Lesen wie verschrobene Figuren anmuten, aufgrund ihrer plakativen Überzeichnung jedoch rasch deutlich werden lassen, welche „Innerungen“ – und „Äußerungen“ – sie mithilfe ihrer jeweiligen Ausdrucksweise prägen. Durch diese modellhafte Gesamtübersicht entsteht ein neues Verständnis für die im wirklichen Leben auch tatsächlich zu beobachtenden kommunikativen Verhaltensweisen Einzelner – man denke etwa an das laute, öffentliche Telefonieren mit dem Handy –, die nun aufgrund der erweiterten Reflexionsmöglichkeiten der Modelle Schulz von Thuns in einem etwas anderen Licht als bisher gesehen werden können. Insgesamt hat der Autor mit diesem Band einen Titel herausgebracht, der durch seine Kritik an den bislang gültigen eigenen Modellen einerseits ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit vermittelt, zum anderen durch seine kommunikationspsychologischen Charakterskizzen nicht nur einen reflektierten Unterhaltungswert schafft, sondern darüber hinaus auch ein gutes Maß an Menschenkenntnis vermittelt.

Nachdem der Autor Friedemann Schulz von Thun in seinem ersten Band der Reihe „Miteinander reden“ das Phänomen der zwischenmenschlichen Kommunikation unter dem Gesichtspunkt der „Störungen und Klärungen“ als hochempfindlichen Informations- aber auch Emotionsaustausch dargestellt hat, geht er bei seinem zweiten Band dazu über, das Gespräch selbst stärker in den Vordergrund seiner Betrachtungen zu stellen. Die Analyse von Sender und Empfänger sowie die Untergliederung der jeweiligen Äußerungen in die Aspekte „Sachinhalt“, „Selbstkundgabe“, „Du-Botschaft“ und „Appell“ hat zwar ein gutes Stück dazu beigetragen, die einzelnen Standpunkte und möglichen individuellen Kommunikationshintergründe zu erhellen, doch führte dies auch zu einem eher statischen Verständnis von zwischenmenschlicher Kommunikation, da der interaktionellen Dynamik eines jeden Gesprächs nur bedingt Rechnung getragen werden konnte.

Was nun neu hinzukommt, ist das Verständnis des Gesprächs als kreislaufartiges Geschehen. Eine Unterhaltung ist ja gerade dadurch geprägt, dass ein wiederholter Austausch stattfindet, Äußerungen also mehrfach hin- und hergehen und daher sowohl in ihrem Verständnis als auch in ihrem Missverständnis wesentlich mehr kommunikationsdynamische Wirkung zeigen als bislang angenommen wurde. Diesem neuen, dynamischen Verständnis entsprechend, haben sich auch die Graphiken und Illustrationen verändert. Nach den „Übersetzungshilfen“ aus dem ersten Band, die dem Leser zunächst vermitteln sollten, welche Auswirkungen jeweils eine bestimmte Äußerung in einer – ideal gedachten – bestimmten Situation haben würde, geht es nun darum zu verstehen, wie sich die Inhalte eines Gesprächs im Verlauf der Kommunikation – also über eine gewisse Zeit hin – ihrer Darstellung und ihrem Verständnis nach entwickeln.

Schulz von Thun unterscheidet für sein Modell der „Äußerung“ eines Gesprächspartners zwischen dessen „Innerung“, also seinen Erwartungen und Selbsteinschätzungen, sowie der beim Gegenüber ausgelösten Reaktion, die wiederum von dessen Einstellung und Selbstverständnis geprägt ist. Eine „Äußerung“ wird demnach immer von beiden Gesprächsteilnehmern in gewisser Weise geformt, wobei im Fall der „Innerung“ der besondere Umstand hinzukommt, dass diese vor der eigentlichen Kommunikation bereits Einfluss auf eine „Äußerung“ ausüben kann. Bei der Reaktion des Gegenübers ist sich Schulz von Thun bewusst, dass es sich hier ebenfalls um eine Prägung der Kommunikation handelt, die bereits vor Gesprächsbeginn besteht. Als eine Art Disposition verfügt der Angesprochene selbst über eine „Innerung“, die ihn beim Empfang einer „Äußerung“ gewissermaßen passiv prägt – er spricht noch nicht, formt jedoch in seinem Inneren bereits die Bestandteile der weiteren Kommunikation. Auf diese Weise kann es Schulz von Thun zufolge zu einer erheblichen Dynamik innerhalb eines jeden Gesprächs kommen, da nach seinem Verständnis wohl nie eine vollkommene Übereinstimmung zwischen dem Gesagten, dem Gemeintem und dem letztendlich Aufgenommenen – dem Verstandenen – bestehen kann. Vermutlich würde eine solche – ideal gedachte – Übereinstimmung aber auch einen erheblichen Teil der Lebendigkeit eines Gesprächs zunichtemachen. Die Störanfälligkeit der zwischenmenschlichen Kommunikation zeugt vielmehr spiegelbildlich von der Vielfalt ihrer Ausdrucksmöglichkeiten, auf die wohl kaum jemand verzichten wollte.

