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Die großen Seefahrer und Entdecker


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Rezension von

Ragan Tanger

Die großen Seefahrer und Entdecker Ein Romancier berichtet Gemessen an den Verkaufszahlen seiner BĂŒcher und am Bekanntheitsgrad des Autors selbst, zĂ€hlt Jules Verne zu den herausragenden Schriftstellerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. In die Academie francaise, dem elitĂ€ren wissenschaftlichen Zirkel der französischen Gesellschaft, der im Zuge der AufklĂ€rung als rangbildendes Element konstituierend war, ließ man ihn aber nicht eintreten. Zu trivial, zu unwissenschaftlich war aus Sicht der akademischen Kollegen sein Stoff. Eine fatale FehleinschĂ€tzung, wie in der Folgezeit immer wieder deutlich wurde. Denn viele der in seinen BĂŒchern beschriebenen Visionen technischer und mechanischer Natur waren vorweggenommene Erfindungen, die spĂ€ter tatsĂ€chlich Furore machten. Die detaillierte Beschreibung der Mondfahrt oder das akribische VerstĂ€ndnis der Unterseebootnavigation stehen hier stellvertretend fĂŒr eine Vielzahl derartiger Beispiele. Neben seinem intuitiven Voranschreiten der eigenen Zeit, beschĂ€ftigte sich Verne aber ebenso gerne mit den großen Entdeckungen und Abenteuern der Vergangenheit, sofern er sie nicht selbst in einer fiktiven Geschichte behandelte. Aufgrund zahlreicher persönlicher Erfahrungen auf verschiedenen Seeexpeditionen lag sein besonderes Interesse in jenem Bereich der Nautik, dem seit gut 400 Jahren die großen Entdeckungen und letztlich auch die bahnbrechendsten VerĂ€nderungen der humanen Sozialkonstellation vorrausgingen. Der Eroberung neuer Welten per Segelboot, Fregatte oder Dampfschiff waren bis zu Vernes Zeit das prĂ€gende Stilmittel. Und genau in diesem Bereich hatte Verne nicht nur fiktives, sondern auch historisches Interesse, so dass wir es hier mit keinem Roman, sondern vielmehr mit einer Vergangenheitsbearbeitung in der typisch Verneschen Bravour zu tun haben. Vielleicht sogar besser: denn Vernes Schreibe ist hier, verglichen mit seinen sonst nicht immer literarisch hochwertigen ErgĂŒssen, Ă€ußerst trefflich intoniert. Inhaltlich erzĂ€hlt der Franzose von Cooks Reisen, La Perous' Abenteuern oder auch von Alexander von Humboldts gewagter SĂŒdamerikaexpedition. Im zweiten Teil dieses Buches dann werden die Entdeckungen des 19., also Vernes Jahrhundert, reĂŒssiert. Weniger neue Gegenden als kulturelle, religiöse oder architektonische Besonderheiten, die aus europĂ€ischer Sicht faszinierend waren, stehen auf dem Tableau. Abschließend werden die packenden Nord- und SĂŒdpolexpeditionen neu aufgearbeitet, die zur Zeit des Schreibens (zwischen 1868 und 1880) lĂ€ngst nicht abgeschlossen waren, aber bereits genĂŒgend Stoff fĂŒr eine spannende Geschichte abgaben. Diogenes prĂ€sentiert die als historische Quelle, vor allen Dingen als Sichtweise des eurozentristischen 19. Jahrhunderts unverzichtbare Quelle, mit zahlreichen Nachdrucken von Originalzeichnungen jener Zeit und untermalt das Gesagte so mit der entsprechenden Optik. Die, wie hĂ€ufig bei Vernes BĂŒchern, zunĂ€chst als Fortsetzungen in Hetzels (Vernes ProtegĂ©) Zeitschrift herausgegeben wurden, sind hiermit kompakt und als wunderbarer Schmöker in einem Diogenes-Taschenbuch zu erhalten und nicht nur fĂŒr Verne-Fans ein seltenes (weil nicht fiktiver) Highlight. Was Verne hier besonders auszeichnet, ist seine nĂŒchterne Sprache, die sich vom europĂ€ischen Kolonialismus jener Tage so entscheiden abhebt. Es ist just jenes Kriterium, das man bei Verne normalerweise als negativen Kontradiktionspunkt gegen seine großartigen Ideen anfĂŒhrt. Die einfache, unspektakulĂ€re Schreibe trifft in diesem Fall den Nagel auf den Kopf. Die Entdecker mal aus zweiter und nicht dritter Hand entdecken!

