ISBN | 3406751598 | |
Autor | Wolfgang Schwentker | |
Verlag | C.H.Beck | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 1050 | |
Erscheinungsjahr | 2022 | |
Extras | - |
Mit seinen mehr als 6800 Inseln und einem Staatsgebiet, das sich in einem langen Bogen von Norden nach SĂŒden erstreckt, ist Japan mit seinen modernen Metropolen und naturbelassenen Landschaften nicht nur ein Land mit vielen Gesichtern, sondern kann auf eine Geschichte zurĂŒckblicken, die bis zur Ankunft US-amerikanischer Schiffe unter Commodore Matthew Perry im Jahr 1853 lange Zeit nahezu unberĂŒhrt von Ă€uĂeren EinflĂŒssen blieb.
Einerseits fĂŒhrten sowohl die geografische Abgeschiedenheit des japanischen Inselarchipels als auch die selbstgewĂ€hlte Abschottung des Landes gegenĂŒber der AuĂenwelt zu einer rĂ€umlich begrenzten und in sich geschlossenen Entwicklung auf den japanischen Inseln. Andererseits prĂ€gte vor allem der stetige Kontakt zu China durch die Ausbreitung des Buddhismus und die Lehren des Konfuzianismus die Kultur und Sprache Japans entscheidend mit. Von daher lieĂe sich die Geschichte Japans in ihrer Gesamtheit als ein Wechselspiel aus Isolation und Ă€uĂeren EinflĂŒssen beschreiben, zumal das Land rund einhundert Jahre nach der Ankunft der ersten EuropĂ€er im Jahr 1543 sich aus verschiedenen GrĂŒnden zunĂ€chst fĂŒr mehr als zweihundert Jahre von der AuĂenwelt isolierte, bevor die endgĂŒltige Ăffnung und Modernisierung des Landes unter FederfĂŒhrung der USA im Jahr 1857 durchgesetzt werden konnte. Diese Entwicklung fĂŒhrte wiederum mit Beginn des Jahres 1868 mit der Erneuerung der Macht des Tenno und die Abschaffung des Shogunats zur sogenannten Meiji-Restauration, in der die japanische Gesellschaft eine völlige Umgestaltung nach westlichen Vorbildern erlebte und das Land nicht nur in einer vergleichbar kurzen Zeitspanne zu den GroĂmĂ€chten jener Zeit aufschlieĂen lieĂ, sondern sich Japan zur fĂŒhrenden Nation Asiens entwickeln konnte, die es â trotz neuzeitlicher Schwierigkeiten â bis heute geblieben ist. Dennoch war es von den staatlichen AnfĂ€ngen Japans zur Yayoi-Zeit um das Jahr 400 v. Chr. bis zu der von Technik durchdrungenen Gesellschaft der Moderne ein langer Weg, mit einer wechselvollen Geschichte, die von zahlreichen Höhen und Tiefen geprĂ€gt gewesen ist.
In diesem Kontext erweist sich die vom Historiker und UniversitĂ€tsprofessor Wolfgang Schwentker bereits im September 2022 im C.H. Beck Verlag erschienene Publikation âGeschichte Japansâ als ein beeindruckendes und wertvolles Nachschlagewerk, wenn es darum geht, die japanische Geschichte einem international breitem Publikum zugĂ€nglich zu machen und dabei die Frage zu beantworten, warum die japanische Gesellschaft bis heute weitgehend homogen geblieben ist. Beginnend mit der obligatorischen Einleitung, die zusammen mit dem Schluss einen stimmigen Rahmen bildet und in welchen ein ErklĂ€rungsversuch unternommen wird, wieso das japanische Volk mit einer gewissen Arroganz strikter als andere zwischen einem Innen und einem AuĂen zu unterscheiden vermag, widmet sich Wolfgang Schwentker in seinen 1050 Seiten umfassenden AusfĂŒhrungen zunĂ€chst den frĂŒhen AnfĂ€ngen der Siedlungsgeschichte der japanischen Hauptinseln Hokkaido, Honshu, Shikoku und Kyushu. Hierzu zĂ€hlen neben den Wanderungsbewegungen im PalĂ€olithikum (Altsteinzeit) auch detaillierte Informationen ĂŒber erste kulturelle Errungenschaften, die Siedlungs- und Staatenbildung in der Yayoi-Zeit und die Zeit der HĂŒgelgrĂ€ber, von denen noch heute viele erhalten geblieben sind. Das zweite Kapitel steht