In seinem sogenannten „Teufelskreis-Modell“ stellt Schulz von Thun anschließend allerdings auch die mögliche Ausweglosigkeit bestimmter kommunikativer Situationen dar. Wie im Mythos von Narziss und Echo, bei dem die eine dem anderen nachstellt, dieser jedoch in Reaktion darauf nur umso mehr flieht, kann es auch bei Begegnungen zwischen Menschen zu Tendenzen kommen, die sich mit der Zeit derart verfestigen, dass diese vom Mythos – in gewisser Hinsicht – nicht mehr allzu weit entfernt scheinen. Ist der eine Gesprächspartner also beispielsweise besorgt oder unruhig, weil er nicht weiß, wie es dem anderen geht, dieser jedoch momentan nicht über sein Befinden oder seine Gefühle sprechen möchte, kann dies dazu führen, dass der andere nur umso eindringlicher fragt und schließlich „bohrt“, wodurch sich der andere ausgefragt, kontrolliert oder sogar – wie Narziss – verfolgt fühlen kann und sich unter Umständen immer weiter aus der Kommunikation oder sogar Interaktion mit seinem Gegenüber zurückzieht. Dies macht wiederum den anderen unruhig, nervös, mit der Zeit vielleicht sogar verbittert wie Echo. Der Teufelskreis bleibt jedoch bestehen, da die jeweiligen Dispositionen der Gesprächspartner selbst nicht kommuniziert werden, sondern eher als stumme kommunikative Wirkungsgrößen Druck auf die Gesprächssituation ausüben. Ziel muss es demnach sein, das Gespräch auch auf solche Themen zu lenken, damit zum einen die Klärung der unterschiedlichen Haltungen beider Gesprächspartner einsetzen kann und zum anderen deutlich wird, dass sie einander – bei allen Schwierigkeiten – etwas bedeuten und sich gegenseitig wertschätzen.

Mit diesen beiden Modellen im Hinterkopf – der „Innerung“ der Gesprächspartner vor der jeweiligen „Äußerung“ sowie dem Teufelskreis der sich verfahrenden Kommunikation –, die unter der Überschrift „Werkzeuge kommunikationspsychologischen Denkens und Arbeitens“ vorgestellt werden, geht es im Hauptteil des Buchs unter dem Titel „Kommunikationsstile zwischen Persönlichkeits- und Beziehungsdynamik“ in erster Linie um die unterschiedlichen Prägungen typischer Kommunikationsweisen. Sie reichen vom „bedürftig-abhängigen“ über den „bestimmend-kontrollierenden“ bis hin zum „mitteilungsfreudig-dramatisierenden“ Stil, wobei Schulz von Thun insgesamt acht verschiedene ausmacht. Mit dieser Typologie werden Charaktere dargestellt, die beim Lesen wie verschrobene Figuren anmuten, aufgrund ihrer plakativen Überzeichnung jedoch rasch deutlich werden lassen, welche „Innerungen“ – und „Äußerungen“ – sie mithilfe ihrer jeweiligen Ausdrucksweise prägen. Durch diese modellhafte Gesamtübersicht entsteht ein neues Verständnis für die im wirklichen Leben auch tatsächlich zu beobachtenden kommunikativen Verhaltensweisen Einzelner – man denke etwa an das laute, öffentliche Telefonieren mit dem Handy –, die nun aufgrund der erweiterten Reflexionsmöglichkeiten der Modelle Schulz von Thuns in einem etwas anderen Licht als bisher gesehen werden können.

Insgesamt hat der Autor mit diesem Band einen Titel herausgebracht, der durch seine Kritik an den bislang gültigen eigenen Modellen einerseits ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit vermittelt, zum anderen durch seine kommunikationspsychologischen Charakterskizzen nicht nur einen reflektierten Unterhaltungswert schafft, sondern darüber hinaus auch ein gutes Maß an Menschenkenntnis vermittelt.

geschrieben am 15.02.2008 | 897 Wörter | 5861 Zeichen

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