Ein Romancier berichtet

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Gemessen an den Verkaufszahlen seiner BĂŒcher und am Bekanntheitsgrad des Autors selbst, zĂ€hlt Jules Verne zu den herausragenden Schriftstellerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. In die Academie francaise, dem elitĂ€ren wissenschaftlichen Zirkel der französischen Gesellschaft, der im Zuge der AufklĂ€rung als rangbildendes Element konstituierend war, ließ man ihn aber nicht eintreten. Zu trivial, zu unwissenschaftlich war aus Sicht der akademischen Kollegen sein Stoff. Eine fatale FehleinschĂ€tzung, wie in der Folgezeit immer wieder deutlich wurde.

Denn viele der in seinen BĂŒchern beschriebenen Visionen technischer und mechanischer Natur waren vorweggenommene Erfindungen, die spĂ€ter tatsĂ€chlich Furore machten. Die detaillierte Beschreibung der Mondfahrt oder das akribische VerstĂ€ndnis der Unterseebootnavigation stehen hier stellvertretend fĂŒr eine Vielzahl derartiger Beispiele. Neben seinem intuitiven Voranschreiten der eigenen Zeit, beschĂ€ftigte sich Verne aber ebenso gerne mit den großen Entdeckungen und Abenteuern der Vergangenheit, sofern er sie nicht selbst in einer fiktiven Geschichte behandelte.

Aufgrund zahlreicher persönlicher Erfahrungen auf verschiedenen Seeexpeditionen lag sein besonderes Interesse in jenem Bereich der Nautik, dem seit gut 400 Jahren die großen Entdeckungen und letztlich auch die bahnbrechendsten VerĂ€nderungen der humanen Sozialkonstellation vorrausgingen. Der Eroberung neuer Welten per Segelboot, Fregatte oder Dampfschiff waren bis zu Vernes Zeit das prĂ€gende Stilmittel. Und genau in diesem Bereich hatte Verne nicht nur fiktives, sondern auch historisches Interesse, so dass wir es hier mit keinem Roman, sondern vielmehr mit einer Vergangenheitsbearbeitung in der typisch Verneschen Bravour zu tun haben. Vielleicht sogar besser: denn Vernes Schreibe ist hier, verglichen mit seinen sonst nicht immer literarisch hochwertigen ErgĂŒssen, Ă€ußerst trefflich intoniert.

Inhaltlich erzĂ€hlt der Franzose von Cooks Reisen, La Perous' Abenteuern oder auch von Alexander von Humboldts gewagter SĂŒdamerikaexpedition. Im zweiten Teil dieses Buches dann werden die Entdeckungen des 19., also Vernes Jahrhundert, reĂŒssiert. Weniger neue Gegenden als kulturelle, religiöse oder architektonische Besonderheiten, die aus europĂ€ischer Sicht faszinierend waren, stehen auf dem Tableau. Abschließend werden die packenden Nord- und SĂŒdpolexpeditionen neu aufgearbeitet, die zur Zeit des Schreibens (zwischen 1868 und 1880) lĂ€ngst nicht abgeschlossen waren, aber bereits genĂŒgend Stoff fĂŒr eine spannende Geschichte abgaben.

Diogenes prĂ€sentiert die als historische Quelle, vor allen Dingen als Sichtweise des eurozentristischen 19. Jahrhunderts unverzichtbare Quelle, mit zahlreichen Nachdrucken von Originalzeichnungen jener Zeit und untermalt das Gesagte so mit der entsprechenden Optik. Die, wie hĂ€ufig bei Vernes BĂŒchern, zunĂ€chst als Fortsetzungen in Hetzels (Vernes ProtegĂ©) Zeitschrift herausgegeben wurden, sind hiermit kompakt und als wunderbarer Schmöker in einem Diogenes-Taschenbuch zu erhalten und nicht nur fĂŒr Verne-Fans ein seltenes (weil nicht fiktiver) Highlight.

Was Verne hier besonders auszeichnet, ist seine nĂŒchterne Sprache, die sich vom europĂ€ischen Kolonialismus jener Tage so entscheiden abhebt. Es ist just jenes Kriterium, das man bei Verne normalerweise als negativen Kontradiktionspunkt gegen seine großartigen Ideen anfĂŒhrt. Die einfache, unspektakulĂ€re Schreibe trifft in diesem Fall den Nagel auf den Kopf. Die Entdecker mal aus zweiter und nicht dritter Hand entdecken!

geschrieben am 06.02.2011 | 466 Wörter | 3141 Zeichen

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