dagegen ganz im Zeichen des Einfluss der chinesischen Zivilisation auf die japanische Kultur, wobei neben den Beziehungen zum Tang-Reich im 8. Jahrhundert und die AnfĂ€nge des Buddhismus auch der Aufbau eines Zentralstaates und das Kunsthandwerk der japanischen Gesellschaft zu jener Zeit thematisiert wird. Im dritten Kapitel des Buches steht die Etablierung der höfische Gesellschaft zur Heian-Zeit (794 bis 1185) im Mittelpunkt einer nĂ€heren Betrachtung, wobei neben dem kaiserlichen Hofstaats auch die allmĂ€hliche Herausbildung eines Kriegeradels im spĂ€ten 12. Jahrhundert beleuchtet wird. WĂ€hrend im vierten Kapitel des Buches die japanische Kriegerkaste der Samurai als politische Funktionselite wĂ€hrend des japanischen Mittelalters (1185 bis 1568) eine ausfĂŒhrliche und zugleich wĂŒrdige ErwĂ€hnung findet, widmet sich das fĂŒnfte Kapitel der Publikation der zweiten Reichseinigung unter Tokugawa Ieyasu und damit dem Zeitraum der Jahre 1568 bis 1615. Die mit ihr in der Folgezeit einsetzende Pax Tokugawa, einer wĂ€hrend der Edo-Zeit (1603 bis 1868) mehr als 250 Jahren wĂ€hrenden Friedensphase der japanischen Geschichte, wird dagegen im sechsten Kapitel eingehend beleuchtet, wĂ€hrend im siebten Kapitel mit der Meiji-Restauration die AnfĂ€nge der japanischen Moderne zwischen 1840 und 1890 in Mittelpunkt stehen. Hier wird neben der politischen Neuordnung vom Tokugawa-Regime zum Zentralstaat und die ökonomische und soziale Mobilisierung nach 1868 vor allem auf den kulturellen Wesenswandel der japanischen Gesellschaft nach westlichem Vorbild eingegangen. Darauf folgend steht im achten Kapitel des Buches der Weg Japans zur GroĂmacht in Asien bis zum Jahr 1945 im Fokus, wobei neben den japanischen Kolonisationsbestrebungen auch der Ăbergang zum Imperialismus beleuchtet wird. In Kapitel neun zum Themenkomplex der langen Nachkriegszeit Japans, mit der US-amerikanischen Besatzungszeit zwischen 1945 bis 1952 und der Reorganisation der japanischen Gesellschaft bis ins Jahr 1989, und Kapitel zehn, das den Zeitraum von 1989 / 1990 bis in die Gegenwart abdeckt, wird anschlieĂend Japans langer Weg in die Moderne ausfĂŒhrlich dargestellt, wobei es der japanischen Gesellschaft seit Jahrzehnten erfolgreich gelingt, eine nicht immer leicht fallende Gradwanderung zwischen Tradition und Moderne zu vollziehen. ErgĂ€nzt durch einen umfangreichen Anhang, der neben einem Glossar, einem Verzeichnis der Karten und des Bildmaterials auch ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Personenregister umfasst, ist mit der Publikation âGeschichte Japansâ eine wissenschaftlich hervorragend aufbereitete Publikation ĂŒber die Geschichte des fernöstlichen Inselstaates erschienen, die interessierten Lesern lange Zeit eine groĂe Freude bereiten sollte.
Obwohl die japanische Popkultur mit Cosplay, J-Pop und Comics im Manga-Stil in den Gesellschaften des Westens inzwischen fest verankert ist, ist vielerorts ĂŒber die Geschichte Japans noch nicht viel bekannt. Mit der Veröffentlichung der Publikation âGeschichte Japansâ im C.H. Beck Verlag hat der Historiker und UniversitĂ€tsprofessor Wolfgang Schwentker eine beeindruckte Arbeit hervorgebracht, mit deren Hilfe sich interessierte Leser einen sehr guten Ăberblick ĂŒber die japanischen Geschichte, von ihren frĂŒhen AnfĂ€ngen bis in die Moderne, verschaffen können und gleichzeitig in Erfahrung bringen, wieso die japanische Gesellschaft bis heute ihren Traditionen verbunden geblieben ist.
geschrieben am 25.03.2023 | 928 Wörter | 5961 Zeichen
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